Wie sieht es eigentlich in einem Gedächtnis aus? Und was genau passiert dort, wenn man sich an etwas Bestimmtes erinnert? Diese Frage bleibt hier zwar im biologischen Sinne unbeantwortet, doch im Metaphorischen kann das „Gedächtnis der RWTH“ hier auftrumpfen.
Im Zuge eines Praktikums startete ich also meinen ersten Tag im Hochschularchiv, bei dem mir zunächst mein Arbeitsplatz gezeigt, die Mitarbeiter vorgestellt und die Räumlichkeiten erläutert wurden. So ein Archiv benötigt neben den standardmäßigen Büroräumen nämlich ganz schön viel Platz, um all seine Dokumente, Fotos, Karten und anderweitige Gerätschaften sicher und geschützt aufzubewahren, sowie diese der Nachwelt nutzbar zu erhalten. Dafür gibt es fünf Magazine, in denen die Archivalien lagern und einen Benutzerraum, in dem die jeweiligen Dokumente eingesehen werden können. Nutzer stellen nämlich neben der fachgerechten Aufbewahrung ebenfalls einen großen Teil der Archivarbeit dar. So passiert es zum Beispiel, dass ein Alumnus Informationen über seine Arbeit an der RWTH wünscht, oder ein Forscher aus einer anderen Stadt mehr über das Wirken oder die Forschung eines ehemaligen Aachener Kollegen erfahren möchte. Diese Anfragen werden meist per E-Mail beantwortet, doch manchmal müssen die Nutzer auch persönlich Akteneinsicht nehmen.
Sobald ich mich also orientiert hatte, konnte die eigentliche Arbeit beginnen. Die verschiedenen Aufgaben, die anfielen, wurden hierbei zunächst von einer Mitarbeiterin erläutert, woraufhin ich selbst die Aufgabe erledigen musste. So lernte ich das Archiv rasch kennen und konnte auch von Anfang an unbekannte Aufgaben übernehmen. Doch trotz der Einweisung des Personals blieben die Arbeiten fordernd. Dies lag zum einen an der schieren Menge an Informationen in den Archivalien, die man verarbeiten und strukturieren muss, zum anderen machte mir deren Form das Leben auch nicht immer leicht.
Da half es, dass durch das Modulsystem für Praktikanten Struktur in das Erlernen der neuartigen Aufgaben kam. So erlernte ich zuerst die grundlegenden Aufgaben der genauen Recherche mit den Findmitteln des Archivs, angemessenen Kontakt mit den Anfragenstellern und Vorgänge der Registratur. Diese Voraussetzungen ermöglichten es Einblick in die Arbeits- und Funktionsweisen des Archives zu nehmen, und schufen die Vorbedingungen, auch Aufgaben zu erfüllen, deren jeweilige erforderlichen Akten einen erstmal vor ein Rätsel stellten.
So benötigt man zwingend grundlegende Kenntnisse des Archivgesetzes, des Informationsfreiheitsgesetzes und des Urheberrechtes um sich der rechtlichen Parameter seiner Arbeit bewusst zu sein und abschätzen zu können, ob bestimmte Auskünfte überhaupt erteilt werden dürfen. Des Weiteren muss man sich in Paläografie, der Lehre alter Schriften auskennen, um alte Akten zu entziffern, die noch in Kurrent- oder Sütterlinschrift geschrieben sind. Das sind jedoch eher Fähigkeiten inhaltlicher Natur, die aber nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass man ebenfalls über Bestandserhaltung Bescheid wissen muss, damit die Archivalien einer langen Aufbewahrungsdauer entsprechend erhalten und gleichzeitig nutzbar bleiben.
Diese Nutzbarmachung ist ein ganz entscheidender Punkt, denn so gesehen ist nämlich die Archivarbeit eine Dienstleistung, die Informationen rund um die RWTH bereitstellt und dabei hilft, eine Überlieferung der Universitätsgeschichte zu gewährleisten. Dabei lernt man natürlich auch die Geschichte der RWTH besser kennen. Außerdem stellte das abwechslungsreiche Arbeitsfeld das flexible Denken immer wieder auf die Probe, wenn beispielsweise hundert Jahre alte Schrifstücke, Plakate oder Ähnliches Social Media gerecht, für Facebook und Co., zur Präsentation aufbereitet werden sollten. Dieses für Archive noch nicht sehr verbreitete Verfahren war für mich als Praktikant ein toller Weg, alle Aspekte der Archivarbeit anzuwenden und gleichzeitig in eine moderne, publikumsnahe Form zu überführen. Es wissen nämlich viel zu wenige Menschen von den tollen Informationsmöglichkeiten eines Archives, die Jedem offen stehen!