„Praktikum – war schnell rum“

Das Hochschularchiv ist dem Historischen Institut der RWTH eingegliedert und wird – so verrät meine Praktikumsbescheinigung – „von der Professur des Lehr- und Forschungsgebietes Frühe Neuzeit geleitet“. Trotzdem kann man hier natürlich auch als Germanist und Anglist einen Platz bekommen, ich bin der lebende Beweis dafür. Den Tipp hatte mir vor längerer Zeit Frau Weyrauch, die Berufs- und Praktikumsberaterin der Philosophischen Fakultät, gegeben. Nach kurzem E-Mail-Verkehr, dem Einreichen eines Lebenslaufes und einem Vorstellungsgespräch hatte ich mein dreimonatiges Praktikum sicher, im November ging es dann los.

Nachts 1500 Bleistifte anspitzen, angetrunkene und aggressive Vorgesetzte mit dem Auto in der Gegend herumfahren – derartige im Internet belegte Erfahrungen, die nur eine Reise ins Land der Lotophagen aus dem Gedächtnis tilgen kann, bleiben einem im Hochschularchiv, der Herr sei gepriesen, erspart. Hier lernt man tatsächlich etwas, und das hängt mit den kleinen Lehreinheiten, den Modulen, zusammen, die jeder Praktikant von den Mitarbeitern des Archivs oder von Dr. Klaus Graf, dem Geschäftsführer, erhält. Man bekommt eine Einführung in die Archivsoftware (Midosa XML), erfährt etwas über die Lagerung von Archivgut und über Bestandserhaltung. Weitere Module vermitteln Wissen in Paläographie (Schriftkunde), in der Bewertung von Archivalien (was ist archivwürdig und was nicht), in Websitegestaltung, Videobearbeitung, PR im Social Web, etc.

Die praktische Arbeit ist eng an die Module angelehnt. Im Rahmen der Bestandserhaltung entfernt man Metall und Plastik aus den alten Aktenbeständen, man beantwortet Benutzeranfragen, verzeichnet Archivgut mit Midosa XML und betätigt sich in der Öffentlichkeitsarbeit. Letzteres hat mir besonders viel Freude bereitet. Ich habe, wie man hier sieht, Weblogeinträge verfasst und mehrere Bilderfreitage erstellt, die ich dann bei Facebook und Google+ hochgeladen habe. Das Paläographie-Modul hat mich dazu angeregt, mir zu Hause das Lesen und Schreiben von Sütterlin und älterer deutscher Kurrentschrift beizubringen, als Germanist kommt man ja auch in Kontakt mit alten handschriftlichen Texten.

Kurz, das Praktikum hat Spaß gemacht und man hat wirklich etwas gelernt. Die Zeit verging wie im Fluge! Hoffentlich helfen mir die Erfahrungen bei meinen künftigen Bewerbungsbemühungen.

Noch eine kleine Entschuldigung zum Schluss. Bedauerlich ist, dass ich dem zierlichen Archiv-Hund Franz das Lieblingsspielzeug genommen habe: seine herzliebste Knabberkastanie, versehentlich wurde sie mit dem Bürostuhl zermahlen. Kopf hoch, Franz! In acht Monaten regnen die Bäume wieder neues Spielzeug aus ihren Kronen. Bis dahin wird es leider verdammt langweilig.

Dieser Beitrag wurde unter Praktikum veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.