Maria Lipp: Vorreiterin für Wissenschaft und Gleichberechtigung

Auf dem Kalenderbild des Monats Januar, das die Ehrenpromotion von Wilhelm Heemeyer 1958 an der RWTH Aachen zeigt, sitzt Maria Lipp  mit bedeutenden Persönlichkeiten der Hochschule, darunter Rektor Dr. F. Rudolf Jung, an einem Tisch (Sig. 3.1.8_k). Der Moment wurde im Senatssitzungssaal festgehalten, bevor die Feierlichkeiten mit einem gemeinsamen Frühstück im Hotel Quellenhof fortgesetzt wurden.

Die Lebensgeschichte von Maria Lipp, geborene Bredt-Savelsberg, beginnt am 6. April 1892 in Stolberg/Rheinland. Als Adoptivtochter des Aachener Chemikers Julius Bredt trat sie in die Fußstapfen ihres Stiefvaters und schrieb sich im Wintersemester 1913/14 als achte Studentin überhaupt an der „Königlichen Technischen Hochschule“ in Aachen ein.

Nachdem sie 1917 ihr Diplom in Chemie mit Auszeichnung erhalten hatte, setzte sie ihre akademische Laufbahn fort. Im Jahr 1918 promovierte sie als erste Frau an der Aachener Hochschule. Maria Lipp setzte ihre Pionierarbeit fort und habilitierte sich 1923 als erste Frau an der TH für das Fach Organische Chemie. Ihre Arbeit behandelte die „Chemie der hydroaromatischen Verbindungen, Chemie des Camphers und der Terpene“.

Auch nach der Heirat mit ihrem Kollegen Peter Lipp setzte Dr.-Ing. habil. Maria Lipp ihre Tätigkeit als Privatdozentin und Assistentin ihres Mannes fort. Ihr Einfluss auf die Chemiestudentinnen war unübersehbar. Zahlreiche Dissertationen zwischen 1918 und 1931 widmeten sich dem von ihr erforschten Thema „Kampfer“.

Die Jahre 1938 und 1943 markierten entscheidende Schritte in der Karriere von Maria Lipps, als sie zur außerordentlichen Professorin und schließlich zur Ordinaria für Organische Chemie ernannt wurde – beides erstmals für eine Frau an der TH. Für ihre langjährigen Verdienste erhielt sie 1942 das „Treuedienst-Ehrenzeichen“, und obwohl diese Auszeichnung in die politische Zeit des Dritten Reiches fiel, bleibt ihre politische Gesinnung Spekulation.

Nach den Herausforderungen des Kriegsendes bemühten sich Maria und ihr Mann, den Lehr- und Forschungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Auch nach dem Krieg blieb sie ihrer Universität treu, wurde 1949 erneut zur Ordinaria ernannt und bekleidete von 1954 bis 1956 das Amt der Dekanin. 1960 wurde Maria Lipp emeritiert und verstarb am 12. Dezember 1966 in Köln. Ihr Vermächtnis als Trägerin des „Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland“ und als Wegbereiterin für Frauen in der Wissenschaft lebt weiter.

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