Als ich Familien/Freunden davon erzählt habe, dass ich mich für ein Praktikum im Archiv beworben habe, habe ich das ein oder andere Mal gehört: „Ah klingt interessant, aber ich glaube, für mich wäre das nichts“ oder „Und was musst du da so machen?“ Was genau zu meinen Aufgaben gehören würde, wusste ich zu Anfang auch nicht, da ich absolut keine Vorerfahrung mit Archivarbeit hatte. Da ich im Zusammenhang mit meinem Studium „Gesellschaftswissenschaften“ allerdings gerne mit jeglicher Art von Quellen arbeite, wollte ich unbedingt mal im Archivalltag mitarbeiten.
Spätestens ab dem Einführungstag war ich davon überzeugt, dass das Praktikum im Archiv abwechslungsreich sein würde. Durch einen Modulplan und „obligatorische Aufgaben“ hatte ich sofort das Gefühl, dass ich die Archivarbeit in allen Bereichen kennenlernen darf. Nach einer Führung durch die Magazine (Räume, in denen das Archivgut gelagert wird) war der erste Eindruck, den ich festgehalten habe, dass Archivarbeit „endlos“ ist und es immer was zu tun gibt.
Schon in meiner ersten Woche habe ich gelernt, wie Akten umgebettet werden (dass dabei auch ein kleines Bügeleisen verwendet wird, hätte ich vorher nie gedacht ;)), habe das Archiv durch den Dreh einer Room-Tour schnell besser kennengelernt (in den Etagen der Magazine kann man sich schnell mal verlaufen :D) und durfte erste Anfragen selber beantworten. Daran kann man sehen, dass man direkt das Vertrauen aller Mitarbeiter/innen bekommen hat, Verantwortung für eigene Aufgaben zu übernehmen. Es war ein super freundliches und angenehmes Arbeitsklima. Ich habe mich immer auf den „Arbeitstag“ im Archiv gefreut, da ich wusste, dass ich was Neues dazulernen werde. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich Sachen selber erarbeiten konnte/durfte und unter keiner Art von Zeitdruck arbeiten musste.
Als ich das Praktikum noch mal habe Revue passieren lassen für diesen Bericht, ist mir erst mal bewusst geworden, wie viel ich wirklich in diesen 7 Wochen in unterschiedlichen Bereichen gelernt habe. Dazu zählt das angesprochene Umbetten von Akten, die Beantwortung von Anfragen, das Erstellen von Social-Media-Beiträgen, die Bibliotheksorganisation, das Verzeichnen von Beständen, die Digitalisierung eines Fotoalbums und vieles mehr. Durch die Module wie Archivrecht oder Paläographie konnte ich auch theoretisches “Handwerk” lernen, um sie im Archivalltag anzuwenden. So wusste ich z. B. besser, welche Informationen problemlos übermittelt werden konnten und bei welchen Anfragen nochmals Rücksprache gehalten werden musste. Außerdem kann ich erlernte Recherchemöglichkeiten auch für das Studium verwenden, die das Finden von Quellen erleichtern.
Ein großer Dank gilt dem gesamten Archivteam für diese lehrreiche Zeit und für die Möglichkeit, trotz der Corona-Situation das Praktikum zu absolvieren.