Die Entwicklung der Deutschen Luftfahrtforschung: Ein Rückblick auf die DVL und ihre Verbindungen zur RWTH Aachen

Das Kalenderbild des Monats Juni bietet uns ein beinah 90 Jahre altes Informationsblatt, das sich als Einladung der DVL entpuppt und an ihre Mitglieder adressiert ist.Die 

Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) spielte eine zentrale Rolle in der Geschichte der deutschen Luftfahrtforschung. Gegründet im Jahr 1912, entwickelte sich die DVL zu einer bedeutenden Forschungs- und Entwicklungseinrichtung. Besonders prägend war das Jahr 1935, als ein neues Gebäude feierlich eingeweiht wurde. Dieser Anlass bot den Rahmen für einen festlichen „Kameradschaftsabend“, zu dem die Mitglieder der DVL auf besondere Weise eingeladen wurden. Der „Kameradschaftsabend“ im Jahre 1935 war nicht nur ein gesellschaftliches Ereignis, sondern auch ein Symbol für den Aufschwung und die Bedeutung der Luftfahrtforschung in Deutschland. Die Einladung zu diesem Abend war kreativ gestaltet und enthielt amüsante Reime, die die Teilnehmer auf die Veranstaltung einstimmen sollten: „Heut ist der Kameradschaftsabend, heut ist, von Muttern Urlaub habend.“ Das Programm des Abends umfasste eine Vielzahl von Angeboten, darunter Filmvorführungen auf einer Leinwand und Vorträge, die den wissenschaftlichen Austausch förderten und die Gemeinschaft stärkten. Speisen und Getränke rundeten das festliche Ereignis ab und schufen eine angenehme Atmosphäre für die Teilnehmer. Die DVL hatte über die Jahre hinweg enge Verbindungen zur Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.

Signatur N14-04

Ein prominentes Beispiel ist Prof. Dr. F. Seewald, der an der RWTH promovierte und später bei der DVL in Berlin tätig war. Schließlich kehrte er nach Aachen zurück, um das Amt des Direktors am Aerodynamischen Institut zu übernehmen. Diese Wechselbeziehung zwischen der DVL und der RWTH verdeutlicht die Bedeutung der akademischen und praktischen Zusammenarbeit für die Fortschritte in der Luftfahrtforschung.Während des Dritten Reichs erlebte die Luftfahrtforschung in Deutschland einen gewaltigen Aufschwung, insbesondere unter der Ägide von Hermann Göring als Reichsminister für Luftfahrt. Die Gründung weiterer Forschungsanstalten, wie der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt (DFL) im Jahr 1936, die später in Luftfahrtforschungsanstalt

 Hermann Göring (LFA) umbenannt wurde, markierte diese Entwicklung. Diese Einrichtungen profitierten von den durch die heimliche Aufhebung der Luftfahrtbeschränkungen des Versailler Vertrages geschaffenen rechtlichen Freiheiten. Die Forschungsanstalten konnten ungehindert arbeiten und neue Technologien entwickeln, die sowohl zivile als auch militärische Anwendungen fanden. Die Geschichte der DVL ist eng mit der Entwicklung der deutschen Luftfahrtforschung verbunden. Von ihrer Gründung im Jahr 1912 bis zur Feier des neuen Gebäudes im Jahr 1935 und darüber hinaus spielte die DVL eine zentrale Rolle bei der Förderung der Luftfahrttechnologie. Die Verbindungen zur RWTH Aachen und die Entwicklungen während des Dritten Reichs zeigen, wie politischer Einfluss und akademische Zusammenarbeit die Fortschritte in der Luftfahrtforschung vorangetrieben haben. Diese historische Perspektive verdeutlicht die Komplexität und die Bedeutung der Luftfahrtforschung für die technologische Entwicklung in Deutschland.

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Die Vertreibung von Dr. Arthur Guttmann: Ein Beispiel nationalsozialistischer Rassenpolitik an der RWTH Aachen 1933

Die Entziehung der Lehrbefugnis jüdischer Professoren an deutschen Hochschulen im Jahr 1933 ist ein dunkles Kapitel der deutschen Wissenschafts- und Bildungsgeschichte. Ein markantes Beispiel ist der Fall des Chemikers Dr. Arthur Guttmann, der an der Technischen Hochschule (TH) Aachen, der heutigen RWTH Aachen, lehrte. Diese Maßnahme war Teil der nationalsozialistischen Politik der „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, die darauf abzielte, das öffentliche Leben und insbesondere das Bildungswesen von sogenannten „nichtarischen“ Einflüssen zu „säubern“.

Arthur Guttmann wurde am 14. April 1881 in Wroclaw (Breslau) geboren. Nach dem Studium der Chemie an den Universitäten München und Breslau promovierte er 1908 zum Dr. rer. nat. Von 1909 bis 1911 arbeitete er als Assistent an der Chemisch-Technischen Versuchsanstalt in Hamburg-Blankenese. 1912 wurde er zum Leiter der Prüfanstalt des Vereins Deutscher Eisenportland-Zementwerke in Düsseldorf berufen. 1926 gründete und leitete er das Forschungsinstitut Deutscher Eisenportland-Zementwerke. Schließlich erhielt er 1930 eine Professur an der Fakultät für Stoffwirtschaft der TH Aachen.

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Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 begann die systematische Verdrängung jüdischer Wissenschaftler. Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 war das Instrument, mit dem jüdische Beamte und Wissenschaftler aus dem öffentlichen Dienst entfernt wurden. Dr. Guttmann wurde Opfer dieser Politik. Als Dr. Guttmann den von den Nationalsozialisten eingeführten Fragebogen für deutsche Beamte nur teilweise ausfüllen wollte, begann ein intensiver Schriftwechsel zwischen ihm, dem Aachener Rektor Paul Röntgen und dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Schließlich bat Guttmann aus Zeitgründen um seine Entlassung aus dem Schuldienst. Trotz seines Austritts aus der jüdischen Religionsgemeinschaft bestätigte ihm der Düsseldorfer Oberbürgermeister seine „unzweifelhaft jüdische Abstammung“.

Nachdem Guttmann 1934 vergeblich um seine Wiedereinstellung gebeten hatte, emigrierte er 1938 mit seiner Familie nach England. 1941 wurde die Familie wegen angeblichen „Devisenvergehens“ ausgebürgert und ihr Vermögen beschlagnahmt. Nach dem Krieg plante Guttmann die Rückkehr nach Deutschland, starb aber am 3. Dezember 1948 in London.

Arthur Guttmanns wichtigste wissenschaftliche Leistung war die Wiederverwendung von Hochofenschlacke in Baustoffen, insbesondere als Eisenportlandzement. Diese Innovation führte 1916 zur Zulassung von Stahlbetonkonstruktionen und hatte weitreichende Auswirkungen auf die Bauindustrie.

Der Fall Dr. Arthur Guttmann an der RWTH Aachen zeigt die tiefgreifenden Auswirkungen der nationalsozialistischen Rassenpolitik auf das akademische Leben in Deutschland. Guttmanns erzwungene Emigration und die spätere Ausbürgerung seiner Familie stehen exemplarisch für das Schicksal vieler jüdischer Wissenschaftler dieser Zeit. Ungeachtet der politischen Verfolgung bleibt sein Beitrag zur Chemie- und Baustoffforschung unvergessen und wird weiterhin gewürdigt.

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Die MS Nabstein – Ein Stück Schifffahrts- und Modellbaugeschichte

Das Kalenderbild des Monats April zeigt ein Schiffsmodell der M.S. Nabstein, dass seinen Weg in unser Archiv gefunden hat.

Die MS Nabstein, ein Frachtschiff des Norddeutschen Lloyd (NDL), war Teil einer neuen Ära im Schiffbau, die sich nach der Lockerung der Schiffbaubeschränkungen des Potsdamer Abkommens ab 1950 abzeichnete. Infolge dieser Lockerungen begann der NDL mit dem Wiederaufbau und der Erweiterung seiner Flotte. Im Rahmen dieser Bemühungen wurde die Nabstein am 22. Dezember 1959 als eines von sechs Schiffen für den Mittelamerika-Dienst fertiggestellt. Sie wurde von den Werften Bremer Vulkan und Atlas-Werke gebaut und war etwas größer als ihre Schwesterschiffe, mit einem zusätzlichen Paar Ladepfosten an der Hinterkante des Deckshauses.

Eine Besonderheit dieser Klasse war der Einsatz von Kunststoffrettungsbooten, eine Innovation der NDL. Nach jahrzehntelanger Suche nach Alternativen zum traditionellen Baumaterial Holz fiel die Wahl auf glasfaserverstärkten Kunststoff, der eine längere Lebensdauer und eine bessere Widerstandsfähigkeit gegenüber den Elementen bot. Diese Entscheidung wurde durch umfangreiche Tests und Prüfungen der See-Berufsgenossenschaft und des Germanischen Lloyd untermauert. Die Nabstein und ihre Schwesterschiffe wurden im Mittelamerika-Dienst eingesetzt, der Routen von Europa zu verschiedenen Häfen in Mittel- und Südamerika umfasste. Sie transportierten hauptsächlich Stückgut und gelegentlich auch Passagiere. Nach der Fusion von NDL und HAPAG gingen die Schiffe in den gemeinsamen Besitz von Hapag-Lloyd über. In den 1970er Jahren wurden die Schiffe schließlich von Hapag-Lloyd an verschiedene Reedereien verkauft. Einige der Schiffe fuhren unter neuen Namen und Flaggen noch bis in die 1990er Jahre, andere wurden bereits in den 1980er Jahren abgewrackt.

Einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der Erinnerung an Schiffe wie die Nabstein leisteten Modellbauer wie Richard Wagner, Gründer der Firma RIWAG in Flensburg. Seit den 1930er Jahren bis in die frühen 1970er Jahre produzierte RIWAG detailgetreue Schiffsmodelle aus Holz im Maßstab 1/1000 bis 1/200, die nicht nur bei Werften und Reedereien, sondern auch bei Sammlern und Liebhabern großen Anklang fanden. Obwohl nur wenige Informationen über Richard Wagner und die RIWAG vorliegen, ist ihr Beitrag zur maritimen Geschichte und zur Modellbaukunst unbestritten. Neben Namen wie WIKING und KOSTER kann die RIWAG als einer der führenden Hersteller von Schiffsmodellen genannt werden, und ihre Modelle tragen dazu bei, die Vielfalt und Schönheit der Seefahrt festzuhalten.

Die MS Nabstein und ihre Modellnachbauten sind somit nicht nur Relikte vergangener Tage, sondern auch Symbole des Fortschritts in der Schifffahrt und der handwerklichen Kunst des Modellbaus, an die es sich zu erinnern lohnt.

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Widerstand und Wandel: Der Hochschulwahlkampf und das Erbe der 68er-Bewegung

Der Artikel “Wollt ihr den totalen Wahlkampf?”, das Thema unseres Kalenderbildes für den Monat Februar, herausgegeben vom Politischen Arbeits-Kreis (PAK) in den RWTH-Mitteilungen, gibt einen tiefen Einblick in die politische Landschaft an der Hochschule. Der Beitrag ist ein faszinierendes Beispiel für das Engagement und die Haltung der 68er-Generation. In dieser Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und der politischen Rebellion spiegelte sich die Unzufriedenheit der Studenten mit den bestehenden Normen und ihr Wunsch nach Veränderung in verschiedenen Protestformen wider.  

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Die Erwähnung von “grinsenden Patriarchen” und “konservativen Beschönigungsparolen” im Zusammenhang mit politischen Wahlkämpfen verdeutlicht die Ablehnung der Studenten gegenüber traditionellen, als überholt empfundenen konservativen Strömungen. Die turbulenten 1960er Jahre waren geprägt von der Ablehnung etablierter gesellschaftlicher Normen durch viele junge Menschen, darunter auch Studenten, die nach alternativen Ideologien suchten.  

Kritisiert wurden vermeintlich leere Wahlversprechen und die Illusion materieller Vorteile wie eine kostenlose studentische Krankenversicherung. Hier findet sich die für die 68er-Generation charakteristische Sehnsucht nach authentischer politischer Repräsentation, die sich gegen oberflächliche politische Strategien wandte.

Die Forderung nach einer klareren und konkreteren Darstellung politischer Programmpunkte auf Plakaten und Flugblättern zeigt den Wunsch nach Transparenz und Integrität in der politischen Kommunikation.Hier wird die Forderung der 68er-Generation nach einer Anhebung der politischen Diskussion auf ein anspruchsvolleres Niveau mit der Forderung nach klaren Visionen und konkreten Umsetzungsplänen erkennbar.

Die undemokratischen Praktiken an der Fakultät III für Maschinenbau, die die Diskussion über eine neue Prüfungsordnung ohne Beteiligung der Studenten vorangetrieben hat, entsprechen der allgemeinen Unzufriedenheit über autoritäre Strukturen: Die Forderung nach einer öffentlichen Fakultätssitzung am Ende des Artikels zeigt den Wunsch nach demokratischer Mitbestimmung und Offenheit, wie er für die 68er-Generation typisch war.

Der anhaltende Kampf um demokratische Rechte und die Mitbestimmung der Studierenden wird durch die Kritik an den Professoren und Dozenten der Chemie deutlich, die sich „gegen die Mitbestimmung der Studierenden verschworen“ haben sollen.Die Enttäuschung über die geringe Beteiligung der Studierenden an den außerordentlichen Fachschaftssitzungen verweist möglicherweise auf die Schwierigkeiten, junge Menschen auch in Zeiten des sozialen Wandels zu mobilisieren und für eine aktive Beteiligung zu gewinnen.

So zeichnet der Artikel ein lebendiges Bild von Studenten, die sich vehement gegen veraltete Hierarchien und undemokratische Strukturen auflehnen. Angetrieben von einem starken Wunsch nach politischer Veränderung und einer kritischen Haltung gegenüber etablierten Normen, reflektiert der Artikel das Wesen der 68er-Generation, die nachhaltige Auswirkungen auf Politik, Gesellschaft und Universitäten hatte.

Der vollständige Artikel (Sig. 12013 A) kann im Hochschularchiv angefordert werden.

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Das Herzstück der RWTH-Historie: Mein Praktikum im Hochschularchiv der RWTH Aachen 

Im Rahmen meines Masterstudiums der Politikwissenschaft ist es Pflicht, ein berufsvorbereitendes Praktikum zu absolvieren. Durch Zufall wurde ich durch einen Aushang in der Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft auf das Praktikumsangebot des Hochschularchiv aufmerksam. Da ich eine extreme Vorliebe für historische Dokumente habe und historische Kenntnisse für Politikwissenschaftler:innen relevant sind, entschied ich mich spontan für ein Praktikum im zentralen „Gedächtnis“ der RWTH. Die Arbeit im Archiv gestaltet sich abwechslungsreich und interessant, da die Archivbestände die gesamte Geschichte der RWTH vom Gründungsjahr 1870 bis heute dokumentieren. Dementsprechend bietet das Hochschularchiv eine Fülle an geschichtsträchtigen Dokumenten, Fotos, Vorlesungsverzeichnissen, Personalakten, Nachlässen, Matrikeln etc. Auch die Arbeitsaufgaben zeichnen sich durch ein hohes Maß an Abwechslung und Vielfalt aus, denn mehrmals wöchentlich erreichen das Archiv neue Anfragen zu den unterschiedlichsten Ereignissen oder Personen. Die damit verbundenen umfangreichen Recherchen haben mir immer sehr viel Spaß gemacht. Darüber hinaus deckt das „Gedächtnis“ der RWTH ein äußerst vielschichtiges und spannendes Arbeitsspektrum ab. Dazu gehören u.a. die Digitalisierung von alten Materialien für eine saubere Konservierung, die Erstellung von Videos zu wichtigen Personen/Anliegen der RWTH im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit sowie die standardmäßige Erfassung von Nachrufen, Pressespiegel, Amtlichen Bekanntmachungen sowie Rundschreiben. Hinzu kommen spannende Einblicke in die administrativen und organisatorischen Abläufe eines Universitätsarchivs.

Das Modul Paläographie (Lehre von alten Schriften) empfand ich als recht schwierig, aber auch als positiv herausfordernd. Auch das Modul Archivrecht war sehr lehrreich und informativ, da mir die rechtlichen Hintergründe des Archivwesens bis dahin unbekannt waren. Besonders beeindruckt hat mich während meines Praktikums die ständige Präsenz des Universitätsarchivs der RWTH in den sozialen Medien (z.B. Instagram ,Facebook), die für ein historisches Archiv eine so große Rolle spielt. Auf diese Weise lassen sich alte Dokumente und moderne Technik optimal verbinden.

Zusammengefasst: Wer ein Faible für den Umgang mit historisch bedeutsamen Akten und Anfragen hat, ist für ein Praktikum im Universitätsarchiv bestens geeignet. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir dieses Praktikum ermöglicht und mich mit den Arbeitsabläufen im Archiv vertraut gemacht haben.

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Der Aachener Putsch rheinischer Separatisten 1923

Das Hochschularchiv der RWTH Aachen ist ja im alten Regierungsgebäude untergebracht. Bei den Führungen anlässlich des Tags des offenen Denkmals jeweils im September spielt das im Treppenhaus befindliche Kriegerdenkmal eine große Rolle. Wir haben es als Kalenderbild im September 2018 hier bereits vorgestellt. Das Gedenken gilt nicht nur den im Ersten Weltkrieg gefallenen Regierungsbeamten, sondern auch drei Polizisten, die bei dem Separatistenputsch am 26. Oktober 2023 ums Leben kamen.

Wir sind daher sehr dankbar, dass uns das Stadtarchiv Aachen die neue Publikation “Der Aachener Putsch rheinischer Separatisten” (hrsg. von Thomas Müller, René Rohrkamp, Aachen 2023) als Geschenk überlassen hat. Das Buch wird begleitet von einer Online-Dokumentation mit weiteren Quellen. Ebenfalls im Internet abrufbar ist die Berichterstattung der Aachener Zeitungen im Rahmen des Angebots zeitpunkt.nrw (Beispiel: Aachener Anzeiger vom 29. Oktober 1923). Hörenswert ist ein WDR-Zeitzeichen zum Thema.

Im Krisenjahr 1923 riefen rheinische Separatisten als Teil einer zunächst breiten Bewegung, die sich in Abkehr von Preußen einen eigenen rheinischen Staat wünschte, am 21. Oktober 1923 in Aachen eine “Rheinische Republik” aus. In den Morgenstunden dieses Tages wurde das Regierungsgebäude besetzt (Buch, S. 103). Einer der Anführer des Putsches, Leo Deckers, residierte im Regierungsgebäude, das von bewaffneten Männern gesichert wurde (ebenda, S. 105). Am 25. Oktober, als nur noch die Verwaltungszentrale im Regierungsgebäude von den Separatisten gehalten wurde, versuchte die Polizei vergeblich, das Gebäude zu stürmen. Dabei verloren drei Polizisten das Leben (ebenda, S. 130, 154). Erst am 2. November setzte die belgische Besatzung dem Aufstand ein Ende und ließ unter anderem das Regierungsgebäude räumen.

Obwohl das Denkmal im ehemaligen Regierungsgebäude eine bemerkenswerte Geschichtsquelle darstellt, wird es in dem Buch übergangen.

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Maria Lipp: Vorreiterin für Wissenschaft und Gleichberechtigung

Auf dem Kalenderbild des Monats Januar, das die Ehrenpromotion von Wilhelm Heemeyer 1958 an der RWTH Aachen zeigt, sitzt Maria Lipp  mit bedeutenden Persönlichkeiten der Hochschule, darunter Rektor Dr. F. Rudolf Jung, an einem Tisch (Sig. 3.1.8_k). Der Moment wurde im Senatssitzungssaal festgehalten, bevor die Feierlichkeiten mit einem gemeinsamen Frühstück im Hotel Quellenhof fortgesetzt wurden.

Die Lebensgeschichte von Maria Lipp, geborene Bredt-Savelsberg, beginnt am 6. April 1892 in Stolberg/Rheinland. Als Adoptivtochter des Aachener Chemikers Julius Bredt trat sie in die Fußstapfen ihres Stiefvaters und schrieb sich im Wintersemester 1913/14 als achte Studentin überhaupt an der „Königlichen Technischen Hochschule“ in Aachen ein.

Nachdem sie 1917 ihr Diplom in Chemie mit Auszeichnung erhalten hatte, setzte sie ihre akademische Laufbahn fort. Im Jahr 1918 promovierte sie als erste Frau an der Aachener Hochschule. Maria Lipp setzte ihre Pionierarbeit fort und habilitierte sich 1923 als erste Frau an der TH für das Fach Organische Chemie. Ihre Arbeit behandelte die „Chemie der hydroaromatischen Verbindungen, Chemie des Camphers und der Terpene“.

Auch nach der Heirat mit ihrem Kollegen Peter Lipp setzte Dr.-Ing. habil. Maria Lipp ihre Tätigkeit als Privatdozentin und Assistentin ihres Mannes fort. Ihr Einfluss auf die Chemiestudentinnen war unübersehbar. Zahlreiche Dissertationen zwischen 1918 und 1931 widmeten sich dem von ihr erforschten Thema “Kampfer”.

Die Jahre 1938 und 1943 markierten entscheidende Schritte in der Karriere von Maria Lipps, als sie zur außerordentlichen Professorin und schließlich zur Ordinaria für Organische Chemie ernannt wurde – beides erstmals für eine Frau an der TH. Für ihre langjährigen Verdienste erhielt sie 1942 das „Treuedienst-Ehrenzeichen“, und obwohl diese Auszeichnung in die politische Zeit des Dritten Reiches fiel, bleibt ihre politische Gesinnung Spekulation.

Nach den Herausforderungen des Kriegsendes bemühten sich Maria und ihr Mann, den Lehr- und Forschungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Auch nach dem Krieg blieb sie ihrer Universität treu, wurde 1949 erneut zur Ordinaria ernannt und bekleidete von 1954 bis 1956 das Amt der Dekanin. 1960 wurde Maria Lipp emeritiert und verstarb am 12. Dezember 1966 in Köln. Ihr Vermächtnis als Trägerin des „Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland“ und als Wegbereiterin für Frauen in der Wissenschaft lebt weiter.

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Jahresrückblick 2023: Entwicklungen und Erfahrungen im Hochschularchiv der RWTH Aachen

Mit dem Kalenderbild 2023 blicken wir auf das vergangene Jahr im Hochschularchiv zurück. Es zeigt unseren langjährigen Mitarbeiter Oliver Zantis, zusammen mit einer ehemaligen Praktikantin und der charmanten Spitzdame Franzi, der ständigen Begleiterin unseres Archivars Dr. Klaus Graf. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf verschiedene Entwicklungen und Erlebnisse, die das Hochschularchiv im vergangenen Jahr geprägt haben.Im Jahr 2023 hat das Hochschularchiv der RWTH Aachen nicht nur Archivgut gesichert, sondern auch innovative Wege gefunden, mit den Herausforderungen des Platzmangels umzugehen. Eines der wichtigsten Ereignisse war die Bereitstellung eines neuen Ausweichkellers, der den Weg für eine kreative Neugestaltung ebnete. Als das Team erfuhr, dass uns der Ausweichkeller zur Verfügung gestellt wurde, beschlossen wir, diesen Raum optimal zu nutzen. Kurzerhand wurden Europaletten bestellt und geschickt arrangiert, um nicht nur Platz für das vorhandene Archivgut, sondern auch für zukünftige Schätze zu schaffen. Diese praktische Lösung erwies sich als wegweisend, um dem wachsenden Platzbedarf des Archivs gerecht zu werden.

Ein weiteres Highlight war die Unterstützung durch talentierte Praktikantinnen. Ihr Enthusiasmus und ihre frischen Perspektiven trugen nicht nur zur effizienten Bearbeitung der verschiedenen Aufgaben eines Archivs, sondern auch inspirierende Dynamik in unser Mitarbeiterteam. Die Zusammenarbeit mit ihnen ermöglichte es, unsere Ziele gemeinsam zu erreichen und den Archivalltag mit neuen Ideen zu bereichern.Ein wichtiger Schritt zur Verstärkung des Teams war die Einstellung von Frau Kardoudi und Herrn Luckner. Frau Kardoudi brachte ihre Expertise im Bereich Social Media ein und half, die Aktivitäten des Archivs auch online sichtbarer zu machen. Herr Luckner unterstützte insbesondere die Archivarbeit im Projekt „Bauingenieurwesen“. Die Integration der neuen Teammitglieder stärkte nicht nur unsere Kompetenzen, sondern förderte auch die Weiterentwicklung des Archivs. Das Jahr 2023 war zweifellos geprägt von Veränderungen, Zusammenarbeit und innovativen Lösungen. Wir freuen uns sehr auf 2024, wenn dann hoffentlich weitere spannende Kapitel in der Geschichte unseres Hochschularchivs geschrieben werden.

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Die unsichere Lage am Aerodynamischen Institut in der Nachkriegszeit

Unser Kalenderbild des Monats November zeigt eine sorgfältig von Hand gezeichnete technische Skizze aus dem Archiv des Instituts für Aerodynamik der RWTH Aachen. Die Quelle ist bei uns unter der Signatur N14-03 zu finden. Die wissenschaftliche Grafik widmet sich vor allem der Grundlagenforschung in der Mechanik und stellt die Erforschung von Strömungsvorgängen bei hohen Geschwindigkeiten dar. Sie entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1945-1946. Die Skizze gibt einen Einblick in die schwierige universitäre Nachkriegssituation und zeigt, mit welch einfachen Mitteln der damalige Universitätsbetrieb kurz nach dessen Wiederaufnahme organisiert wurde. Sie stammt aus einer unsicheren Zeit, in der nicht klar war, ob und in welchem Umfang das Institut seine Arbeit fortsetzen würde. Denn insbesondere in den Weltkriegsjahren 1941-1944 war das Aerodynamische Institut in Aachen massiven Luftangriffen ausgesetzt und wurde schließlich nach Sonthofen im Allgäu verlegt. Zudem wurde kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Forschung auf dem Gebiet der Aerodynamik in Deutschland verboten. Aufgrund der großen Entfernung zwischen Sonthofen und Aachen fand in den Jahren 1945/46 ein intensiver und reger Briefwechsel zwischen den beiden Institutsstandorten statt. Prof. Dr. Friedrich Seewald (1895-1974), der damalige Direktor des Aerodynamischen Instituts in Aachen, stand in diesen beiden Jahren in regelmäßigem Briefkontakt mit seinen Kollegen in Sonthofen. In einem seiner zahlreichen Briefe fügte er auch die vorliegende Skizze aus dem Forschungsbereich Mechanik über Strömungsversuche an verschiedenen Messgeräten bei. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es Seewald ein großes Anliegen, die aerodynamische Forschung an den Hochschulen wieder aufzunehmen bzw. weiter auszubauen (https://www.aia.rwth-aachen.de/der-lehrstuhl/historisches/).

Deshalb unterhielt er bis zur vollständigen Rückverlegung des Instituts nach Aachen im Jahre 1947 – trotz Kommunikations- und Sprachbarrieren – eine ständige und kontinuierliche Korrespondenz mit Sonthofen. Da Sonthofen (wie das gesamte Westallgäu) nach dem Zweiten Weltkrieg unter französischer Besatzung und Aachen unter britischer Militärregierung stand, erfolgte der schriftliche Forschungsaustausch neben Deutsch auch in Französisch und Englisch. Diese technische und forschungsrelevante Skizze der damaligen Zeit ist vor allem vor diesem historischen Hintergrund interessant und aufschlussreich, da das Wissenschaftsgebiet der Mechanik damals nur einem sehr kleinen Personenkreis zugänglich war. Dies, obwohl gerade für den (schnellen) Wiederaufbau in der Nachkriegszeit eine allgemeine Zugänglichkeit zu Mechanik und Technik wichtig war. Dabei ist zu berücksichtigen, dass während der Besatzungszeit zwischen 1945 und 1949 die jeweiligen Militärregierungen großen Einfluss auf die Lehrinhalte des Aerodynamischen Instituts der RWTH (wie auch auf alle universitären Einrichtungen) hatten. Darüber hinaus ist diese Skizze ein wichtiges zeitgenössisches Dokument der Nachkriegszeit, das uns deutlich vor Augen führt, wie einfach eine wissenschaftliche Zeichnung ohne technische oder elektronische Hilfsmittel erstellt werden konnte. 

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Ein Blick zurück – mein Praktikum im Hochschularchiv der RWTH

Als angehende Fachangestellte für Medien und Informationsdienste hatte ich vor Beginn meines Praktikums lediglich theoretische Kenntnisse darüber, welche Rolle Archive in unserer Gesellschaft einnehmen und welche Aufgaben ungefähr auf mich zukommen würden. Während meiner Zeit im Archiv konnte ich nicht nur mein theoretisches Wissen vertiefen, sondern auch wertvolle Praxiskenntnisse sammeln.Von der Aufnahme neuer Bestandsunterlagen bis zur ewigen Verwahrung gibt es mehr Schritte als es zunächst den Anschein hat. Alles was aufgenommen wird muss archivgerecht verwahrt und so verzeichnet werden, dass es zwischen Dokumenten aus mehreren Jahrzehnten auffindbar ist. Da durch stetig neue Abgaben der Bestand des Archivs kontinuierlich wächst, ist die Arbeitsauslastung, die für die Aufbereitung des neuen Materials anfällt, konstant hoch.

Wer wie ich eine Vorliebe für Ordnung hat, wird im Archiv nicht enttäuscht, denn dort ist Struktur ein integraler Part des täglichen Ablaufs. Das Praktikum wird hier durch einen Praktikumsleitfaden unterstützt, welcher die wichtigsten Aspekte der Arbeit festhält und eine strukturierte zeitliche Planung erlaubt. Aufgaben wie das Erfassen von Promotionskarten und Matrikelbucheinträgen, oder das Formulieren von Beiträgen für den Social-Media-Kanal des Hochschularchivs kann auch im Homeoffice erledigt werden. Das Hochschularchiv der RWTH legt zudem einen großen Wert auf eine gute Social-Media-Präsenz, um Interessierten einen Blick in unsere Arbeit zu ermöglichen.

Auch der Kontakt mit den Nutzern des Archivs war sehr interessant, da sich so der Sinn der Aufbewahrung erschlossen hat. So wollte ein Nutzer eine 70 Jahre alte Akte einsehen, um sich herzuleiten, wo die Fotos aus dem Nachlass ihrer Eltern entstanden sind.Darüber hinaus wird es im Archiv ermöglicht, eigenverantwortlich und selbstständig zu arbeiten und die Arbeit nach Absprache zu organisieren. Das Team ist sehr herzlich und geduldig, welches das allgemein bereits angenehme Arbeitsumfeld unterstützt. Kurz gesagt: Wer neugierig ist und ein Interesse an Archiven und deren Arbeit hat, empfehle ich wärmstens ein Praktikum beim Hochschularchiv der RWTH zu wagen.Ich für meinen Teil fühle mich bei meiner neuen Berufswahl bestärkt, und bedanke mich herzlichst bei meinen Kollegen für ein tolles Praktikum!

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