Das Kalenderbild des Monats November zeigt Bundeskanzler Konrad Adenauer und zu dem Zeitpunkt den ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill in einem Gespräch bei der Aachener Karlspreisverleihung 1956 im Rathaus.
Im Zweiten Weltkrieg war Aachen die erste Stadt, die von den Alliierten befreit wurde. Aachen war wochenlang Kriegsschauplatz. Die Zivilbevölkerung musste sogar zwangsevakuiert werden. 1944 wurde Aachen befreit und die verbliebenen Einwohner hofften auf bessere Zustände.
Nach Jahren des Hasses und der geistigen Indoktrination durch die Nationalsozialisten gründete der Aachener Textilkaufmann Dr. Kurt Pfeiffer einen Lesekreis, die „Corona Legentium Aquensis“. Mit finanzieller Unterstützung Pfeiffers konnte der Lesekreis an Bedeutung gewinnen und Ausstellungen sowie Vortragsreihen mit Politikern, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden aus ganz Europa durchführen. Die Diskussionen im Lesekreis regten Pfeiffer an, darüber nachzudenken, wie man öffentlichkeitswirksam und aktiv bei einer friedlichen Gestaltung der Zukunft Europas mitwirken kann, ohne jedoch den langwierigen Entscheidungsprozesse der politischen Parteien und Parlamente durchführen zu müssen.
Am 19. Dezember 1949 stellte Pfeiffer seine Idee der Stiftung eines Aachener Europa-Preises im Suermondt-Museum vor. Seine Vorstellung wurde von den Anwesenden positiv aufgenommen. Mit dem Preis sahen alle Beteiligten die Möglichkeit, an die fast vergessene europäische Vergangenheit Aachens zu erinnern, den Blick Europas auf Aachen zu lenken und den Namen der Kaiserstadt über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt zu machen. Am 14. März 1950 wurde die „Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen“ gegründet.
Winston Churchill ist wohl einer der bekanntesten Preisträger. Eigentlich bekam er den Preis schon 1955 zugesprochen. Doch Churchill, an den Folgen eines Schlaganfalls leidend, konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen und tat dies dann ein Jahr später. Es war Churchills erster Besuch seit der Potsdamer Konferenz im Juli 1945, als die wichtigsten Staats- und Regierungschefs über die Neuordnung Europas berieten. Den Ruf des Befürworters eines vereinten Europas begründete er 1946 mit einer viel beachteten Rede in Zürich. Er sprach sich für eine Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland aus, denn dies wäre der erste Schritt für eine Neubildung Europas. Churchills angestrebte Vereinigung Europas sollte auch den Kalten Krieg entschärfen. In seiner Aachener Rede strebte er auch einen Ausgleich mit der Sowjetunion an. Sehr zur Verwunderung Adenauers, der die Laudatio hielt und von einer Öffnung gegenüber der Sowjetunion nichts wissen wollte. Feuerwehrmänner trugen den Sessel mit dem 82-jährigen Churchill die Stufen zum Reichssaal hinauf. Er begrüßte die Anwesenden auf der Preisverleihung auf Deutsch. Dies war ein Zeichen des Respekts.
Die Verleihung des Preises an Winston Churchill wurde mit der Anerkennung seiner Verdienste um die Verteidigung des höchsten menschlichen Gutes, der Freiheit und den Aufruf, die Zukunft Europas durch Einigung zu sichern, begründet.