Anlässlich des 150 jährigen Jubiläums der RWTH Aachen stellten wir Anfang des Jahres Klaus Ricking´s „Der Geist bewegt die Materie“ auf unsere Webseite.
Das Buch erzählt den Werdegang der 1870 eröffneten polytechnischen Schule von der Grundsteinlegung durch den preußischen König Wilhelm I. bis zur heutigen Zeit als eine der weltweit bedeutendsten geltenden technischen Universitäten. In der Anfangszeit musste die neugegründete Schule gegen allerlei Widerstände ankämpfen, so war ihre Ansiedlung aus Sicht der vorwiegend katholischen Aachener Bevölkerung zu preußisch-protestantisch. Im Laufe der Zeit entwickelte sie sich jedoch zu einer immer höher anerkannten Universität, insbesondere ist dies auf die wissenschaftliche Gleichstellung durch das Habilitations- und Promotionsrecht zurückzuführen. Die TH wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Aachener Region. Infolge der Besetzung durch die alliierten Truppen nach der Niederlage im ersten Weltkrieg, entwickelte sich die Hochschule zu einer Hochburg nationaler Einheit. Im dritten Reich giff das Reichsministerium für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung in die Lehre und wissenschaftliche Arbeit an der RWTH ein und ordnete Lehre und Forschung unter. Bei Kriegsende waren rund 70 % der Gebäude zerstört und die Hochschule faktisch am Boden. Erst am 3. Januar 1946 war die Wiederaufnahme eines eingeschränkten Lehrbetriebes möglich, der noch ein Jahr auf die restlichen Einrichtungen warten musste. In den folgenden 15 Jahren wuchs die RWTH enorm, die Fläche um beinahe das dreifache und die Studentenzahlen wie an keiner anderen Universität Deutschlands. Neue Fächer und Fakultäten kamen hinzu sowie Mitte der 60er Jahre die philosophische und medizinische Fakultät.
Die erste Auflage von „Der Geist bewegt die Materie“ erschien 1995. Die Veröffentlichung auf unserer Homepage nahm Klaus Ricking zum Anlass zur Modifikation einiger Mängel. Die Lesbarkeit wurde mithilfe einer neuer Seitenzählung erleichtert und Abbildungen ausgetauscht. Insbesondere muss auch der damalige Erscheinungszeitpunkt berücksichtigt werden. Im Jahr des Jubiläums wurde das Doppelleben des ehemaligen TH-Rektors Hans Schwerte aufgedeckt und dominierte die Feierlichkeiten, sodass die Rolle der RWTH im Dritten Reich sowie der Umgang mit ihr nach 1945 in den öffentlichen Fokus rückte. Zum damaligen Zeitpunkt gab es keine wissenschaftliche Forschung hierzu und noch 2012 beklagte der Historiker Rüdiger Hachtmann innere Widerstände, die eine sachlichen Auseinandersetzung boykottieren. In den 2000er Jahren wurde im Auftrag des Rektorats eine umfassende biographische Personendatenbank erstellt aus der zahlreiche Veröffentlichungen resultierten, die erneut die kritiklose Mentalität nach der NS-Zeit verdeutlichen. Aufgrund dieser nach 1995 erschienenen Arbeiten hat Klaus Ricking das Literaturverzeichnis ergänzt.
Quelle: Ricking, Klaus: Der Geist bewegt die Materie. Mens agitat molem. 125 Jahre Geschichte der RWTH Aachen. 2. Auflage. Aachen: Mainz, 2020. (Sg. 1995/2)