Praktikumsbericht

Das Hochschularchiv selbst nennt sich das „Gedächtnis der RWTH Aachen“; was mehr als nur treffend formuliert ist. Denn wie bei einem menschlichen Gedächtnis werden nicht nur schöne Erinnerungen, sondern eben auch unangenehme, die man lieber vergessen möchte, archiviert. Wie bei einem Gedächtnis erinnert auch das Hochschularchiv die RWTH hin und wieder an vielleicht vergessene Begebenheiten. Dies geschieht, ganz modern, durch den wöchentlichen Bilderfreitag oder das monatliche Kalenderbild, bei dem Fotos oder Dokumente samt ihrem (zeitgeschichtlichen) Hintergrund über soziale Medien mit der (interessierten) Welt geteilt werden.

Herr Dr. Graf, der Geschäftsführer (die Wissenschaftliche Leitung unterliegt Prof. Dr. Roll), legt sehr großen Wert darauf, dass Archivarbeit eben nicht nur das Einsammeln und Aufbewahren von Archivgut, das heißt Dokumente, Bilder, etc., sondern auch die Bereitstellung von diesem für die Öffentlichkeit ist. Inwieweit der Zugang zum Archivgut frei gegeben ist, bestimmen länderspezifische Gesetze – in NRW gilt das ArchG NRW. Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) sowie das Urheberrechtsgesetz (UrhG) sind bei der Archivarbeit ebenso wichtig; letzteres besonders wenn es um Fotos geht, die das Archiv von Privatpersonen erhalten hat.

All diese Gesetze habe ich während meines Praktikums kennen gelernt und mich mit ihnen im Zuge von Modulen auseinander gesetzt. Das Absolvieren von Modulen ist Teil des Praktikantenprogramms des Hochschularchivs. Dazu gehören unter anderem auch „Paläographie“ oder die verschiedenen Archivaufgaben wie Verzeichnen, Umbetten und Bestandserhaltung von Akten. Viele dieser Module fanden unter der Anleitung von den beiden studentischen Mitarbeitern von Herrn Graf statt. Neben den Modulen gehört auch ein Aufgabenkatalog zum Praktikantenprogramm. Das Praktikantenprogramm des Hochschularchivs ist gut durchdacht und gibt einen genauen Einblick in das Archivwesen, besonders das an Hochschulen. Es ist ebenfalls sehr vielseitig – man muss nicht Kaffeekochen oder steht nur am Kopierer – vielmehr wird man direkt in die Arbeit miteinbezogen. Man beantwortet wie die angestellten Mitarbeiter Anfragen, die eingehen, und verrichtet dieselbe Arbeit; man ist quasi gleichgestellt. Dadurch und dass die Mitarbeiter nicht viel älter waren als ich selbst, war das Arbeitsklima sehr entspannt und angenehm. Da auch die Betreuung der Praktikanten nicht besser hätte sein können – ich hatte nie das Gefühl etwas nicht fragen zu können – ist ein Praktikum beim Hochschularchiv der RWTH Aachen absolut empfehlenswert. Wenn es zeitlich gepasst hätte, wäre ich gerne länger geblieben.

Interessant war, dass man bei noch so kleinen Anfragen, beim Einsehen der Akten kleine Schmuckstücke finden kann. So habe ich in einer Akte über die „Mitteilung über Relegation von Studenten“ einen Fund gemacht, den man vielleicht nicht unbedingt im Hochschularchiv der RWTH erwartet hätte: die Mittteilung über die Relegation von Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf – alles Mitglieder der Widerstandgruppe „Weiße Rose“.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich in der Zeit beim Hochschularchiv viel gelernt habe – berufsspezifisch wie auch anderweitig. Ich hatte mir die Arbeit im Archiv ähnlich vorgestellt, werde aber dennoch in Betracht ziehen zusätzlich noch in einem Stadt- oder Landesarchiv ein Praktikum zu machen – vielleicht unterscheidet sich die Arbeit ja in gewissen Punkten.

Weiter empfehlen würde ich das Hochschularchiv der RWTH als Praktikumsstelle zu 100%. Die Arbeit im Allgemeinen, die Angestellten und das Arbeitsklima bieten zusammen mit dem organisierten Praktikantenprogramm ein lehrreiches Praktikum, das vor allem auch noch Spaß macht.

Vielen Dank für die schöne Zeit!

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