Ein Praktikum im Hochschularchiv: Von „kleinen“ und „großen“ Taten

Seite aus dem Matrikelbuch 1932-1951 und Vorlesungsverzeichnis

Seite aus dem Matrikelbuch 1932-1951 und Vorlesungsverzeichnis 1899.

Wenn man ein Studium der Geisteswissenschaften absolviert, steht man im Hinblick auf sein späteres Berufsleben vor einem kleinen Problem: Anders als ein Ingenieur oder Lehrer haben wir keinen klar vorgezeichneten Weg zum späteren Beruf, sondern unzählige Möglichkeiten, von denen wir manchmal nicht einmal wissen, dass sie existieren. So bietet es sich im Laufe des Studiums an, mithilfe von Praktika erste Berufserfahrungen zu sammeln, um herauszufinden, welche Arbeit zu einem passt und welche Talente man dafür mitbringen muss. Doch als Studentin der RWTH Aachen mit einem vollen Stundenplan stellte es sich als gar nicht so leicht heraus, eine geeignete Stelle zu finden, die es mir gleichzeitig ermöglichte, auch weiterhin meinen studentischen Pflichten nachzukommen.

Nach einiger Recherche und Erkundungen bei Kommilitonen stieß ich auf das Hochschularchiv der RWTH Aachen als möglichen Praktikumsgeber. Auf dessen Homepage wurde ich auch schnell unter der Rubrik „wir suchen…Praktikanten“ fündig und bewarb mich spontan auf eine Stelle. Nach einem ersten Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und dem Leiter des Archives war für mich sehr schnell klar: Hier möchtest du auf jeden Fall ein Praktikum absolvieren. Nun werden sich manche die Frage stellen: Warum denn gerade in einem Archiv, wenn man auch eine Werbeagentur, einen Verlag oder eine Regierungseinrichtung wählen könnte? Die Antwort darauf ist ganz einfach: Ich bevorzugte das Hochschularchiv aufgrund der exzellenten und durchdachten Praktikantenbetreuung. Anders als in vielen großen Einrichtungen hat man hier flexible Arbeitszeiten und feste Ansprechpartner, die jeder Zeit Fragen beantworten können und bei den anfallenden Aufgaben unterstützend zu Seite stehen. Das Praktikum hat durch den „Leitfaden“ des Archives einen Katalog von Arbeitsschritten und kleinen Unterrichtseinheiten, die der Praktikant in freier Reihenfolge sowohl bei den Mitarbeiterinnen als auch bei der Archivleitung absolviert. So besteht der Arbeitsalltag aus „kleinen“ und „großen“ Taten, die durch Abwechslungsreichtum und Substanz bestechen. Zu den „kleinen“ Taten gehören z.B. das Umbetten einer Akte oder das Verzeichnen einer Studienarbeit, wobei ich hier betonen muss, dass dies zwar „kleine“, aber auf keinen Fall unwichtige, Aufgaben sind. Jeder Handgriff im Archiv hat den Zweck, etwas für die Ewigkeit zu schaffen und als Praktikant trägt man von Anfang zu diesem Ziel bei. Zu den „großen“ Taten zählen unter anderem die Recherchearbeiten, die man zur Beantwortung der Anfragen von Interessierten aus aller Welt, durchführt. Man folgt den Spuren derer, die lange vor uns an der RWTH waren, manchmal sogar bis in das Gründungsjahr 1870 zurück. Mittels alter Matrikelbücher, Zeitungsausschnitten, Fotografien, aber auch durch die Nutzung moderner Hilfsmittel, wie digitalisierter Datenbanken, tastet man sich Schritt für Schritt an zuvor unbekannte Orte und Personen heran und hilft dabei, ihr Leben und Werk sowie ihren Bezug zur Universität Aachen herauszuarbeiten.

Wenn ich nach vier Monaten nun abschließend zurück auf meine Zeit im Hochschularchiv der RWTH Aachen blicke, dann kann ich nur sagen, dass sich jeder Moment gelohnt hat. Ich habe mein Wissen erweitern können, eine umsichtige und stets freundliche Betreuung erfahren und jenseits meines Studiums erste berufliche Eindrücke sammeln können.

Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmal in aller Form bei Herrn Dr. Klaus Graf und seinen drei Mitarbeiterinnen für die gute Zeit im Archiv.

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