Kalenderbild November 2021: Studentenverbindungen unter dem Druck des Nationalsozialismus – Karikaturen aus dem Album der „Pomerania“

Karikaturen im Pomerania Album, 1933/1934 Quelle: Pomerania Fotoalbum 7.1.39-41

Das Kalenderbild des Monats November zeigt eine Auswahl an Karikaturen aus dem Fotoalbum der Studentenverbindung „Pomerania“ in Aachen. Entstanden sind diese in den Jahren 1933/34. Das Album enthält eine Reihe an Fotos, Flugblättern und Karikaturen dieser Verbindung und wurde von unserem Archivar Herr Dr. Klaus Graf für das Hochschularchiv erstanden.

Ursprünglicher Besitzer des Albums war Kurt Grünwald, geboren am 03.10.1909 in Essen. Er studierte Ingenieurwissenschaften an der RWTH Aachen ab 1929 und trat im selben Jahr in die Studentenverbindung ein. In seinem Album sammelte Grünwald Erinnerungen an Aktivitäten und Feste der „Pomerania“ in Form von Fotografien. Es sind aber auch einige Karikaturen zu finden, welche einen Einblick in die Gefühlswelt und das Alltagsleben der Landsmannschaft geben. Ob Grünwald diese Karikaturen selbst zeichnete oder diese von anderen Personen erhielt, ist leider nicht bekannt.

Im Jahre 1939 kehrte Kurt Grünwald mit einem abgeschlossenen Studium und dem Titel „Diplomingenieur“ in seine Heimatstadt Essen zurück. Er verstarb am 09.06.1976 in Melle (Niedersachsen).

Die offizielle Gründung der Landsmannschaft Pomerania fand am 09. November 1792 statt. Studenten aus Pommern, welche an der Universität Halle an der Saale studierten, schlossen sich zu dieser Verbindung zusammen. Daher leitete sich auch der Name „Pomerania“ ab. Einige Unterlagen belegen jedoch, dass ihre Wurzeln bis in das Jahr 1717 zurückreichen. Damit ist sie eine der ältesten Studentenverbindungen Deutschlands. Die Farben der „Pomerania“ sind Blau und Weiß, wie die pommerschen Landesfarben. Mitglieder tragen himmelblaue Mützen. Füxe, so werden eventuelle Anwärter auf einen Platz in der Verbindung genannt, tragen zusätzlich ein sogenanntes Fuchsenband in den Farben blau-weiß.

Die „Pomerania“ in Aachen wurde eigenständig im Jahre 1920 am Polytechnikum in Wismar als „Freie Verbindung Pomerania“ gegründet. Im Jahre 1922 siedelte sie dann nach Aachen um und nannte sich „Freie akademische Verbindung Pomerania“. Am 02.03.1924 wurden sie dann in eine Landsmannschaft umgewandelt und damit in die DL (Deutsche Landsmannschaft) aufgenommen.

Durch den Druck des Nationalsozialismus mussten sich die meisten Studentenverbindungen auflösen. So auch die „Pomerania“ in Halle (1936) und in Aachen (1935). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstand die Verbindung in Aachen im Mai 1952 aufs Neue. Durch die Teilung Deutschlands und die Entstehung der DDR besaß die Universität in Halle jedoch keine Möglichkeiten für eine Neugründung. Daher entschloss man sich zu einer Fusionierung der beiden Studentenverbindungen, sodass am 18.11.1952 der Verschmelzungsvertrag unterzeichnet wurde. Bis heute existiert die Verbindung unter dem Namen „Landsmannschaft im CC der Pomerania Halle-Aachen“.

Weitere Informationen über die Geschichte der „Pomerania“ in Halle und Aachen finden sie in unserem Beitrag zum Kalenderbild des Monats Januar 2021.

Die Karikaturen entstanden während der Zeit, in der Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, und die NSDAP die Reichtagswahl im März 1933 gewann. Die Partei war schon sehr früh bemüht, studentische und akademische Mitglieder zu gewinnen. So gründete sie bereits 1926 den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB), welcher eine neue Organisationsform der Studenten in „Kameradschaften“ anstrebte. Diese sollte die Studentenverbindungen ersetzen.

Schnell wurde klar, dass auch Studentenverbindungen nicht von der Gleichschaltung ausgeschlossen waren. Mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, erlassen am 07.04.1933, durften die Nationalsozialisten politische Gegner oder jüdische Beamte ohne Grund aus dem Dienst entlassen oder in den Ruhestand versetzen. Dieses Gesetz wurde auch auf die Studentenverbindungen angewandt. So mussten von nun an die Abstammungsverhältnisse aller Mitglieder der Verbindungen geklärt werden und alle Juden, Halbjuden, Vierteljuden und mit Juden verheiratete Mitglieder ausgeschlossen werden.

Viele versuchten mit Ausnahmeregelungen oder Anträgen einen Ausschluss zu umgehen, aber die meisten Mitglieder traten freiwillig aus, um ihren Verbindungen keinen Schaden zuzufügen.

Es gab allerdings auch Studentenverbindungen, die sich weigerten, die Maßnahmen umzusetzen. Zu ihnen zählten insbesondere die Mitglieder der Convente, denen auch die „Pomerania“ angehören. Wie bereits erwähnt, konnten die Verbindungen jedoch nichts gegen die Übermacht der Nationalsozialisten tun. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig als die Suspension (Freiwillige Einstellung des aktiven Betriebs).

Diese Karikaturen spiegeln genau diese Spannungen an den Universitäten und in den Studentenverbindungen wieder. Alle Zeichnungen wirken sehr ernst und dunkel. Keine Spur von den Festen und den guten Zeiten, die eine Mitgliedschaft in einer Verbindung einst versprach. Stattdessen erblickt man nur seriöse und traurige Motive. Wie etwa einen kleinen Mann, der die Beine eines anderen umarmt und dabei am Kopf gestreichelt wird. Oder einen Kopf, in den eine Art Bohrmaschine etwas einzupflanzen scheint. Könnten dies Andeutungen auf die Gehirnwäschen und die Unterlegenheit gegenüber der Nationalsozialisten gewesen sein?

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Philipp Lenard #deutungskämpfe

ein Beitrag des Hochschularchivs der RWTH Aachen

Im Rahmen der Blogparade #Deutungskämpfe hat Matthias Röschner vom Archiv des Deutschen Museums in München „Philipp Lenard – Physiker, Nobelpreisträger und NS-Ideologe: Konstruierte Wirklichkeit“: vorgestellt. Da der spätere Nobelpreisträger Lenard auch an der Technischen Hochschule in Aachen kurze Zeit wirkte, stellte sich für uns die Frage, was wir aus Archivalien unseres Archivs zu Lenard beisteuern können. Das ist leider sehr wenig.

Philip Lenard war von 1896-97 als Dozent für Physik an der RWTH Aachen tätig[1]. Adolf Wüllner warb Lenard an, um die Nachfolge des ordentlichen Professors Otto Wiener anzutreten, welcher nach Gießen berufen wurde[2]. Auch wenn die Anstellung in Lenards Augen vorerst ein Rückschritt bedeutete, da er eine niedrigere Position einnahm als in Breslau, konnte er in Aachen umgehen mit der praktischen Arbeit beginnen. Hier machte Lenard u. a. wichtige Teilentdeckungen zur der Strahlung von Röntgen, welche nach Aussagen Lenards jedoch nicht gebührend Erwähnung fanden[3]. Philipp Lenard zählte von 1886/97 zu den Extra-Ordinarien der RWTH[4].

Es gibt nur wenige Dokumente zu Lenard im Hochschularchiv. Er erscheint in den Vorlesungsverzeichnissen: VV 1896/97 S. 12, 117; VV 1897/98 S. 122. Außerdem sind Auszüge aus den Akten 508a und 964b sowie die Karteikarte zu Lenard sind bei uns online einsehbar.

Eine kleine biographische Eintragung zu Lenard lässt sich ebenso in der Übersicht der Übersicht der Professor:innen und Dozent:innen der RWTH Aachen in den Digitalen Angeboten des Hochschularchivs der RWTH Aachen finden.

Fußnoten:
[1] Hochschularchiv RWTH Aachen Akte 508a
[2] Hochschularchiv RWTH Aachen Akte S5020, darin: Philipp Lenard: Erinnerungen eines Naturwissenschaftlers. Der Kaiserreich, Judenherrschaft und Hitler erlebt hat, S. 41 ff.
[3] ebd.
[4] Hochschularchiv RWTH Aachen Akte 964b

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Kalenderbild Oktober: Ein Sprung in die Vergangenheit der RWTH

Deutsches Akademisches Jahrbuch – Daten der Technischen Hochschulen, Leipzig Verlag von J.J. Weber von 1877 (Quelle: Hochschularchivbibliothek Ba 1877)

Der Kalenderbildbeitrag im Oktober 2021 ist über das „Deutsche Akademische Jahrbuch – Daten der Technischen Hochschulen“ aus dem Jahre 1877. Das Buch ist nicht nur ein Hingucker für sich, sondern enthält auch eine Vielzahl von aufschlussreichen Informationen über nationenübergreifende Universitäten im Jahr 1875/1876.

Das Deutsche Akademische Jahrbuch kann mit anderen Jahrbüchern verglichen werden. Ein Beispiel hierfür ist das Jahrbuch der Rheinisch-Westfälische Technischen Hochschule. Der größte Unterschied hierbei ist das breite Spektrum von Universitäten und Fakten.

In den Jahrbüchern der RWTH-Aachen erhält man einen breit gefächerten Einblick in die Leistungen und Fortschritte, welche die RWTH in diesem Jahr erbracht hat. Allerdings ist dies nicht der einzige Fokus dieser Werke. In den Jahrbüchern der RWTH erhält man auch die unterschiedlichsten Erhebungen und Diagramme in Bezug auf die Studierendenanzahl der entsprechenden Jahrgänge. Anders ist es bei dem Deutschen Akademischen Jahrbuch. Hier liegt die Besonderheit darin, dass viele unterschiedliche Universitäten aufgelistet werden. Beispiele hierfür wären die Preußische Universität in Breslau oder die Deutsche Reichsuniversität in Straßburg.

Des Weiteren erhält man auch Informationen über eine mögliche Aufnahme in das Studium an der RWTH, ebenso wie die Kosten der akademischen Ausbildung sowie über mögliche Stipendien und Fördermöglichkeiten.

Im Falle der RWTH Aachen, welche zum Zeitpunkt des Buches noch den Namen „Königlich Rheinisch-Westfälische Polytechnische Schule“ trug, erhält man einen knappen Einblick in die Geschichte und Gründung der heutigen Hochschule. Anders als bei den nachfolgenden Jahrbüchern wird nicht nur die Studierendenzahl erhoben, sondern auch nach Herkunft und Abschluss unterteilt. Daraus erschließt sich eine weitaus detailliertere Statistik. Bereits 6 Jahre nach der Gründung 1870 brachte die Hochschule mehr als 400 Studierende aus den unterschiedlichsten Ländern und mit verschieden angestrebten Abschlüssen unter.

Wer mehr über die Gründung und die Geschichte der RWTH erfahren möchte, kann sich auf den Seiten der RWTH informieren und ist beim Hochschularchiv an der richtigen Adresse.

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Jahresbericht 2020 des Hochschularchivs der RWTH Aachen

Das Jahr 2020 war für unser Archiv nicht nur aufgrund der Pandemie besonders anspruchsvoll, sondern auch da das 150-jährige Hochschuljubiläum in dieses Jahr fiel. Dementsprechend gab es schon vor allem Ende des Jahres 2019 eine erhöhte Anfragendichte, die jedoch noch ohne die Problematiken des Homeoffice bewältigt werden konnte. Das aufgrund der Pandemie das Jubiläumsjahr an der RWTH nicht so imposant gefeiert werden konnte, wie sich von allen Beteiligten gewünscht, ist für uns jedoch selbstverständlich. Wir hoffen, dass die öffentlichen Feierlichkeiten nach der Krise nachgeholt werden können.

Mit einem Homeoffice-Konzept wurde von Hochschularchiv ab Mitte März 2020 gearbeitet. Das erste Konzept war darauf aufgelegt das insgesamt nur 8 Stunden vor Ort gearbeitet werden durfte. Inzwischen arbeitet die Hälfte der Belegschaft (3 der 6 festangestellten Hiwis) ihre komplette Arbeitszeit über oder zumindest große Teile ihrer Arbeitszeit über vor Ort. Dabei wird jedoch darauf geachtet, dass immer nur eine Person vor Ort ist. Generell ist es jedoch allen Mitarbeitern freigestellt auch komplett im Homeoffice zu arbeiten.

In den Zeiten des harten Lockdowns wurden bei Anfragen vermehrt mit Digitalisaten gearbeitet, um auszugleichen, dass die Benutzer nicht vor Ort die Akten einsehen konnten. Wir sind stolz darauf auch innerhalb dieser schwierigen Zeiten Anfragen innerhalb von ungewöhnlich kurzer Zeit beantwortet haben zu können. 

Der Austausch von Dateien wird über die Dropboxalternative „Sciebo“ vorgenommen und funktioniert so weit sehr gut. Die vor Ort arbeitenden Mitarbeiter versorgen dadurch die im Homeoffice befindenden Personen.

Die Absprache der Mitarbeiter untereinander sowie mit den Praktikant/Innen erfolgte durch eine Whatsapp-Gruppe (später Telegram-Gruppe), sowie Absprachen untereinander via Text, Sprachnachrichten und Telefonaten. Außerdem schrieben schon vor der Pandemie die Mitarbeiten Rundmails in Form von „Tagesmitteilungen“, in welchen sie die erledigten und ausstehenden Arbeiten des Tagesgeschäfts für alle zusammenfassen. Zudem führte jeder Mitarbeiter einmal die Woche ein Telefonat mit dem Geschäftsführer Herr Dr. Klaus Graf.

Während des „new normals“ hat sich das Hochschularchiv der RWTH Aachen dennoch entschlossen weiterhin Praktikant/Innen zu betreuen und diesen Entschluss nicht bereut. Unser Archiv möchte vor allem Geisteswissenschaftlern im Bachelor, welche ein Pflichtpraktikum benötigen, somit die Chancen geben ihr Studium in Regelstudienzeit abzuschließen. Die Betreuung der Praktikanten findet je nach Regelungen der Regierung und eigenem Ermessen der Mitarbeiter entweder online oder vor Ort statt. Dennoch wird stetig daran gearbeitet die Qualität des Praktikums hoch zu halten. Module, welche die Praktikanten im Laufe ihres Aufenthalts im Hochschularchiv durchlaufen werden, werden sofern möglich und notwendig, online gehalten.

Da wir als Team versucht haben nicht nur die Einschränkungen, sondern auch die Chancen der Pandemie zu erkennen, haben wir uns verstärkt auf ein Verzeichnisprojekt konzentriert, welches auch von Zuhause aus durchgeführt werden konnte. Dadurch konnte ein großer Anteil der Promotionskarten von 1901-2000 im Homeoffice verzeichnet und bald der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Zudem hat das Hochschularchiv seine Beitragsfrequenz in den Social Media Kanälen (Instagram, Facebook und dem eigenen Blog) erhöht um in einer Zeit, in der so häufig Transparenz fehlt welche zu liefern.

Wenn wir auf das Jahr 2020 zurückblicken, können wir als Team dementsprechend mit Stolz feststellen, dass wir uns der Krise gestellt und sie gut gemeistert haben. Das „new normal“ wurde von uns verinnerlicht und wir achten sehr auf die Einhaltungen der Regelungen der Regierung und der Universität, dennoch versuchen wir alles in unserer Macht stehende zu tun, um den Arbeitsbetrieb dennoch reibungslos aufrechtzuerhalten.

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Tag des offenen Denkmals 2021 – Schein & Sein

Am Sonntag, dem 12.09.2021, fand nach einem Jahr digitaler Pause wieder der Tag des offenen Denkmals auch bei uns statt. Trotz langer Pause fanden dennoch einige Besucher den Weg zu uns. Themen des Tages waren, dargeboten in verschiedenen Vorträgen, das Regierungsgebäude, die Separatistenbewegung und unsere Archiv- und Öffentlichkeitsarbeit.

Vortrag über das alte Regierungsgebäude und die Gedenktafel an seiner Fassade
Herr Dr. Graf hält im inneren des Gebäude einen Vortrag zur Separatistenbewegung im Rheinland

Neben diesen Vorträgen öffneten wir auch die Pforten unserer Magazine. Unser Archivar Herr Dr. Graf stellte in unseren „heiligen Hallen“ unsere tägliche Arbeit und unser Archiv an sich vor. Unsere Mitarbeiterin Frau Falldorf stellte dazu den Bereich der Bestandserhaltung vor – eine unserer zentralen Aufgaben als Archiv.

Die praktische Bestandserhaltung gezeigt an diversen Gerätschaften

Passend zum Thema der Veranstaltung – Schein & Sein – stellten wir unseren Besuchern zudem Archivalien zum medienbekannten Fall Schwerte/Schneider vor.

Wir bedanken uns herzlich bei unseren Besuchern für ihr Interesse und verabschieden uns – bis zum nächsten Jahr!

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Kalenderbild September 2021: Büffetrechnung anlässlich der Feier der Kammersieger an der RWTH

Lieferbestätigung der Restaurant Elisenbrunnen GmbH für die RWTH Aachen, 26.09.1978 (Quelle: Akte 12121)

Das Kalenderbild des Monats September zeigt eine Bankett- und Veranstaltungsbuchung des Restaurants Elisenbrunnen für die RWTH Aachen aus dem Jahre 1978. Anlass war eine Feier zu Ehren der Leistungswettbewerbe der deutschen Kammern. Hierbei handelt es sich um einen jährlichen Wettbewerb der deutschen Handwerkskammern. Die klassenbesten Handwerker/-Innen treten zunächst auf Kammerebene und dann auf Länder- und Bundesebene an.

An der RWTH gab es gleich fünf ehemalige Auszubildende, die Preise im Wettbewerb errungen haben: In Mechanik haben Hans Fourné, Angel Alvarez-Mendez und der Feinmechaniker Heinz Rochhausen in ihrem jeweiligen Fach sogar einen Platz unter den bundesweit besten Drei erreicht. Der Feinmechaniker Guido Xhonneux landete auf dem dritten Platz auf Landesebene, die Tischlerin Ursula Mahneke wurde zwar Kammerbeste, schied aber aufgrund gesundheitlicher Probleme für den nächsten Wettbewerb aus. Karl Klinner war in seinem Mechanik-Fach ebenfalls Kammersieger.

Anlässlich der Umstände lud der damalige Rektor der RWTH, Prof. Dr. Ottmar Knacke, für den 26.09.1978 „im kleinen Gästekreis die Sieger der Leistungswettbewerbe der deutschen Kammern aus den letzten Monaten… um 18:30 im Gästehaus der Hochschule (Alte Maastrichter Straße) zu einem Umtrunk mit kaltem Büffet“ ein. Aufgetischt wurden Fleisch, Fisch, Salate und Backwaren. Die Getränke wurden von der Personalkantine der RWTH gestellt. Bei dem Empfang ging es ruhig zu: Laut Getränkerechnung wurden insgesamt 60 Flaschen Bier konsumiert. Insgesamt kostete die Bewirtung der Gäste die RWTH fast 800 D-Mark. Hinzu kam noch Blumengesteck und -schmuck der Hochschulgärtnerei.

Es nahmen 45 Leute an dem Empfang des Rektors teil. Darunter waren neben den Gewinner/innen noch Prorektor Gillissen, Teile der Verwaltung und des Personalrates, Verantwortliche der Betriebsschule, die Ausbilder der Sieger sowie weitere Mitarbeiter und Mitglieder der entsprechenden Institute und Meisterausschüsse.

Professor Knacke nutzte die Feierlichkeiten des Abends außerdem, um sich bei den Ausbildern zu bedanken. Allen voran galt sein Dank dem besonderen Engagement der Mitarbeiter, die sich bereit erklärten, die aufgrund der Arbeitsmarktlage schwer vermittelbaren Jugendlichen wie zum Beispiel Schwerbehinderte auszubilden.

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„Und was musst du da so machen?“ – Praktikumsbericht

Spaß beim Transkribieren

Als ich Familien/Freunden davon erzählt habe, dass ich mich für ein Praktikum im Archiv beworben habe, habe ich das ein oder andere Mal gehört: „Ah klingt interessant, aber ich glaube, für mich wäre das nichts“ oder „Und was musst du da so machen?“ Was genau zu meinen Aufgaben gehören würde, wusste ich zu Anfang auch nicht, da ich absolut keine Vorerfahrung mit Archivarbeit hatte. Da ich im Zusammenhang mit meinem Studium „Gesellschaftswissenschaften“ allerdings gerne mit jeglicher Art von Quellen arbeite, wollte ich unbedingt mal im Archivalltag mitarbeiten.

Spätestens ab dem Einführungstag war ich davon überzeugt, dass das Praktikum im Archiv abwechslungsreich sein würde. Durch einen Modulplan und „obligatorische Aufgaben“ hatte ich sofort das Gefühl, dass ich die Archivarbeit in allen Bereichen kennenlernen darf. Nach einer Führung durch die Magazine (Räume, in denen das Archivgut gelagert wird) war der erste Eindruck, den ich festgehalten habe, dass Archivarbeit „endlos“ ist und es immer was zu tun gibt.

Schon in meiner ersten Woche habe ich gelernt, wie Akten umgebettet werden (dass dabei auch ein kleines Bügeleisen verwendet wird, hätte ich vorher nie gedacht ;)), habe das Archiv durch den Dreh einer Room-Tour schnell besser kennengelernt (in den Etagen der Magazine kann man sich schnell mal verlaufen :D) und durfte erste Anfragen selber beantworten. Daran kann man sehen, dass man direkt das Vertrauen aller Mitarbeiter/innen bekommen hat, Verantwortung für eigene Aufgaben zu übernehmen. Es war ein super freundliches und angenehmes Arbeitsklima. Ich habe mich immer auf den „Arbeitstag“ im Archiv gefreut, da ich wusste, dass ich was Neues dazulernen werde. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich Sachen selber erarbeiten konnte/durfte und unter keiner Art von Zeitdruck arbeiten musste.

Als ich das Praktikum noch mal habe Revue passieren lassen für diesen Bericht, ist mir erst mal bewusst geworden, wie viel ich wirklich in diesen 7 Wochen in unterschiedlichen Bereichen gelernt habe. Dazu zählt das angesprochene Umbetten von Akten, die Beantwortung von Anfragen, das Erstellen von Social-Media-Beiträgen, die Bibliotheksorganisation, das Verzeichnen von Beständen, die Digitalisierung eines Fotoalbums und vieles mehr. Durch die Module wie Archivrecht oder Paläographie konnte ich auch theoretisches “Handwerk” lernen, um sie im Archivalltag anzuwenden. So wusste ich z. B. besser, welche Informationen problemlos übermittelt werden konnten und bei welchen Anfragen nochmals Rücksprache gehalten werden musste. Außerdem kann ich erlernte Recherchemöglichkeiten auch für das Studium verwenden, die das Finden von Quellen erleichtern.

Ein großer Dank gilt dem gesamten Archivteam für diese lehrreiche Zeit und für die Möglichkeit, trotz der Corona-Situation das Praktikum zu absolvieren.

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Die Sammlungen der RWTH Aachen – Geschichte in allen Fakultäten

Neben der Sammlung des Hochschularchivs existieren momentan neun weitere Sammlungen an der RWTH: Die Sammlung von künstlichen Herzklappenprothesen, die Sammlung des Reiffmuseums, die Röhrensammlung, die Nachrichtentechnische Sammlung, die Mineralische Sammlung, die Medizinhistorische Sammlung, die Sammlung von Getriebemodellen, die Zoologische Sammlung und die Sammlung von Mathematischen Modellen. Außerdem antwortete das Zuse-Computer-Museum, welches RWTH-extern ist und aus RWTH-Beständen Exponate übernommen hat.

Wir vom Hochschularchiv der RWTH Aachen haben in den letzten paar Monaten eine Bestandsaufnahme dieser Sammlungen gemacht. Dafür mussten viele Telefonate geführt und einige Telefonate mit den verschiedenen Fakultäten geführt werden. Doch jetzt können wir euch die überarbeitete Version der Sammlungsauswertung der RWTH zur Verfügung stellen, welche auch die aktuellen Kontaktpersonen der jeweiligen Sammlungen benennt.

Die Erstellung der Liste hat einige Monate in Anspruch genommen, dennoch sind wir als Team der RWTH Aachen sehr froh, dass wir mit dieser Ausarbeitung weitere Forschungen an der RWTH voranbringen können und hoffen, dass unsere Auswertung in Zukunft von Studenten unserer Hochschule sowie anderen Interessierten weiter ausgearbeitet und als Referenz genutzt werden kann.

Bei Rückfragen über die Sammlungen der RWTH, sowie den Materialien die das Hochschularchiv hierzu zusätzlich bereithält kann sich jedermann gerne bei uns melden. Wir freuen uns sehr auf jedes Anliegen zu antworten.

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Kalenderbild August 2021: Baloise Marine Insurance Company Ltd.

Die Aufnahme zeigt einen Teil der Sammel-Akte Nr. 1192b, die völlig unterschiedliche Inhalte bewahrt.
 
Das Schreiben mit dem schönen Briefkopf stammt aus April 1951 und wurde von der Versicherungsgesellschaft Baloise Marine Insurance Company Ltd. verfasst. Konkret geht es sich hier um die Versicherung eines Radar-Gerätes der Firma Decca Radar Limited. Genauer eines Komplett-Set „Decca Marine Radar Typ 159B“. Dieses Gerät wurde von der RWTH Aachen gekauft und musste mit einem Dampfer aus England nach Deutschland überführt werden.

Die Lieferung erfolgte am 26.04.1951 mit dem Dampfer „Krautsand-Motor-vessel“ von London nach Duisburg. Dieser Versicherungsschein ist das Zeugnis dieses Transfers.

Beeindruckend ist die Tatsache, dass das Versicherungsunternehmen, das 1863 gegründet wurde, heute noch existiert.

Sogar das Schiff lässt sich noch ermitteln: Die „Krautsand“ ist ein Frachtschiff der Stader Schiffswerfte Otte-Stade Germany. Es wurde 1950 gebaut und sein Heimathafen ist Georgetown. Das Schiff hat einem Gewicht von 618 Tonnen, iner Gesamtlänge von 50,02×7,52 m und ein Bruttoraumzahl von 384 m³. Diese und weitere Informationen können sind hier zu finden.

Wie viele Informationen man anhand eines einzelnen Aktenblattes ermitteln und rekonstruieren kann, ist jedes Mal aufs Neue faszinierend!

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Kalenderbild Juli: Ein Schmucktelegramm für die RWTH

Welche Archivalie präsentiert denn das Hochschularchiv im Juli? Richtig erkannt: Die Collage eines Schmucktelegramms vom 12.04.1957 (Signatur: Akte 12057). Dieses wurde von Prof. Hugo Strunz, Dekan der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg, an Prof. Rudolf Jung, den damaligen Rektor der RWTH Aachen, versendet. Anlass war die Ernennung von Ernst Kohlmeyer zum Doktor ehrenhalber. Der Text auf der Innenseite lautet:

Verehrte Magnifizenz

Die Ehrung von Herrn Kollegen Kohlmeyer empfinden wir

zugleich auch als grosse Auszeichnung unserer

Hochschule in Berlin die uns verpflichten wird die

wissenschaftlich kollegialen Bande zwischen unseren

Hochschulen noch enger als bisher zu knüpfen ich habe

morgen Konfirmation meines ältesten Sohnes sodass ich 

leider am Festakt nicht teilnehmen kann darf ich meinen

Wünschen für einen guten Verlauf der Feier die Bitte

anfügen Herrn Kollegen Kohlmeyer als erster die

Glückwünsche der gesamten Berliner Fakultät zu

übermitteln.

Ihr Ihnen ergebener H. Strunz Dekan

Das Hochschularchiv besitzt darüber hinaus noch zahlreiche weitere Informationen zur Ehrung von Ernst Kohlmeyer. Neben Notizen wie z. B. Teilnehmerlisten, Sitzordnungen sowie Zu- bzw. Absagen von eingeladenen Personen sind noch ein Foto der Urkunde und der Schriftverkehr (inkl. Antrag) rundum die Titelverleihung vorhanden. Da Kohlmeyer jedoch nicht an der RWTH angestellt war, sind Informationen zu seiner Person auf einen Lebenslauf und eine Liste seiner Veröffentlichungen begrenzt. Insgesamt verfasste Ernst Kohlmeyer mehr als 75 wissenschaftliche Beträge.

Prof. Ernst Kohlmeyer (geb. 1885, gest. 1962) studierte von 1902 bis 1905 Hüttenwesen in Berlin. Während seiner Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter (1907-1912) schloss er 1909 seine Promotion ab. Nach einigen Jahren bei verschiedenen Wirtschaftsunternehmen kehrte Kohlmeyer als ordentlicher Professor für Hüttenkunde und Chemische Technologie an die Universität Charlottenburg zurück (1927-1945). Nach einer kurzen Unterbrechung  arbeitete  er als Lehrbeauftragter für Spezielle Metallhüttenkunde von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1954. Mit der Verleihung des Titels des Ehrendoktors 1956 würdigte die RWTH Aachen seine Leistungen.

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