Kalenderbild Juni 2022: Otto Gruber und seine Aquarelle

Am 16. Mai 1953 eröffnet die Fachabteilung der Architektur im Reifmuseum eine ganz besondere Ausstellung: das „Lebenswerk Otto Grubers“. Zu sehen waren Baufotografien, Skizzen, Zeichnungen und auch Aquarelle. Das Kalenderbild Juni war eines dieser Aquarelle. Es stellt sich nun die Frage: Wer war Otto Gruber und was machte diese Ausstellung so besonders?

Blumenaquarell von Otto Gruber (Signatur: G 12)

„Otto Gruber“ ist eigentlich Professor Dr. Ing. Dr. E.h. Otto Gruber. Der Beginn seines wissenschaftlichen Werdeganges befand sich an der TH München. An dieser begann er im Oktober 1903 sein Studium der Architektur, welches er im März 1907 an der TH Karlsruhe beendete. Gruber blieb dieser Universität lange Zeit verbunden. Hier promovierte er 1914 zum Thema „Überlinger Profanbau des 15. und 16. Jahrhunderts“ und schloss daran 1919 seine Promotion zum Thema „Oberdeutsche Bauernhaustypen – ihre geschichtliche Entwicklung und Stammeszugehörigkeit“ an. Später lehrte Gruber an dieser Universität. Erst als Privatdozent, später als ordentlicher Professor. 1928 führte ihn sein Weg schließlich nach Aachen. Ein Jahr nach Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er dann Rektor – ernannt durch das Reichserziehungsministerium.

In dieser Funktion trieb er die „Gleichschaltung“ der Hochschule voran und unterstütze damit die Terrorherrschaft des NS-Regimes. Seine positive Einstellung zum NS-Regime fand sich bereits in seiner Antrittsrede wieder. Gruber war dabei angeblich nie selbst Mitglied der NSDAP. Von 1936-1944 soll er nur ein „Anwärter“ auf eine Mitgliedschaft gewesen sein.

Den Einfluss der NSDAP stütze er an seiner Hochschule durch die Ernennung von Parteimitgliedern zu Dekanen. Zu diesen Personen zählt unter anderem Herwart Opitz. Dieser war neben seiner NSDAP-Mitgliedschaft auch SA-Mann. Seit 1933 richtete er seine Forschungsarbeit auf die deutsche Rüstungsindustrie aus. In seiner Funktion als Leiter des Werkzeugmaschienenlaboratoriums (WZL) ab 1936 richtete er auch dieses Institut nach diesem Ziel aus. (Einen Beitrag zu Herwart Opitz von unserer ASTA findet ihr hier: https://www.asta.rwth-aachen.de/projekte/mahnmale-der-rwth/opitz/)

Neben Grubers Tätigkeit an der RWTH im Dienste des nationalsozialistischen Staates brachte er sich auch außerhalb seiner Rektorenstellung für das Regime ein. Er war dabei Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, dem Reichskriegerbund und weiteren NS-Organisationen. 1936 gründete er selbst die „Mittelstelle für Heimatschutz“. Diese Tarnorganisation der nationalsozialistischen Außenpolitik war unter anderem in Belgien und den Niederlanden aktiv.

Im September 1937 wurde Gruber von Alfred Rosenberg, dem Chefideologen der NSDAP, im Auftrag des Führers zu einer „Kulturtagung“ eingeladen. Der Führer lud ihm im selben Monat ein, dem Empfang des faschistischen Ministerpräsidenten Mussolini in München beizuwohnen. 1938 wurde Gruber in seiner Rolle als Rektor durch Alfred Bruntu abgelöst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Untergang des NS-Regimes stimmte die Militärregierung in Aachen seiner Wiedereinstellung zu. Am 30. Oktober 1947 erfolgte die Ausstellung eines „Entlastungszeugnis“ (Clearance Cerfiticate) durch die Militärregierung. Solche Prozesse der „Entnazifizierung“ waren nicht unüblich: Herwart Opitz, der von Gruber ernannte Dekan und Nationalsozialist, konnte sich nach zwei Anläufen seine Entnazifizierung durch die Militärregierung bestätigen lassen. Opitz wurde später noch Rektor der RWTH (1967-1969).

 Gruber verstarb vier Jahre nach der Ausstellung seines Lebenswerkes im Alter von 74 Jahren. Weitere seiner Aquarelle könnt ihr auf unseren Social Media- Kanälen sehen z. B. hier https://www.instagram.com/p/CcFa0lgIYh-/ oder hier: https://www.instagram.com/p/CX-4m-8Iu4M/.

Quelle:

Datenbank Bundesarchiv zu Otto Gruber: https://www.bundesarchiv.de/nachlassdatenbank/viewresult.php?sid=874c9be628649e857b0d

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Die Sache mit den Schutzfristen… – Teil 2

Vor Kurzem haben wir unsere interne Grafik für die Schutzfrist von Personalakten aktualisiert und wollten euch diese nicht vorenthalten.
Diese Grafik kommt bei uns innerhalb des Praktikanten-Moduls Archivrecht zum Einsatz und soll das Gesetz zur personenbezogenen Akte nach dem ArchivG NRW veranschaulichen.

Allgemein gelten bei personenbezogenen Dokumenten folgende Schutzfristen, die sich von der urheberrechtlichen Schutzfrist unterscheiden:

▪ 10 Jahre nach dem Tod

▪ 100 Jahre nach der Geburt (falls das Todesdatum unbekannt ist)

▪ 70 Jahre nach Entstehung (falls sowohl das Todes-, als auch das Geburtsdatum unbekannt sind)

Je nach Akteninhalt gibt es noch andere Fristen und Aspekte die beachtet und eingehalten werden müssen.

Grafik Schutzfrist Personalakte

In unserer Grafik beginnt die Laufzeit der PA (=Personalakte) im Jahr 1985. Die Person im Beispiel ist im Jahr 2010 verstorben. Die PA wäre also 2020 einsehbar, da hier das Todesdatum bekannt ist und die Schutzfirst nach 10 Jahren endet. Hätten wir diese Information nicht, wäre die Akte bis 100 Jahre nach der Geburt gesperrt. Da wir dieses nicht in unserem Beispiel gegeben haben und die Frau des Verstorbenen im Jahr 2012 noch einen Nachruf der PA hinzugefügt hat, gehen wir von 30 Jahre nach dem letzten Eintrag in der PA aus. Die PA in diesem Beispiel unterliegt demnach im Jahr 2042 keiner Schutzfrist mehr und darf eingesehen werden.

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Kalenderbild Mai: Ein Lagebericht der RWTH Aachen 1947 – Zerstörungszustand, Situation ihrer Mitglieder und Bedarfswünsche

Wir befinden uns im Jahr 1947 und es wird versucht, die Baustellen, die durch den Zweiten Weltkrieg entstanden sind, zu ermitteln und Lösungen für diese zu finden. Mit diesem Anliegen wendet sich das amerikanische Hilfswerk von Milwaukee an die Stadt Aachen. Die Stadt wollte die Hochschule dabei miteinbeziehen und erbat dafür “Unterlagen über Lehrkörper, Studenten, Zerstörung, dringenden Bedarf“. Dieses Anliegen wurde am 10. Mai 1947 an die Universität formuliert und um eine eilige Bearbeitung gebeten, da der Bericht zeitnah dem Sozialminister zugestellt werden sollte. Am 13. Mai 1947, also vor genau 75 Jahren, wurde der Lagebericht der Hochschule dann mit dem folgenden Inhalt übermittelt:


 

Die gegenwärtige Lage der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, 1947 – Seite 1 von 2 (Quelle: 964 b)

Die gegenwärtige Lage der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

Die technische Hochschule Aachen ist, ebenso wie die Stadt, durch die Bombardements, die Belagerung und die Evakuierung in personeller und materieller Hinsicht mit einzigartiger Schwere getroffen worden.

Etwa die Hälfte der Gebäude und Einrichtungen ist zerstört oder schwer beschädigt. Der mit Ende 1944 einsetzende Wiederaufbau hat, hauptsächlich infolge der knappen Materialzuweisung, nur sehr langsame Fortschritte machen können. Infolgedessen sind alle Veranstaltungen von Lehre und Forschung stark behindert, die größere Räumlichkeiten und Zurüstungen erfordern.

Die Spezialbüchereien der einzelnen Institute und auch ihre Apparaturen sind in beträchtlichem Ausmaße verloren gegangen, teils durch Zurückhaltung in anderen Ländern und Besatzungszonen.

Von der Hauptbibliothek sind alle Zeitschriften, die vor 1935 erschienen sind und in der Nähe von Aachen in einem Bunker untergebracht waren, noch im Januar 1945 durch Sprengung des Bunkers vernichtet worden. Besonders hemmend ist, daß der laufende Bedarf an Büchern, Papier sowie sonstigen Lehr- und Forschungsmitteln für Studierende und Dozenten auch nicht in bescheidenstem Ausmaß gedeckt werden kann.

Am 3. Januar 1946 wurde die Technische Hochschule trotz schwerer Bedenken wieder eröffnet. Es war ein großes Wagnis, denn es mußten zunächst die primitivsten Lebensbedingungen für die Hochschulangehörigen und vor allem für die zu erwartenden Studierenden geschaffen werden.

Die Zahl der Studierenden beträgt im laufenden Sommersemester 1040. Infolge des numerus clausus konnten von den etwa 2000 Bewerbern in diesem Semester nur etwa 120, davon 40 Lehramtskandidaten, aufgenommen werden.

Der Personalbestand des Lehrkörpers und der Verwaltung ist überaus lückenhaft und unzureichend. Von 45 Ordinariaten und Extraordinariaten sind z.Zt. nur 25 besetzt. Die Auffüllung des Lehrkörpers wird einerseits durch die Überlastung der Entnazifizierungsinstanzen übermäßig hinausgezögert, anderseits auch dadurch erschwert, daß sich das Kabinett des Landes Nordrhein-Westfalen die Berufung auf die Lehrstühle vorbehalten hat.

Die für die Gesamtbevölkerung Aachens bestehenden Lebenserschwernisse wirken sich auf den geistigen Arbeiter besonders ungünstig aus, wobei wir besonders darauf hinweisen möchten, daß aus den eingangs erwähnten Gründen Aachen hinsichtlich Wohnung, Ernährung und Heizung ganz besonders schlecht gestellt ist. Ganz abgesehen von der geringen Kalorienzahl, die durchschnittlich weit hinter dem Minimum zurückbleibt, (z.Zt. sind es nicht einmal 1000 Kalorien) fehlt es an Eiweiß, Fett und vitaminhaltigen Lebensmitteln.

Die schwierige Lage der Technischen Hochschule wird besonders durch folgende Probleme gekennzeichnet:

  1. Unzureichende Verpflegung der Studierenden und Dozenten
  2. Unzureichende Bekleidung
  3. Fehlen von Lehrbüchern, Lehrmaterialien und Büromaterialien

Zu 1) Es ist zwar gelungen, eine allerdings nur „zeitgemäße“ Verpflegung (nächste Wort auf Seite 2)


 

Die gegenwärtige Lage der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, 1947 – Seite 2 von 2 (Quelle: 964 b)

Verpflegung für die Studierenden zu sichern, aber die Verpflegung ist durchaus ungenügend, obgleich die zusätzliche Schülerspeisung eine wertvolle Hilfe gebracht hat. Die mangelhafte Ernährung im Verein mit unzureichender Unterbringung und Heizung gefährdet die Gesundheit der Studierenden erheblich. Nach der noch in Gang befindlichen ärztlichen Kontrolle hat der größere Teil der Studierenden Untergewicht und ist daher für Krankheiten anfällig.

Zu 2) Auch hier liegt kein Sonderproblem für die Studierenden und Hochschulangehörigen vor; es ist höchstens insofern für den größten Teil besonders vordringlich, als die meisten Studierenden aus dem Feld kommen und natürlich nur ungenügend mit Wäsche, Zivilkleidung, Schuhwerk und den Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs wie Schnürsenke[l,] Seife usw. versorgt sind.

Zu 3) Jetzt ist die Lage die, daß Lehrbücher praktisch gar nicht mehr erhältlich sind und die Bereitstellung von Papier, Laboratoriumsbedarf usw. auch für die geringsten Anforderungen gänzlich unzureichend ist. Der augenblickliche Papierbedarf für Unterrichtungszwecke ist:

  • Schreibpapier   10000 kg
  • Zeichenpapier   3000 kg
  • Pauspapier   1000 kg
  • Millimeterpapier   100 kg
  • Papier mit halblogarithmischer Teilung   40 kg
  • Papier mit doppeltlogarithmischer Teilung   40 kg

Für Lehr- und Forschungszwecke werden in erheblichem Umfang fotographisches Material, Filme und Platten gebraucht. Der Bedarf für die nächste Zeit ist ungefähr:

  • photographische Filme   Format 6 x 9 cm2   1000 Meter
  • [photographische Filme] Format 24 x 36 mm2 200 Meter
  • besonders gelatinearmer Film für elektronenoptische Versuche   Format 6 x 9 cm2   100 Meter
  • photographische Platten (Kontrastplatten) für Diapositive   Format 8×10 cm2   1500 Stück
  • Entwickler Metol – Hydrochinon   50 Liter
  • Fixiersalz   50 kg

Weiterhin besteht ein sofortiger dringender Bedarf an 10 Schreibmaschinen.

Amerikanische Hilfe wäre der Hochschulbibliothek sehr willkommen, um die durch den Krieg entstandenen Lücken im Bestand der amerikanischen wissenschaftlichen Zeitschriften wieder auszufüllen, die in einer besonderen Anlage aufgeführt sind.


 

Foto vom Inneren des stark zerstörten Hauptgebäudes. Der Entstehungszeitpunkt wird auf 1945 geschätzt. Auf der Rückseite des Fotos steht: Blick vom Zeichensaal des Ersten Stocks des Hauptgebäudes Templergraben 55 (im Hintergrund Dom und Rathaus). Zerstört im 2.Weltkrieg. (Quelle: 2.1.1_f)

In der zum Schluss genannten Anlage vom 13. Mai 1947 wurden dabei 46 verschiedene Zeitschriften aufgelistet. Lediglich die Jahrgänge von 1935 bis 1939 waren noch vorhanden. Die aus den vorherigen Jahrgängen waren alle verloren gegangen und die nach 1939 hatte man nicht erhalten. Hier nur ein paar der angeforderten Journale: Journal of the Franklin Institute aus Philadelphia und Physical Review aus Minneapolis.

Zur Veranschaulichung des Zustandes zeigt das hier beigefügte Foto den Zeichensaal des Hauptgebäudes nach einer Schätzung um 1945. Die Decke des Raumes scheint offen zu sein sowie der Boden. Durch die verbrannten Balken kann man in den darunter liegenden Raum schauen, wo man die Fenster sehen kann.

Diese Dokumente sind ein wichtiges Zeugnis, um die Situation der Hochschule nach dem Zweiten Weltkrieg zu erfassen. Die Akte 964 b bietet darüber hinaus noch viele weitere interessante Unterlagen von Juli 1945 bis März 1952.

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Eintauchen in das Gedächtnis der RWTH

Arbeiten im Homeoffice

Arbeiten im Homeoffice

Für die Erarbeitung einer Hausarbeit hatte ich mich intensiver mit Archivalien auseinandersetzen müssen. Da ich dies sehr spannend fand, habe ich mich für ein freiwilliges Praktikum beim Hochschularchiv beworben.

Das Vorstellungsgespräch mit Filis gab mir direkt das Gefühl mit einem tollen Team arbeiten zu werden. Auch mit den anderen Kollegen lief die Zusammenarbeit stets gut und alle waren sehr hilfsbereit und unterstützten einen bei seinen Aufgaben, sodass ich mich schnell in der Lage sah, selbstständig zum Beispiel Anfragen zu beantworten.

Generell war die Arbeitsatmosphäre sehr angenehm, da einem genug Zeit für die Bearbeitung der Aufgaben gegeben wurde und man sich seine Aufgaben zum Teil auch selbst aussuchen konnte. Einen positiven Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre hatte aber auch der überaus niedliche „Mitarbeiter“ Okami – Filis‘ Hund, der sie oft auf der Arbeit begleitete.

Das Aufgabenspektrum war vielseitig, so lernte ich unter anderem Akten umzubetten, Anfragen zu beantworten, Social-Media-Beiträge zu erstellen, Bücher in die Archivbibliothek aufzunehmen sowie Abgaben zu verzeichnen. Aber auch in die administrativen Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Abheften von Rundschreiben, bekam ich einen Einblick.

Diese Vielfalt an Einsatzbereichen und auch die verschiedenen Module, in denen einem die unterschiedlichen Aspekte der Archivarbeit nähergebracht werden, lässt einen vollends in die Arbeit in einem Archiv Einblick nehmen und in einige Bereiche auch eintauchen. 

Die Bearbeitung von Anfragen fand ich am spannendsten, da man so, wenn das Archiv Akten zu dem Thema hat, viele verschiedene Archivalien sichten konnte. Das ein oder andere Mal kam man sich wie ein richtiger Detektiv vor, der anhand weniger Informationen und den richtigen Hinweisen folgend, die passenden Archivalien aufspüren musste.
Auch aufgrund dessen habe ich mich dazu entschieden – mit meinem Mitpraktikanten zusammen – das Video über den Ablauf der Bearbeitung einer Anfrage zu machen.

Das Praktikum war in seiner Gesamtheit sehr spannend und interessant und trotz kleiner Einschränkungen aufgrund der pandemischen Lage habe ich das Gefühl, die Arbeit in einem Archiv gut kennengelernt zu haben.

Für die stets freundliche Unterstützung und gute Zusammenarbeit möchte ich mich beim gesamten Team des Hochschularchivs bedanken.

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Praktikum beim Gedächtnis der RWTH Aachen

Das Kalenderbild April ist ein Praktikanten-Rückblick. Wir durften uns immer über zahlreiche Unterstützung freuen. Ohne diese wäre einiges im Archiv nicht möglich gewesen. Die Praktikant:innen haben die Mitarbeiter:innen des Hochschularchivs entlastet und neue Ideen mit reingebracht, welche wenn möglich in die Tat umgesetzt wurden.

Auch während der Pandemie ist unter Berücksichtigung der Auflagen ein Praktikum bei uns möglich. Zwar ist die enge Zusammenarbeit etwas erschwert, aber wir geben stets unser bestes jedem/r Praktikant:in ein zufriedenstellendes Praktikumserlebnis bei uns zu geben.

Wenn ihr auch noch auf der Suche nach einem vielseitigen Praktikum seid und Interesse an den alltäglichen Aufgaben im Archiv seid, dann könnt ihr uns gerne eure Bewerbungsunterlagen unter archiv@rwth-aachen.de oder über den Postweg zukommen lassen.

Etwas detailliertere Informationen könnt ihr auf unserer Webseite und auf YouTube bekommen. Zudem posten wir regelmäßig Praktikumsberichte.

Wir freuen uns auf die zukünftigen Praktikanten und wollen uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei allen vergangen Praktikanten bedanken und wünschen diesen alles Gute für ihre weiteren Wege.

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Kalenderbild März: Wolf Dill – Geschichte eines Studierenden

Studierendenausweis von Wolf Dill, 1964-1967 (Quelle: S 5169)

Das Kalenderbild zum März 2022 zeigt einen Studierendenausweis, der 1964 an den Studierenden der Elektrotechnik Wolf Dill (*1944 in Leverkusen) ausgestellt worden ist. Er stammt aus einer privaten Abgabe von Herrn Dill aus dem letzten Jahr, die bereits digitalisiert wurde. Damit erhielt das Archiv neben dem abgebildeten Ausweis und einer Zweitschrift auch sein Studienbuch, in dem alle besuchten Lehrveranstaltungen und Fachsemester bescheinigt sind, sowie Belege der Studienbeitragszahlungen. Die Veröffentlichung erfolgt unter Zustimmung von Herrn Dill.

Anhand dieser Dokumente wissen wir einiges über seinen Studienverlauf. Es lässt sich feststellen, dass Dill sich 1964 an der RWTH Aachen eingeschrieben hat und sich 1977, nach 25 Fachsemestern, exmatrikulierte. Damit studierte Dill unter sechs verschieden Rektoren, u. a. Aschoff, Opitz und Schwerte.

1971 legte er seine Diplom-Hauptprüfung an der Fakultät für Elektrotechnik ab. Anschließend strebte er eine Promotion im Bereich der Nachrichtentechnik an. 1981 erhielt Wolf Dill seinen Dr. -Ing. Titel im Fach Bergbau zum Thema “Verminderung der schwellenden Belastung der Hobelkette” und bekam dazu die „Borchers-Plakette“ verliehen.

Diese studiengangsübergreifende Auszeichnung, benannt nach Professor Dr. Dr.-Ing. E.h. Wilhelm Borchers (gest. 1925), einem ehemaligen Rektor der RWTH, wird bei Erreichen eines Doktortitels vergeben, wenn die Prüfung „summa cum laude“ absolviert wurde.

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Akten zum Reiffmuseum digitalisiert (397a+b)

Die Akten zum Reiffmuseum findet ihr digitalisiert auf unserer Webseite unter diesem Link bei den digitalen Angeboten.

Diese Inhalte erwarten euch dort:

Akte 397 a

Reiffmuseum (01.12.1920 – 12.05.1931)

  • Schriftwechsel zum Abhalten von Kuratoriumssitzungen, Sitzungsprotokolle;
  • Feststellung einer Geschäftsordnung;
  • Schriftwechsel bzgl. Ausstattung des Museums, Verkauf von Museumsstücken;
  • Tätigkeitsberichte 1923/24, Mai 1924 – Juni 1926;
  • Kostenaufstellung für Gemäldeausstellung;
  • Schriftwechsel bzgl. Instandhaltung der Privatgrabstätte des Prof. Reiff;
  • Bericht über Sonderausstellungen Mai 1929 – März 1930.

 

Akte 397b

Reiffmuseum (24.02.1900 – 07.07.1914)

  • Schriftwechsel zur Schenkung des Prof. Reiff zu seinen Lebzeiten,
  • Errichtung eines besonderen Gebäudes für Kunstgeschichte,
  • Errichtung des Reiff-Museums,
  • Festetzung von Besuchszeiten;
  • Kostenaufstellungen, Rechnungen;
  • Eintrittskarten;
  • Testament des Prof. Reiff.
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Video: “Goldenes Fotoalbum”

In diesem Video zeigen wir euch ein Fotoalbum (Signatur: 9.2.), welches dem scheidenden Professor Dr. Carl Lemcke von seinen Aachener Freunden übergeben wurde. Datiert ist hier der März 1885. Dabei ist ein Brief von Heinz von Dessauer, der das Fotoalbum seines Großonkels Carl Lemcke der Hochschule überlässt.

Erstellt wurde das Video von Francine Bock und Laura Klinkenberg. Als Videomusik wurde “Semper Fidelis 1890 – United States Marine Band” verwendet. 

Das Video findet ihr auf unserem YouTube-Channel

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Kalenderbild Februar 2022: Oche Alaaf! – Karnevalsfeier der Studentenverbindung Pomerania , Anfang der 1930er Jahre

Karnevalsfeier der Studentenverbindung Pomerania, Anfang der 1930er Jahre (Quelle: Fotosammlung 7.1.20.a)

Das zweite Kalenderbild dieses Jahres ist ein Foto der Karnevalsfeier der Pomerania-Studentenverbindung. Das Foto stammt aus den 1930ern. Auf dem Foto sind mehrere verkleidete Männer, vermutlich die Mitglieder der reinen Männerverbindung, und Frauen zu sehen, sowie Instrumente und Luftschlangen. Die Stimmung der Pommern, wie sie sich selbst nennen, und ihres Besuchs wirkt ausgelassen.

Die „Landsmannschaft im CC [Coburger Convent] Pomerania Halle-Aachen“ ist eine Studentenverbindung im Coburger Convent. Der Coburger Convent ist ein Korporationsverband, also ein Verband diverser Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften. Die Pomerania wurde am 09. November 1792 gegründet und ist daher eine der ältesten deutschen Verbindungen. Ursprünglich stammt die Verbindung aus Halle in Sachsen-Anhalt, Gründungsort war die Martin-Luther-Universität. Aufgrund der napoleonischen Zeit und Kriegen kam es zu einer Umsiedlung nach Frankfurt, sowie der Abwanderung von Mitgliedern. Am 11.09.1865 wurde die „Landsmannschaft Pomerania“ erneut gegründet. 1936 kam es aufgrund eines Verbotes der Nationalsozialisten zur Auflösung der Studentenverbindung in Halle. Allerdings bestand in Wismar ein jüngerer Pomerania-Verband, der 1922 nach Aachen übersiedelte. 1952 schlossen sich die beiden Bünde zu Pomerania Halle-Aachen zusammen. Der Sitz der Verbindung lag hier in Aachen, da sich die Hallenser Pomerania aufgrund der Teilung Deutschlands nicht in Halle neu formieren konnte, ebenfalls gab es Bedenken, dass ein Erhalt der Verbindung an beiden Standorten nicht möglich wäre. Aufgrund der Geschichte der beiden Verbindungen lässt sich schließen, dass es sich bei den Männern auf dem Foto um Mitglieder des ehemals in Wismar ansässigen, jüngeren Pomerania-Verbunds handeln muss.

Die Pomerania ist seit jeher ein pflichtschlagender und farbentragender Studentenverbund. Pflichtschlagend bezeichnet hierbei die Pflicht innerhalb des Pomerania-Verbundes, dass jeder Verbundsbruder während seiner Studienzeit mindestens drei Mensuren gefochten haben muss. Doch was ist eine Mensur? Eine Mensur ist ein streng reglementiertes Fechtduell zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Verbindungen. Die Teilnehmer sind dabei bis auf Teile ihres Gesichtes vor Schnittwunden und Verletzungen geschützt. Der Schwerpunkt lag nicht auf Sieg oder Niederlage, der Verteidigung der eigenen Ehre oder dem Ansehen der Verbindung, sondern darauf, persönliches Wachstum zu fördern und Tapferkeit zu erlangen. So gilt beispielsweise eine Verletzung, ein sogenannter „Schmiss“ nicht als Niederlage. Der Schmiss zählte in den 30er Jahren sogar zum stereotypischen Erkennungsmerkmal für Studenten. Es scheint, als würden einige der auf dem Foto abgelichteten Männer solche Narben erahnen lassen. Der Schmiss war ebenfalls ein Zeichen für Sorgfalt und Disziplin, um die Angst vor der bedrohlichen Situation des „Paukens“, wie das Fechtduell auch genannt wird, zu überwinden.

Farbentragend bezeichnet die diversen Farbkombinationen, die die Studentenverbindung repräsentieren sollen, auch als „Coleur“ bekannt. Die Pomerania tragen himmelblau-weiß-schwarz, wobei die Farbe schwarz die Freundschaft und ewige Treue der Mitglieder zueinander ausdrücken soll.

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Talare: Mehr als Muff von tausend Jahren

1.2.1_3_lose Sammlung

1.2.1_3_lose Sammlung

Im heutigen Beitrag geht es um Talare. Das sind Obergewänder, die von Professoren, Absolventen und Juristen  zu offiziellen Anlässen getragen wurden. In sehr seltenen Fällen werden sie auch noch heute getragen.  Das Wort Talar stammt vom lateinischen talaris ab. Übersetzt bedeutet talaris vestis knöchellanges Gewand. Der Talar wurde bereits im Mittelalter aufgrund der kalten und zugigen Universitätshallen als Überkleid getragen.

In den 1920er Jahren bis 1951 fanden an der Aachener Universität Diskussionen statt, in denen das Tragen von Talaren thematisiert und mehrheitlich durch Abstimmung beschlossen wurde  (Sig.: 1476). Optisch veränderten sich die Talare im Laufe der Zeit. Die Talare unterschieden sich in ihren Farben und Verarbeitungen, was ermöglichte, verschiedene universitäre Positionen auf den ersten Blick zu erkennen und zu unterscheiden. Der Rektor beispielsweise trug einen purpurfarbenen und goldverbrämten (am Saum verzierten) Mantel, und der Prorektor trug selbigen in dunkelrot. Farblich waren  ebenfalls Aufschläge für die jeweiligen Institute festgelegt worden, zum Beispiel hellrot (blutrot) für die Medizin (Sig.: 1476). Viele Professoren besaßen eigene Talare, aber es bestand auch die Möglichkeit, diese von der Universität zu leihen. Es gab auch Professoren, die ihre Talare verkauften, wie ein Brief aus Halle an die RWTH belegt, in dem ein Professor seinen Talar zum Verkauf anbot (Sig.: 947). Zudem besitzt das Hochschularchiv in seinen Beständen viele Rechnungen zu Talaren. Die Kosten für die Festgewänder, welche die Universität oftmals vorstreckte, wurden von den Professoren dann in mehreren Raten zurückgezahlt  (Sig.: 1476).

Die Problematik der Talare wurde auch in der studentischen 1968er-Bewegung aufgegriffen. Doch was waren die allgemeinen Ziele dieser studentischen Bewegung? Ende der 1960er Jahre gab es u.a. viele Demonstrationen von Studenten gegen den Vietnam-Krieg und die Notstandsgesetze von 1968. Dazu kam die Auseinandersetzung von Studenten mit älteren Professoren, welche von der Zeit des Nationalsozialismus geprägt waren. Man wollte eine Veränderung an den Universitäten, die RWTH Aachen mit inbegriffen, sowie eine Aufarbeitung des Zeitraumes von 1933 bis 1945 bewirken, um daraus Konsequenzen und somit politische Verhaltensänderungen zu ziehen. Im Zeitgeist dieser Bewegung wurde auch das Tragen der Talare als Anzeichen für die Rückschrittlichkeit der Universitäten gesehen.  Kritisiert wurde die zeitgemäße Symbolik der Talare, welche für ein Überleben alter Vorstellungen und Werte stand. Durch ein Transparent aus Hamburg mit dem Aufdruck Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren geriet die Problematik der Talare vermehrt in die Schlagzeilen. Somit wurde das  zunehmend schlechte Image der Talare innerhalb der studentischen Bewegung verstärkt.

Juliane Hoheisel hat hierzu einen wissenschaftlichen Aufsatz mit dem Titel “Zwischen Muff und Würde. Verschwinden und Wiederkehr des Talars an deutschen Universitäten nach 1945” verfasst. Forschungsschwerpunkt ist der Zeitraum von 1945 bis in die 1990er Jahre; es wird ein umfassender Einblick in die Thematik der Talare gegeben. Hoheisel erläutert in ihrem Werk eindrucksvoll die Talarkultur im Wandel der Zeit, weshalb wir, als Team des Hochschularchivs, diesen Aufsatz nur weiterempfehlen können. Hinterfragt wird von Hoheisel, ob  die knöchellangen Gewänder nach heutigem Wissensstand noch getragen werden sollten. Dies ist eine sehr interessante Frage. Lesen Sie sich doch auch einmal ein!

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