Aachens Brunnen I – Brunnen der sieben freien Künste

Den auf dem Karlshof stehenden Brunnen der sieben freien Künste schuf Ottmar Hollmann 1969. Die acht Bronzetafeln bilden die sieben freien Künste (septem artes liberales) ab, ein in der Antike entstandener Fächerkanon. Die sieben freien Künste wurden in zwei Gruppen, nämlichen das Trivium (Dreiweg) und das Quadrivium (Vierweg) unterteilt. Zum Trivium gehörten die Grammatik, die Rhetorik und die Dialektik; das Quadrivium umfasste die Arithmetik, die Geometrie, die Musik und die Astronomie. Traditionell beschreibt dieser Fächerkanon die einem freien Mann zustehende Bildung; im Mittelalter galt er als Vorbereitung auf die weitergehenden Studiengänge Theologie, Jura und Medizin (https://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_freie_K%C3%BCnste).

Die Inhalte der sieben freien Künste wurden zunächst durch Kloster-, Dom- und Kathedralschulen sowie städtische Bildungseinrichtungen und freie Magister (Lehrer) vermittelt. Mit Entstehung der Universitäten wurde die sogenannte Artistenfakultät (Facultas Artium) als vierte Fakultät, neben der Theologie, dem Recht und der Medizin, in das Studium Generale (Allgemeine Studien) integriert und wurde damit zum Vorläufer der Philosophischen Fakultät. Dieser Name war zum Teil schon im 15. Jahrhundert gebräuchlich.

Die achteckige Form zitiert den Grundriss des Oktogons des Aachener Domes, welches aus der Zeit Karls des Großen stammt. Damit bezieht sich der Brunnen auch auf die Hofschule Karls des Großen (https://de.wikipedia.org/wiki/Karolingische_Renaissance#Bildung), daher fehlen die technischen Fächer.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

KulturSpur(en) im alten Regierungsgebäude – Tag des offenen Denkmals 2022

Unter dem Motto „KulturSpur – ein Fall für den Denkmalschutz“ öffnete dieses Jahr wie immer am zweiten Sontag im September das Hochschularchiv der RWTH Aachen seine Pforten für den alljährlichen „Tag des offenen Denkmals“. Unser Archiv boz wieder eine Führung durch das alte Regierungsgebäude und unsere Magazine an. Das Krimi-Motto wurde aufgegriffen durch die Ausführungen des Archivars und Geschäftsführers Dr. Klaus Graf über die nationalsozialistische Vergangenheit des Gebäudes. Zur NS-Zeit befand sich in diesem Gebäude ein Standort der politischen Polizei (Gestapo) des Terrorregimes.

Neben den Vorträgen konnten die Besucher*innen Herrn Graf auch ihre Fragen zur Geschichte des Gebäudes und zur der alltäglichen Arbeit im Archiv stellen.

Obwohl die Pandemie noch nicht ganz überwunden ist, nahmen in diesem Jahr wieder so viele Besucher an der Führung teil wie vor  Corona (etwa 50 Personen). Das Hochschularchiv der RWTH Aachen bedankt sich bei allen, die vorbei geschaut haben und freut sich schon auf das kommende Jahr.

Veröffentlicht unter Veranstaltungen | Verschlagwortet mit , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Kalenderbild September 2022: Die Staatspolizei am Bahnhof im März 1939

Das Bild unseres Jahreskalenders für den Monat September entstammt dem Nachlass der Familie Söller, welcher im Juni 2016 an das Hochschularchiv übergeben wurde. Konkret besteht dieser aus den Fotos mehrerer Alben, die Frau Söller von Ihrer Mutter geerbte hat. Diese arbeitete in den 1940er Jahren als Sekretärin im Institut für Eisenhüttenkunde. In dieser Zeit entstanden auch die meisten Fotos aus dem Besitz der Familie Söller und gewähren einen Einblick in den Alltag an der RWTH Aachen zur Zeit des Nationalsozialismus.

Bei unseren Kalendern der vergangen Jahre wurde bereits mehrmals auf die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte Bezug genommen. So wurden einerseits Vorgänge wie der Fall Scheider/Schwerte aufgegriffen, die einer breiten Öffentlichkeit bereits bekannt sind. Anderseits wurden aber auch unbekannte Geschichten erzählt. Dazu zählt etwa die von Katharina Ruland, die sich am 26. Februar 1934 durch Ausfüllen eines Fragebogens um die Einstellung als Dozierende an der RWTH Aachen bewarb. In dem Kalenderbildbeitrag aus August 2018 wird diese Handlung Rulands in den damals allgegenwärtigen Zustand der Überwachung, Unsicherheit und (potenziellen) Verfolgung eingeordnet. 

Die „Stapo“ am Bahnhof (9.5.ad)

Beim Nachlass der Familie Söller handelt es sich ebenfalls um eine noch nicht erzählte Geschichte. So zeigen einige Bilder die Weihnachtsfeier des Instituts für Eisenhüttenkunde von 1941 (Sig. 9.5_w). Auch wurde ein anderes Bild (Sig.: 9.5_c) bereits von uns auf Facebook und Instagram vorgestellt. Andere wiederum weisen einen unmittelbaren Bezug zum Nationalsozialismus auf. So sind auf der hier vorgestellten Bild Beamte der Staatspolizei am Bahnhof im März 1939 zu sehen. Wiederum auf einem anderen Bild (Sig. 9.5_s), das auf der Rückseite mit Die „Damen“ der Stapo beschriftet ist, sind mehrere Sekretärinnen zu sehen, die nach eigener Aussage gezwungen waren, Schreibaufträge für die Gestapo zu übernehmen. Eine dieser Frauen war die Mutter von Frau Söller, die jüdische Mitbürger anschreiben und ihnen Aufforderungen zuschickte, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu versammeln. Sie war sich vollends bewusst, was dies in Wirklichkeit bedeutete, und gab selbst an, in Einzelfällen die betroffenen Personen vorab gewarnt zu haben. Dieses Verhalten zeugt davon, dass es auch in jener Zeit  Personen gab, die nicht nur an ihre eigene Sicherheit dachten, sondern bereit waren, Risiken zum Schutz ihrer jüdischen Mitbürger einzugehen.           

Veröffentlicht unter Allgemein, Kalenderbild | Verschlagwortet mit , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Kalenderbild August 2022: Aachen und seine Gärten

„Liebes Lenchen!“, so beginnt die Nachricht auf der Postkarte (Sig.: 9.3.h), die auch unser Kalenderbild für den Monat August 2022 stellt. Weiter lautet die Nachricht:

„War gestern gut wieder hier angekommen. Hoffe bis heute noch viel Schlaf nachzuholen. Verbleibe Dir mit den besten Grüßen – der Ewald“

Bei wem es sich um „Lenchen“ oder „Ewald“ handelt oder in welcher Beziehung sie zueinanderstanden, ist uns leider nicht bekannt. Datiert ist die Postkarte vom Verfasser selbst auf den 14. Mai. Das Jahr 1913 verrät uns noch der Poststempel.  

Vorderseite der Postkarte
Rückseite der Postkarte

Das Postkartenmotiv zeigt den Eingang des Hauptgebäudes, welcher für uns heute fremd wirkt. Auf der Treppe zum Eingang befinden sich links und rechts Sockel mit Straßenlaternen. Umgeben ist der Eingangsbereich von mehreren Bäumen und Sträuchern. In diesem „Garten der Technischen Hochschule“, so betitelt ihn die Postkarte selbst, befinden sich zudem mehrere Sitzgelegenheiten in Form von Bänken.

Im Hintergrund steht eine Art Brunnen, welcher geziert ist von einem Piedestal mit Bürste. Bei diesem Brunnen handelt es sich um das „Intze-Denkmal“. Otto Adolf Ludwig Intze war von 1895 bis 1898 Rektor der Hochschule. Zuvor unterrichtete der Professor für Wasserbau, Baukonstruktion und Baustofflehre auch an der selbigen. Besonderen Einfluss genoss Intze auch außerhalb der Hochschule. Nach seinen Forschungserkenntnissen wurden auch noch weit nach seinem Tod im Jahre 1904 Wasserhochbehälter wie Talsperren erbaut. 

Übrig geblieben ist weder etwas vom Denkmal noch vom Garten. Wann genau das Denkmal und der „Garten“ weichen mussten, ist uns nicht bekannt. In Abgleich mit anderen Postkarten bestand der Garten jedoch mindestens bis in Jahre 1921.

Spurlos verschwunden ist Otto Intze aus Aachen jedoch nicht. Noch heute sind eine Straße nahe dem Hauptgebäude und ein Studierendenwohnheim nach ihm benannt.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Kalenderbild Juli 2022: Die RWTH und ihre „Türme“

Im Jahre 1962 beschloss das Studierendenwerk, gemeinsam mit der Stadt Aachen, dass es an der Zeit war neuen Wohnraum für die inzwischen ca. 10.000 Studierenden der RWTH Aachen zu schaffen. Am Fuße des Lousbergs, an der Rütscher Straße, sollten vier Türme gebaut werden, die Platz für über 900 Studenten bieten. Es dauerte nur drei Jahre, bis der erste Turm am 1. Mai 1965 eröffnet und bezogen werden konnte: das Otto-Petersen-Haus steht nun schon seit 57 Jahren. 

schwarz-weiß Fotografie der Türme, 1963-67
(Fotosammlung 2.2.3 c)

Es dauerte nicht lang, bis auch die anderen Türme eröffnet wurden. Bereits 1966 konnte das Otto-Intze-Haus bezogen werden, 1968 folgten dann das Theodore-von-Kármán-Haus und das Walter-Eilender-Haus.

Aber woher haben „die Türme“ oder „Walter, Theodore und die zwei Ottos“, wie die Gebäude liebevoll von ihren Bewohnern genannt werden, ihre Namen? Alle vier Wohnanlagen wurden nach einflussreichen Personen, die einen Bezug zur RWTH Aachen haben, benannt. 

Otto Petersen (1874-1953) war ein deutscher Eisenhüttenmann und promovierte im Jahre 1906 an der RWTH. 1917 wurde er dann zum Hauptgeschäftsführer und Schatzmeister des Vereins deutscher Eisenhüttenleute ernannt. Er erhielt eine große Anzahl an Auszeichnungen und Titeln, wodurch die Entwicklung des deutschen Eisenhüttenwesens bis heute mit dem Namen Otto Petersen verbunden sind. Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges unterstützte Petersen die NSDAP und wurde zum „Wehrwirtschaftsführer“ und „Leiter der Hauptgeschäftsführung des Hauptringes Eisenerzeugung“ beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion ernannt. Aufgrund seiner Kooperation mit den Nationalsozialisten wurde ihm 1948 das passive Wahlrecht entzogen.

Otto Intze (1843-1904) war ein deutscher Bauingenieur und lehrte als Professor für Wasserbau, Baukonstruktion und Baustofflehre an der RWTH Aachen. 1895-98 war er Rektor der RWTH. Während seiner Zeit an der Universität erhielt Intze eine große Anzahl an Ehrungen und Preisen. So wurde ihm beispielsweise von Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1884 der „Rothe Adlerorden“ verliehen. Unter seiner Rektoratszeit wurden einige wichtige Veränderungen der Hochschulordnung verzeichnet, wie zum Beispiel die Verleihung des Promotionsrechts.

Theodore von Kármán (1881-1963) war ein ungarisch-amerikanischer Physiker und Luftfahrttechniker und leitete ab dem Jahre 1913 das Institut für Aerodynamik der RWTH Aachen. 1926 erhielt er eine Einladung, beim Aufbau eines Aerodynamischen Instituts am California Institute of Technology zu helfen. 1919 übernahm er dann die Leitung des „Guggenheim Aeronautical Laboratory“ und pendelte seitdem zwischen Aachen und den USA. Mit der Machtübernahme der NSDAP im Jahre 1933 zog sich Kármán aus Deutschland zurück und blieb bis 1949 Direktor des „Guggenheim Aeronautical Laboratory“. Bis heute gilt Theodore von Kármán als Pionier der modernen Aerodynamik und der Luftfahrt- und Raketenforschung. Er war (Ehren-) Mitglied in 41 wissenschaftlichen Gesellschaften in zwölf verschiedenen Ländern. Die Ehrendoktorwürde wurde insgesamt 28-mal an ihn verliehen.

Walter Eilender (1880-1959) war ein deutscher Metallurg und leitete das Institut für Eisenhüttenkunde und Gießerei der RWTH.  Unter anderem wurde er im Oktober 1928 zum Direktor der Fakultät für Stoffwirtschaft, Fachabteilung Hüttenkunde befördert. Diese zählte zu seiner Zeit zur größten und renommiertesten Abteilung in Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Hüttenkundler absolvierten ihr Studium an der TH Aachen.

Aber wie lebt es sich in den Türmen? 

Jeder Bewohner bekommt ein 12m² großes Zimmer, Küche und Bad werden mit den Mitbewohnern derselben Etage geteilt. Schon früh haben sich die Türme auf ihre studentischen Einwohner eingestellt. So wurde bereits in den 90ern in alle Häuser ein Internetanschluss verlegt, damit der Gang zur Bibliothek erspart werden konnte. Und auch auf das Zusammenleben wurde wertgelegt. In der Motorbar, die seit 1967 im Otto-Petersen-Haus zu finden ist und von den Studenten selbst betrieben wird, kommen die Bewohner seit nun fast 50 Jahren einmal die Woche zusammen, um gemeinsam zu trinken, zu spielen oder einfach Zeit zu verbringen. „Die Türme“ haben ebenfalls eine gemeinsame Facebook-Seite, auf der alle Informationen über bevorstehende Veranstaltungen zu finden sind. 

Für weitere Informationen über das Zusammenleben in den Türmen lohnt es sich, die Kurzdokumentation vom WDR mit dem Titel „Trautes Heim“ aus den späten 90ern zu schauen. 

Veröffentlicht unter Kalenderbild | Verschlagwortet mit , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Kalenderbild Juni 2022: Otto Gruber und seine Aquarelle

Am 16. Mai 1953 eröffnet die Fachabteilung der Architektur im Reifmuseum eine ganz besondere Ausstellung: das „Lebenswerk Otto Grubers“. Zu sehen waren Baufotografien, Skizzen, Zeichnungen und auch Aquarelle. Das Kalenderbild Juni war eines dieser Aquarelle. Es stellt sich nun die Frage: Wer war Otto Gruber und was machte diese Ausstellung so besonders?

Blumenaquarell von Otto Gruber (Signatur: G 12)

„Otto Gruber“ ist eigentlich Professor Dr. Ing. Dr. E.h. Otto Gruber. Der Beginn seines wissenschaftlichen Werdeganges befand sich an der TH München. An dieser begann er im Oktober 1903 sein Studium der Architektur, welches er im März 1907 an der TH Karlsruhe beendete. Gruber blieb dieser Universität lange Zeit verbunden. Hier promovierte er 1914 zum Thema „Überlinger Profanbau des 15. und 16. Jahrhunderts“ und schloss daran 1919 seine Promotion zum Thema „Oberdeutsche Bauernhaustypen – ihre geschichtliche Entwicklung und Stammeszugehörigkeit“ an. Später lehrte Gruber an dieser Universität. Erst als Privatdozent, später als ordentlicher Professor. 1928 führte ihn sein Weg schließlich nach Aachen. Ein Jahr nach Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er dann Rektor – ernannt durch das Reichserziehungsministerium.

In dieser Funktion trieb er die „Gleichschaltung“ der Hochschule voran und unterstütze damit die Terrorherrschaft des NS-Regimes. Seine positive Einstellung zum NS-Regime fand sich bereits in seiner Antrittsrede wieder. Gruber war dabei angeblich nie selbst Mitglied der NSDAP. Von 1936-1944 soll er nur ein „Anwärter“ auf eine Mitgliedschaft gewesen sein.

Den Einfluss der NSDAP stütze er an seiner Hochschule durch die Ernennung von Parteimitgliedern zu Dekanen. Zu diesen Personen zählt unter anderem Herwart Opitz. Dieser war neben seiner NSDAP-Mitgliedschaft auch SA-Mann. Seit 1933 richtete er seine Forschungsarbeit auf die deutsche Rüstungsindustrie aus. In seiner Funktion als Leiter des Werkzeugmaschienenlaboratoriums (WZL) ab 1936 richtete er auch dieses Institut nach diesem Ziel aus. (Einen Beitrag zu Herwart Opitz von unserer ASTA findet ihr hier: https://www.asta.rwth-aachen.de/projekte/mahnmale-der-rwth/opitz/)

Neben Grubers Tätigkeit an der RWTH im Dienste des nationalsozialistischen Staates brachte er sich auch außerhalb seiner Rektorenstellung für das Regime ein. Er war dabei Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, dem Reichskriegerbund und weiteren NS-Organisationen. 1936 gründete er selbst die „Mittelstelle für Heimatschutz“. Diese Tarnorganisation der nationalsozialistischen Außenpolitik war unter anderem in Belgien und den Niederlanden aktiv.

Im September 1937 wurde Gruber von Alfred Rosenberg, dem Chefideologen der NSDAP, im Auftrag des Führers zu einer „Kulturtagung“ eingeladen. Der Führer lud ihm im selben Monat ein, dem Empfang des faschistischen Ministerpräsidenten Mussolini in München beizuwohnen. 1938 wurde Gruber in seiner Rolle als Rektor durch Alfred Bruntu abgelöst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Untergang des NS-Regimes stimmte die Militärregierung in Aachen seiner Wiedereinstellung zu. Am 30. Oktober 1947 erfolgte die Ausstellung eines „Entlastungszeugnis“ (Clearance Cerfiticate) durch die Militärregierung. Solche Prozesse der „Entnazifizierung“ waren nicht unüblich: Herwart Opitz, der von Gruber ernannte Dekan und Nationalsozialist, konnte sich nach zwei Anläufen seine Entnazifizierung durch die Militärregierung bestätigen lassen. Opitz wurde später noch Rektor der RWTH (1967-1969).

 Gruber verstarb vier Jahre nach der Ausstellung seines Lebenswerkes im Alter von 74 Jahren. Weitere seiner Aquarelle könnt ihr auf unseren Social Media- Kanälen sehen z. B. hier https://www.instagram.com/p/CcFa0lgIYh-/ oder hier: https://www.instagram.com/p/CX-4m-8Iu4M/.

Quelle:

Datenbank Bundesarchiv zu Otto Gruber: https://www.bundesarchiv.de/nachlassdatenbank/viewresult.php?sid=874c9be628649e857b0d

Veröffentlicht unter Kalenderbild | Verschlagwortet mit , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Die Sache mit den Schutzfristen… – Teil 2

Vor Kurzem haben wir unsere interne Grafik für die Schutzfrist von Personalakten aktualisiert und wollten euch diese nicht vorenthalten.
Diese Grafik kommt bei uns innerhalb des Praktikanten-Moduls Archivrecht zum Einsatz und soll das Gesetz zur personenbezogenen Akte nach dem ArchivG NRW veranschaulichen.

Allgemein gelten bei personenbezogenen Dokumenten folgende Schutzfristen, die sich von der urheberrechtlichen Schutzfrist unterscheiden:

▪ 10 Jahre nach dem Tod

▪ 100 Jahre nach der Geburt (falls das Todesdatum unbekannt ist)

▪ 70 Jahre nach Entstehung (falls sowohl das Todes-, als auch das Geburtsdatum unbekannt sind)

Je nach Akteninhalt gibt es noch andere Fristen und Aspekte die beachtet und eingehalten werden müssen.

Grafik Schutzfrist Personalakte

In unserer Grafik beginnt die Laufzeit der PA (=Personalakte) im Jahr 1985. Die Person im Beispiel ist im Jahr 2010 verstorben. Die PA wäre also 2020 einsehbar, da hier das Todesdatum bekannt ist und die Schutzfirst nach 10 Jahren endet. Hätten wir diese Information nicht, wäre die Akte bis 100 Jahre nach der Geburt gesperrt. Da wir dieses nicht in unserem Beispiel gegeben haben und die Frau des Verstorbenen im Jahr 2012 noch einen Nachruf der PA hinzugefügt hat, gehen wir von 30 Jahre nach dem letzten Eintrag in der PA aus. Die PA in diesem Beispiel unterliegt demnach im Jahr 2042 keiner Schutzfrist mehr und darf eingesehen werden.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Kalenderbild Mai: Ein Lagebericht der RWTH Aachen 1947 – Zerstörungszustand, Situation ihrer Mitglieder und Bedarfswünsche

Wir befinden uns im Jahr 1947 und es wird versucht, die Baustellen, die durch den Zweiten Weltkrieg entstanden sind, zu ermitteln und Lösungen für diese zu finden. Mit diesem Anliegen wendet sich das amerikanische Hilfswerk von Milwaukee an die Stadt Aachen. Die Stadt wollte die Hochschule dabei miteinbeziehen und erbat dafür „Unterlagen über Lehrkörper, Studenten, Zerstörung, dringenden Bedarf“. Dieses Anliegen wurde am 10. Mai 1947 an die Universität formuliert und um eine eilige Bearbeitung gebeten, da der Bericht zeitnah dem Sozialminister zugestellt werden sollte. Am 13. Mai 1947, also vor genau 75 Jahren, wurde der Lagebericht der Hochschule dann mit dem folgenden Inhalt übermittelt:


 

Die gegenwärtige Lage der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, 1947 – Seite 1 von 2 (Quelle: 964 b)

Die gegenwärtige Lage der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

Die technische Hochschule Aachen ist, ebenso wie die Stadt, durch die Bombardements, die Belagerung und die Evakuierung in personeller und materieller Hinsicht mit einzigartiger Schwere getroffen worden.

Etwa die Hälfte der Gebäude und Einrichtungen ist zerstört oder schwer beschädigt. Der mit Ende 1944 einsetzende Wiederaufbau hat, hauptsächlich infolge der knappen Materialzuweisung, nur sehr langsame Fortschritte machen können. Infolgedessen sind alle Veranstaltungen von Lehre und Forschung stark behindert, die größere Räumlichkeiten und Zurüstungen erfordern.

Die Spezialbüchereien der einzelnen Institute und auch ihre Apparaturen sind in beträchtlichem Ausmaße verloren gegangen, teils durch Zurückhaltung in anderen Ländern und Besatzungszonen.

Von der Hauptbibliothek sind alle Zeitschriften, die vor 1935 erschienen sind und in der Nähe von Aachen in einem Bunker untergebracht waren, noch im Januar 1945 durch Sprengung des Bunkers vernichtet worden. Besonders hemmend ist, daß der laufende Bedarf an Büchern, Papier sowie sonstigen Lehr- und Forschungsmitteln für Studierende und Dozenten auch nicht in bescheidenstem Ausmaß gedeckt werden kann.

Am 3. Januar 1946 wurde die Technische Hochschule trotz schwerer Bedenken wieder eröffnet. Es war ein großes Wagnis, denn es mußten zunächst die primitivsten Lebensbedingungen für die Hochschulangehörigen und vor allem für die zu erwartenden Studierenden geschaffen werden.

Die Zahl der Studierenden beträgt im laufenden Sommersemester 1040. Infolge des numerus clausus konnten von den etwa 2000 Bewerbern in diesem Semester nur etwa 120, davon 40 Lehramtskandidaten, aufgenommen werden.

Der Personalbestand des Lehrkörpers und der Verwaltung ist überaus lückenhaft und unzureichend. Von 45 Ordinariaten und Extraordinariaten sind z.Zt. nur 25 besetzt. Die Auffüllung des Lehrkörpers wird einerseits durch die Überlastung der Entnazifizierungsinstanzen übermäßig hinausgezögert, anderseits auch dadurch erschwert, daß sich das Kabinett des Landes Nordrhein-Westfalen die Berufung auf die Lehrstühle vorbehalten hat.

Die für die Gesamtbevölkerung Aachens bestehenden Lebenserschwernisse wirken sich auf den geistigen Arbeiter besonders ungünstig aus, wobei wir besonders darauf hinweisen möchten, daß aus den eingangs erwähnten Gründen Aachen hinsichtlich Wohnung, Ernährung und Heizung ganz besonders schlecht gestellt ist. Ganz abgesehen von der geringen Kalorienzahl, die durchschnittlich weit hinter dem Minimum zurückbleibt, (z.Zt. sind es nicht einmal 1000 Kalorien) fehlt es an Eiweiß, Fett und vitaminhaltigen Lebensmitteln.

Die schwierige Lage der Technischen Hochschule wird besonders durch folgende Probleme gekennzeichnet:

  1. Unzureichende Verpflegung der Studierenden und Dozenten
  2. Unzureichende Bekleidung
  3. Fehlen von Lehrbüchern, Lehrmaterialien und Büromaterialien

Zu 1) Es ist zwar gelungen, eine allerdings nur „zeitgemäße“ Verpflegung (nächste Wort auf Seite 2)


 

Die gegenwärtige Lage der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, 1947 – Seite 2 von 2 (Quelle: 964 b)

Verpflegung für die Studierenden zu sichern, aber die Verpflegung ist durchaus ungenügend, obgleich die zusätzliche Schülerspeisung eine wertvolle Hilfe gebracht hat. Die mangelhafte Ernährung im Verein mit unzureichender Unterbringung und Heizung gefährdet die Gesundheit der Studierenden erheblich. Nach der noch in Gang befindlichen ärztlichen Kontrolle hat der größere Teil der Studierenden Untergewicht und ist daher für Krankheiten anfällig.

Zu 2) Auch hier liegt kein Sonderproblem für die Studierenden und Hochschulangehörigen vor; es ist höchstens insofern für den größten Teil besonders vordringlich, als die meisten Studierenden aus dem Feld kommen und natürlich nur ungenügend mit Wäsche, Zivilkleidung, Schuhwerk und den Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs wie Schnürsenke[l,] Seife usw. versorgt sind.

Zu 3) Jetzt ist die Lage die, daß Lehrbücher praktisch gar nicht mehr erhältlich sind und die Bereitstellung von Papier, Laboratoriumsbedarf usw. auch für die geringsten Anforderungen gänzlich unzureichend ist. Der augenblickliche Papierbedarf für Unterrichtungszwecke ist:

  • Schreibpapier   10000 kg
  • Zeichenpapier   3000 kg
  • Pauspapier   1000 kg
  • Millimeterpapier   100 kg
  • Papier mit halblogarithmischer Teilung   40 kg
  • Papier mit doppeltlogarithmischer Teilung   40 kg

Für Lehr- und Forschungszwecke werden in erheblichem Umfang fotographisches Material, Filme und Platten gebraucht. Der Bedarf für die nächste Zeit ist ungefähr:

  • photographische Filme   Format 6 x 9 cm2   1000 Meter
  • [photographische Filme] Format 24 x 36 mm2 200 Meter
  • besonders gelatinearmer Film für elektronenoptische Versuche   Format 6 x 9 cm2   100 Meter
  • photographische Platten (Kontrastplatten) für Diapositive   Format 8×10 cm2   1500 Stück
  • Entwickler Metol – Hydrochinon   50 Liter
  • Fixiersalz   50 kg

Weiterhin besteht ein sofortiger dringender Bedarf an 10 Schreibmaschinen.

Amerikanische Hilfe wäre der Hochschulbibliothek sehr willkommen, um die durch den Krieg entstandenen Lücken im Bestand der amerikanischen wissenschaftlichen Zeitschriften wieder auszufüllen, die in einer besonderen Anlage aufgeführt sind.


 

Foto vom Inneren des stark zerstörten Hauptgebäudes. Der Entstehungszeitpunkt wird auf 1945 geschätzt. Auf der Rückseite des Fotos steht: Blick vom Zeichensaal des Ersten Stocks des Hauptgebäudes Templergraben 55 (im Hintergrund Dom und Rathaus). Zerstört im 2.Weltkrieg. (Quelle: 2.1.1_f)

In der zum Schluss genannten Anlage vom 13. Mai 1947 wurden dabei 46 verschiedene Zeitschriften aufgelistet. Lediglich die Jahrgänge von 1935 bis 1939 waren noch vorhanden. Die aus den vorherigen Jahrgängen waren alle verloren gegangen und die nach 1939 hatte man nicht erhalten. Hier nur ein paar der angeforderten Journale: Journal of the Franklin Institute aus Philadelphia und Physical Review aus Minneapolis.

Zur Veranschaulichung des Zustandes zeigt das hier beigefügte Foto den Zeichensaal des Hauptgebäudes nach einer Schätzung um 1945. Die Decke des Raumes scheint offen zu sein sowie der Boden. Durch die verbrannten Balken kann man in den darunter liegenden Raum schauen, wo man die Fenster sehen kann.

Diese Dokumente sind ein wichtiges Zeugnis, um die Situation der Hochschule nach dem Zweiten Weltkrieg zu erfassen. Die Akte 964 b bietet darüber hinaus noch viele weitere interessante Unterlagen von Juli 1945 bis März 1952.

Veröffentlicht unter Allgemein, Kalenderbild | Hinterlasse einen Kommentar

Eintauchen in das Gedächtnis der RWTH

Arbeiten im Homeoffice

Arbeiten im Homeoffice

Für die Erarbeitung einer Hausarbeit hatte ich mich intensiver mit Archivalien auseinandersetzen müssen. Da ich dies sehr spannend fand, habe ich mich für ein freiwilliges Praktikum beim Hochschularchiv beworben.

Das Vorstellungsgespräch mit Filis gab mir direkt das Gefühl mit einem tollen Team arbeiten zu werden. Auch mit den anderen Kollegen lief die Zusammenarbeit stets gut und alle waren sehr hilfsbereit und unterstützten einen bei seinen Aufgaben, sodass ich mich schnell in der Lage sah, selbstständig zum Beispiel Anfragen zu beantworten.

Generell war die Arbeitsatmosphäre sehr angenehm, da einem genug Zeit für die Bearbeitung der Aufgaben gegeben wurde und man sich seine Aufgaben zum Teil auch selbst aussuchen konnte. Einen positiven Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre hatte aber auch der überaus niedliche „Mitarbeiter“ Okami – Filis‘ Hund, der sie oft auf der Arbeit begleitete.

Das Aufgabenspektrum war vielseitig, so lernte ich unter anderem Akten umzubetten, Anfragen zu beantworten, Social-Media-Beiträge zu erstellen, Bücher in die Archivbibliothek aufzunehmen sowie Abgaben zu verzeichnen. Aber auch in die administrativen Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Abheften von Rundschreiben, bekam ich einen Einblick.

Diese Vielfalt an Einsatzbereichen und auch die verschiedenen Module, in denen einem die unterschiedlichen Aspekte der Archivarbeit nähergebracht werden, lässt einen vollends in die Arbeit in einem Archiv Einblick nehmen und in einige Bereiche auch eintauchen. 

Die Bearbeitung von Anfragen fand ich am spannendsten, da man so, wenn das Archiv Akten zu dem Thema hat, viele verschiedene Archivalien sichten konnte. Das ein oder andere Mal kam man sich wie ein richtiger Detektiv vor, der anhand weniger Informationen und den richtigen Hinweisen folgend, die passenden Archivalien aufspüren musste.
Auch aufgrund dessen habe ich mich dazu entschieden – mit meinem Mitpraktikanten zusammen – das Video über den Ablauf der Bearbeitung einer Anfrage zu machen.

Das Praktikum war in seiner Gesamtheit sehr spannend und interessant und trotz kleiner Einschränkungen aufgrund der pandemischen Lage habe ich das Gefühl, die Arbeit in einem Archiv gut kennengelernt zu haben.

Für die stets freundliche Unterstützung und gute Zusammenarbeit möchte ich mich beim gesamten Team des Hochschularchivs bedanken.

Veröffentlicht unter Allgemein, Praktikum | Hinterlasse einen Kommentar

Praktikum beim Gedächtnis der RWTH Aachen

Das Kalenderbild April ist ein Praktikanten-Rückblick. Wir durften uns immer über zahlreiche Unterstützung freuen. Ohne diese wäre einiges im Archiv nicht möglich gewesen. Die Praktikant:innen haben die Mitarbeiter:innen des Hochschularchivs entlastet und neue Ideen mit reingebracht, welche wenn möglich in die Tat umgesetzt wurden.

Auch während der Pandemie ist unter Berücksichtigung der Auflagen ein Praktikum bei uns möglich. Zwar ist die enge Zusammenarbeit etwas erschwert, aber wir geben stets unser bestes jedem/r Praktikant:in ein zufriedenstellendes Praktikumserlebnis bei uns zu geben.

Wenn ihr auch noch auf der Suche nach einem vielseitigen Praktikum seid und Interesse an den alltäglichen Aufgaben im Archiv seid, dann könnt ihr uns gerne eure Bewerbungsunterlagen unter archiv@rwth-aachen.de oder über den Postweg zukommen lassen.

Etwas detailliertere Informationen könnt ihr auf unserer Webseite und auf YouTube bekommen. Zudem posten wir regelmäßig Praktikumsberichte.

Wir freuen uns auf die zukünftigen Praktikanten und wollen uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei allen vergangen Praktikanten bedanken und wünschen diesen alles Gute für ihre weiteren Wege.

Veröffentlicht unter Allgemein, Kalenderbild | Hinterlasse einen Kommentar