Etwas fremd dieser Blick in den Saal des 1925 erbauten Hauses der Studentenschaft in der Turmstraße, welchen unser Kalenderbild für den Mai da bietet. Ein Kronleuchter prangert an der Decke, alle Tische sind weiß gedeckt und vereinzelt mit Blumen dekoriert. Irgendwie scheint es, als könnte man sich dort nicht ohne korrekt angelegtes Jackett oder salonfeines Abendkleidchen blicken lassen. Das Bild selbst stammt aus dem Nachlass des 1949 geborenen Günter Breuer und ist eigentlich eine Postkarte.
Das Haus der Studentenschaft wurde am 07.11.1925 eröffnet, also kurz nach der Gründung des ersten allgemeinen Studentenausschuss 1919 (oder auch bis heute unter dem Namen ‚AStA‘ bekannt), der Öffnung der ersten ‚Mensa academica‘ (damals noch in der Talbothalle) 1920, sowie der Etablierung des ‚Verein Studentenwohl Aachen‘, den man auch gut einen Vorgänger des Studentenwerks nennen kann. Außerdem herrschte 1920 ein nie gekannter Hochstand an Studenten mit 1400 an der Zahl. Heute kaum noch vorstellbar, wo beinahe jeder Hörsaal in den Naturwissenschaften mehr fassen muss, aber damals wird dieser Hochstand die sozialen Ausbauten wohl auch zwingend nötig gemacht haben. Vor allem, wenn man die soziale Not bedenkt, die der erste Weltkrieg (1914-1918) und sein jähes Ende ausgelöst hatte. (Quelle)
Leider weilte das Haus der Studentenschaft nicht lange, denn bereits in den Wirren des zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurde es gründlich von Bomben zerstört, wie so viel Wohnraum in dieser Zeit auch. Die Studenten zogen derweil um in einen Hochbunker der Stadt Aachen, wurden aber dazu verpflichtet neue Unterkünfte zu schaffen und bauten das Haus der Studentenschaft wieder auf. Ebenfalls war die Versorgungslage eine gänzlich andere, geradezu katastrophal, was viele ausländische Studenten dazu veranlasste, Lebensmittelspenden an die Kommilitonen nach Deutschland zu senden. (Quelle)
Heute kennt niemand mehr das ‚Haus der Studentenschaft‘, denn es ist viel eher unter dem Namen ‚Studierendenwerk Aachen‘ bekannt und ist ein modernes Dienstleistungsunternehmen für um die 60.000 Studierende, dass sich um Belange wie Essen zu fairen Preisen, günstigen Wohnraum, Bafög und zuverlässige Kinderbetreuung kümmert. Es befindet sich also immer noch im Dienste der Studierendenschaft, entfremdet unseren Blick in den Saal von 1925 aber noch ein Stückchen mehr, wo er doch so wenig mit dem heutigen Anblick gemein hat. (Quelle)