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Interview mit Dr. Ludwig Falkenstein, April 2003 |
- 1968er: |
„Herr
Dr. Falkenstein, ich möchte Sie zur Studentenbewegung der 1968er
Jahre in Aachen interviewen und Sie als Erstes fragen, ob Sie die
Studentenunruhen von 1968 selbst miterlebt haben.“ |
„Ja.
Aber nicht als Student, sondern eben als Akademischer Rat im Historischen
Institut in der Abteilung Mittelalter.“ |
„An
welche Ereignisse erinnern Sie sich da so?“ |
„Es
gab Aktivitäten über einen längeren Zeitraum hinweg
- aber unter diesen Aktivitäten auch einige Höhepunkte,
zum Beispiel die Eröffnung des akademischen Jahres 1968/69
oder die sogenannte Notstandsgesetzgebung.“ |
„Und
was waren Ihre Eindrücke damals zum Beispiel von der Notstandsgesetzgebung?“ |
„Das
hat sich hier in Aachen erheblich weniger radikal abgespielt als
etwa in den großen Philosophischen Fakultäten anderer
Universitäten. Es gab aber Demonstrationen, Sit-Ins und sogenannte
Teach-Ins mit Versammlungen, auf denen zahlreiche Studenten vertreten
waren.“ |
„Wie
verhielten sich die Professoren? Es gab doch sicherlich Lehrveranstaltungen,
die gesprengt wurden?“ |
„Das
war sehr unterschiedlich. Auch zu mir ist einmal im Zusammenhang
mit der Notstandsgesetzgebung der sogenannte Wanderzirkus gekommen,
um während des Proseminars seine Dinge sozusagen „an
den Mann“ zu bringen. Es ist jedoch dabei nicht zu ernstlichen
Auswüchsen gekommen, denn ich habe klipp und klar erklärt,
dass ich erstens bereit sei, mit den Betreffenden darüber im
Anschluss an die Übung zu diskutieren, und dass meine Haltung
zur Notstandsgesetzgebung sich zweitens nicht wesentlich von der
ihren unterscheide. Dann sind sie wieder gegangen - sie hatten nachher
wohl keine Zeit – und nicht mehr zurückgekommen.“ |
„Erinnern
Sie sich an die Ereignisse im Zusammenhang mit der Immatrikulationsfeier
vom 18. Oktober 1968/69? Warum wollte man diese Feier eigentlich
stören?“ |
„Da
gab es wohl mehrere Anlässe. Im Vorfeld war es bereits zu einer
längeren unterschwelligen Auseinandersetzung um eine Ehrenpromotion
in der Philosophischen Fakultät gekommen, und zur Immatrikulationsfeier
wollten die Studenten dann demjenigen, der geehrt werden sollte,
selbst eine Medaille aus Karton überreichen, um solche merkwürdigen
Verleihungsmechanismen ein bisschen auf die Hörner zu nehmen.“ |
„Erinnern
Sie sich noch daran, dass Lehrveranstaltungen, zum Beispiel Vorlesungen,
auf die Proteste abgestimmt wurden ?“ |
„Nein,
das könnte ich für das Fach Geschichte eigentlich nicht
bestätigen, wohl aber erinnere ich mich deutlich daran, dass
Herr Meyer, der damals Ordinarius für Alte Geschichte war,
aber über sehr detaillierte Kenntnisse auch der neuesten Geschichte
und Gegenwartsgeschichte verfügte, entweder im Sommersemester
68 oder im Wintersemester 68/69 eine spezielle Vorlesung über
Hitler gehalten hat.“ |
„Erinnern
Sie sich auch noch - im nachfolgenden Zeitraum 69/70 - an die Hochschulrahmengesetzgebung,
die erarbeitet werden sollte?“ |
„Nein,
ich bin Anfang 1970 wieder nach Rom gegangen und zwar 70/71/72.
In dieser Zeit habe ich so gut wie nichts erfahren von den Aachener
Dingen - höchstens am Rande, wenn ich mal im Sommer kurz nach
Aachen kam.“ |
„Danke
für das Gespräch.“ |
... |
[Das
Gespräch führte Cordula Delhey.] |
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