Der September ist Reiff: Korrespondenz aus dem Reiff-Museum

09_September

Akte 840

Transkription:

Aachen, den 5. Mai 1909

An seine Magnifizenz den Herrn Rektor hier

Ew. (Euer) Magnifizenz,

teile ich ergebenst mit, daß der Assistent am Reiffmuseum und der kunstgeschichtlichen Versammlung Herr stud arch (Student der Architektur) Johann Schuhmacher mit dem 30. April aus seiner Stellung ausgeschieden ist, da er seine Studien an der Universität Bonn fortsetzen will. An seine Stelle hat sich Herr Dr. Brinkmann aus Berlin zum Eintritt bereit erklärt und, da bei Beginn des Semesters eine Hülfe (Hilfe) für mich unentbehrlich war, die Stelle vorbehaltlich nachträglicher Genehmigung am 1. Mai angetreten. Ich bitte um Genehmigung desselben.

Der Professor für Kunstgeschichte

M. Schmid

Dieser Brief, bei dem es um Personaländerungen im Reiff-Museum geht, ist an den ehemaligen Rektor der Hochschule, Professor Wilhelm Borchers, gerichtet. Der Brief wurde verfasst von Professor Max Schmid (ab 1919/20: Schmid-Burgk), dem damaligen Professor für Kunstgeschichte und wichtiger Schlüsselfigur in der Geschichte des Reiff-Museums. Dieser übernahm 1894/95 die Stelle von Professor Vischer und begann damit seinen Hochschuldienst.

Franz Reiff, selber Professor und der Namensgeber des Instituts, schaffte sich eine umfangreiche Sammlung an Kunstwerken an, unter denen sich Originale, Kopien und Aquarelle von bekannten Künstlern befanden. Zu seinen bekanntesten Sammlungen gehörten unter anderem auch Werke von Tizian, Rubens und Rembrandt. Reiff war dabei selbst als Künstler tätig und nutzte das Kunstarsenal auch zur Vermarktung seiner eigenen Werke. Des Weiteren wurden die Sammlungen als Anschauungsmaterial für die Studierenden der Architektur genutzt. Reiff verstarb 1902 und hinterließ seine Sammlung testamentarisch der Hochschule. Dabei übernahm Professor Max Schmid-Burgk die Leitung und erweiterte den Bestand, zu dem auch Werke von Wassily Kandinsky wie „Der blaue Berg“ und „Improvisation24“, gehörten. Durch Schmid-Burgk wurde 1908 der Öffentlichkeit ein Zugang zu den gesammelten Werken möglich. Zur Eröffnung waren es eine Anzahl von ungefähr 300 Kunstwerken, davon 200 Kopien von Originalgemälden. Der Bestand änderte sich dabei aber immer wieder über die Jahre. Von 1909 bis 1925 organisierte Schmid-Burgk insgesamt 16 Ausstellungen. Ihm wird dabei auch ein besonderes Gespür für moderne Kunst zugesagt. Mit dem Tod Schmid-Burgks im Jahre 1925 fehlte dem Reiff-Museum ein für die Pflege der Sammlung beauftragter Leiter. Daraus folgten der Verkauf und die Verschenkung vieler Werke. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gingen in den Folgejahren weitere Kunstwerke verloren und gerieten in Vergessenheit. Zudem sorgte eine nicht fachgerechte Aufbewahrung für weitere Verluste.

Der obige Brief ist in die Zeit einzuordnen, als das Reiff-Museum bereits für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war. Der Bitte Professor Schmid-Burgks, den Platz des ehemaligen Assistenten Johann Schumacher durch den Doktor Albert Erich Brinkmann zu ersetzen, wurde schließlich durch Rektor Borchers zugestimmt. Zum Gedenken an Max Schmid- Burgk wurde 1928 unter anderem eine Büste im Reiff-Museum für ihn aufgestellt.

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