Praktikum während der Corona-Pandemie?

Arbeiten im Homeoffice mit Katze Susi

Auf der Suche nach einem Praktikum für das Fach Literatur- und Sprachwissenschaften stand ich vor einer schwierigen Frage: Wo möchte ich später arbeiten? Praktisch gesehen kommt jeder Bereich infrage, der etwas mit Schrift oder Sprache zu tun hat. Durch eine schon früh geprägte Leidenschaft sowohl für Bücher als auch für die Vergangenheit, konnte ich die Wahl auf den Bereich der Bibliothek und des Archivs eingrenzen. Aufgrund bereits erworbener Erfahrung im Bereich der Bibliotheksarbeit fiel meine Wahl für dieses Praktikum daher auf das Archiv. Auf das Hochschularchiv im Speziellen bin ich durch eine Online-Veranstaltung über Praktika in den geisteswissenschaftlichen Fächern aufmerksam geworden.

Zunächst war ich mir unsicher, ob das Hochschularchiv während der Pandemie überhaupt noch Praktikanten annimmt. Doch diese Zweifel wurden nach einem kurzen Vorab-Telefonat behoben und einer Bewerbung stand nichts mehr im Wege.

Das Praktikum an sich fand aufgrund der Kontaktbeschränkungen zum Teil im Homeoffice statt. Anfangs hatte ich ein wenig Zweifel, ob es im Archiv denn so viele Aufgaben gibt, die von Zuhause aus erledigt werden können. Doch aufgrund der guten Organisation durch die Mitarbeiter und den vielfältigen Aufgaben im Archiv waren diese Sorgen unbegründet. Spätestens nach meinem ersten Online-Modul mit Herrn Dr. Graf stellte ich fest, dass viele Aufgaben dieses Praktikums auch im Homeoffice erledigt werden können.

Jedem Praktikanten wird zu Beginn ein Praktikumsleitfaden gegeben, auf dem verschiedene Aufgaben und Module stehen. Somit kann sichergestellt werden, dass der Praktikant bis zum Ende des Praktikums auch jeden Bereich der Archivarbeit kennengelernt hat. Ich finde dieses Konzept sehr sinnvoll. Besonders in der momentanen Situation wegen Corona, in der ich als Praktikantin verhältnismäßig wenig Zeit im Archiv verbringen konnte, kann durch diesen Leitfaden vermieden werden, dass Praktikanten sich nur mit einer Aufgabe bzw. nur mit Homeoffice-Aufgaben befassen und so nur einen kleinen Einblick ins Archiv erlangen.

Neben den vorgegebenen Aufgaben, wie zum Beispiel dem Umbetten einer Akte, Verfassen von Social-Media-Beiträgen und transkribieren von alten Handschriften, bleibt noch genug Platz für eigene Ideen und frei gewählte Aufgaben. Für mich persönlich fing das Praktikum mit Beiträgen für die Social-Media-Plattformen und Recherche für Anfragen an. Besonders gut gefallen hat mir die Bestandserhaltung, bei der Akten unter anderem von Schmutz und Metall befreit und in eine schadstofffreie Mappe neu abgeheftet werden.

Zum Abschluss möchte ich mich bei Herr Dr. Graf und allen Mitarbeitern des Archivs herzlich dafür bedanken, dass sie durch ihren Einsatz das Praktikum auch unter diesen erschwerten Umständen ermöglicht haben.

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Kalenderbildbeitrag Juni: Plakat zur Kriegsanleihe, Erster Weltkrieg

Quelle: Sammlung Plakate P34_1

Das Kalenderbild des Monats Juni zeigt ein Plakat des Ersten Weltkrieges. Dieses ist ein Teil unserer Sammlung Plakate und trägt die Signatur P34_1. Die verschiedenen Plakate habe sich über die Jahre aus verschiedenen, teils unbekannten Quellen in unserem Archiv eingefunden. Daher wurden diese in unserer Einrichtung vorliegenden Plakate zu einer gesonderten Sammlung zusammengefasst und entsprechend verzeichnet.

Auf dem zu sehenden Plakat ist ein Aufruf zu lesen:

„Helft, daß wir den Siegeslorbeer erringen

Zeichnet die Kriegsanleihe“

Das Wort „Siegeslorbeer“ nimmt Bezug auf den Lorbeerkranz, der als Zeichen des Sieges getragen wurde. Auch die Person auf dem Plakat trägt einen klassischen Lorbeerkranz in der rechten Hand und einen weiteren um das Schwert in der linken Hand. Der Lorbeerkranz und seine bildliche Manifestation reichen bis ungefähr 152 v.Chr. zurück. Bereits im antiken Griechenland wurde dem Lorbeerkranz eine große Bedeutung beigemessen, er galt damals allerdings noch als Zeichen der gesundheitlichen und moralischen Reinigung sowie der Sühne.

Mit dem Plakat wird dazu aufgerufen, Unterstützung bei der Erringung ebendieses Siegeslorbeers zu leisten. Es wird dazu aufgefordert, sich an der Kriegsanleihe zu beteiligen.

Die Kriegsanleihe ist eine Anleihe, die vom Staat ausgegeben wurde und der Finanzierung eines Krieges dienen sollte. Im konkreten Beispiel geht es dabei um die Finanzierung des Ersten Weltkrieges. Neben Deutschland finanzierten sich auch Österreich-Ungarn und die Schweiz über Kriegsanleihen.

Zwischen 1914 und 1918 wurde der deutsche Staat bei der Durchführung des Krieges mit insgesamt 98 Milliarden Mark von seinem Volk unterstützt. Damit konnten circa 60% der Kosten durch den Ersten Weltkrieges seitens Deutschlands gedeckt werden. Das Konzept der Kriegsanleihe reicht bis in das Mittelalter zurück, war jedoch stets umstritten.

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Die polytechnische Schule zu Aachen

Cremer Robert (1826-1882), Hauptgebäude der Technischen Hochschule, Aachen: Aula. Foto auf Karton, 39,5 x 47,3 cm (inkl. Scanrand). Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin Inv. Nr. BZ-F 02,029.

Cremer Robert (1826-1882), Polytechnische Schule, Aachen. (Aus: Atlas zur Zeitschrift für Bauwesen, hrsg. v. G. Erbkam, Jg. 21, 1871): Details. Stich auf Papier, 29,3 x 44,1 cm (inkl. Scanrand). Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin Inv. Nr. ZFB 21,008.

Das Buch „Die polytechnische Schule zu Aachen“ wurde von Robert Cremer verfasst und Ferdinand Esser herausgegeben. Es erschien 1871 und befasst sich mit den beiden Ursprungsgebäuden der neugegründeten Schule. Das Originalbuch befindet sich in der Zentralbibliothek der RWTH Aachen. Über die digitalen Sammlungen der Universität Stuttgart findet man das Buch digitalisiert. Die Universität Aachen und die Deutsche National Bibliothek bieten ebenfalls ein Digitalisat als PDF-Datei öffentlich zugänglich an, jedoch in einer schlechteren Qualität. Die Technische Universität Berlin bietet in ihrem Architekturmuseum online die beste Qualität der 11 Drucke und, im Buch nicht zu sehende, Fotos der Gebäude bzw. Innenansichten von Robert Cremer.

Robert Cremer wurde am 27. Dezember 1826 in Aachen geboren und studierte Architektur an der Berliner Bauakademie. 1862 zog es ihn zurück in seine Geburtsstadt und er entwarf den Neubau der geplanten polytechnischen Schule in Aachen. Zwei Entwürfe arbeitete er heraus. Der Erste orientierte sich am italienischen Stil der römischen Schule des 16. Jahrhunderts und der Zweite als freientworfenen Ziegelsteinrohbau nach dem Vorbild des Stuttgarter Polytechnikums, welches im 14. oder 15. Jahrhundert erbaut wurde. Die Entscheidung fiel auf die zweite Variante. In Aachen verewigte sich Robert Cremer des Weiteren mit dem Bau der Strafanstalt sowie mit der umfassenden Restaurierung des Grashauses, das als erstes Aachener Rathaus von besonderer historischer Bedeutung für die Stadt Aachen ist. Zu diesen Arbeiten finden sich ebenfalls Drucke im Architekturmuseum der TU Berlin.

Das Buch befasst sich mit den Architektonischen Aspekten des ursprünglichen Gebäudekomplexes, der aus dem Hauptgebäude und dem chemischen Laboratorium besteht. Thematisiert werden der Aufbau mit Blick auf die verwendeten Materialien, Maße etc., sowie die Ventilation und Wasserleitungen. Insbesondere für Architektur- und Bauingenieurstudenten finden sich interessante Details. Da im chemischen Laboratorium naturgemäß mit teils aggressiven Stoffen gearbeitet wurde, war eine ausreichende Be- und Entlüftung essentiell. Man kann anhand der Aufzeichnungen, die gewährleistenden Maßnahmen nachvollziehen und über die damaligen „einfachen“ Mittel staunen. So wurde z.B. die Ventilation u.A. mit Hilfe von Brettkasten, die mit Strohlehm und Segeltuch umwickelt wurden, gefördert. So können auch fachfremde Menschen das ein oder andere spannende Detail entdecken.

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Kalenderbild Mai: Eine ungewöhnliche Archivalie

Memory mit Aufnahmen der RWTH-Gebäude, zum 150. Jubiläum der RWTH Aachenm, erstellt 2020 (Quelle: Akte S5165)

Das letzte Jahr war ein Schwieriges. Vermutlich wird 2020 den Meisten als DAS „Coronajahr“ in Erinnerung bleiben. Als Historikerin frage ich mich immer, ob es später in den Schulbüchern seinen Platz finden wird. Viel Negatives ist letztes Jahr  passiert, aber für die RWTH steht dieses Jahr auch für einen großen Meilenstein: Das 150-Jährige Jubiläum unserer Hochschule. Auch wenn die Feierlichkeiten leider aufgrund der Pandemie nur eingeschränkt stattfinden konnten, waren wir als Archiv in den letzten zwei Jahren sehr in der Erarbeitung einzelner Konzepte für das Jubiläum eingespannt. So wie für das Jubiläums-Memo  der RWTH Aachen, von dem unser Kalenderbild Mai berichtet.

Das Kalenderbild zeigt eine der Archivalien, auf die ich persönlich besonders stolz bin. Denn zu den allermeisten Archivalien, welche man in einem Archiv findet, hat man normalerweise als Mitarbeiter keine persönliche Verbindung. Dieses Foto zeigt jedoch eine dieser seltenen Ausnahmen: Es ist ein Belegexemplar des Jubiläums-Memo der RWTH zum 150-Jährigen Geburtstag unserer Hochschule. Dies haben wir zugeschickt bekommen, weil wir an der Erarbeitung mitgeholfen haben. Auf den einzelnen Memory-Karten sieht man historische und aktuelle Bildern der bekanntesten Gebäude unserer Hochschule. Viele dieser Fotos sind aus unserer Fotosammlung, welche auch digitalisiert ist, entnommen.  Wir sind sehr dankbar, dass wir an diesem Projekt mitarbeiten konnten und freuen uns, dass es im RWTH Shop einen so guten Anklang gefunden hat.

Schaut doch auch mal im Shop vorbei und guckt euch dieses und anderer Jubiläumsprodukte der RWTH an. Vielleicht findet ihr ja etwas, was euch interessiert. Damit ihr in ein paar Jahren, wenn Normalität eingekehrt ist, 2020 zumindest ein wenig positiver in Erinnerung habt.

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Video: Die RWTH Aachen vor und während Corona

Mensa der RWTH vor Corona und während Corona

Aachen befindet sich, so wie der Rest Deutschlands, momentan im  Lockdown, mit dem die deutsche Bevölkerung ab dem 16. Dezember 2020 konfrontiert wurde und der sich mittlerweile mehrmals verlängert hat.

Viele Geschäfte in der Innenstadt bleiben immer noch geschlossen. Die RWTH scheint leer zu sein. Und das ist sie größtenteils auch. Der Unterricht findet online statt, die Mitarbeiter befinden sich im Home-Office. Die Gebäude, und somit auch die Hörsäle und Lernräume, sind für Studenten geschlossen. Lediglich die Bibliothek kann mit Termin noch besucht werden.

Das Leben in der Stadt und insbesondere an der RWTH hat sich beruhigt. Die Plätze bleiben leer. Anderen Menschen begegnet man hier weniger.

Bei dieser Pandemie und den entsprechenden Maßnahmen handelt es sich um ein geschichtlich relevantes Ereignis. Daher hat sich das Hochschularchiv der Aufgabe angenommen, dies anhand von Zeitzeugenberichten zu dokumentieren, die jeder Freiwillige uns zusenden kann. Dadurch sollen individuelle Eindrücke und einzelne Ereignisse für die Zukunft festgehalten werden.

Um diese Eindrücke auch bildlich festzuhalten, haben wir verschiedene Orte der Stadt und besonders der RWTH für euch besucht. Unser Ziel ist es, die derzeitige Situation sowohl in meist belebten Bereichen des Stadtzentrums als auch am Campus der RWTH zu veranschaulichen. Neben Aufnahmen von diesem Jahr gibt es auch eine Gegenüberstellung mit Bildern aus den Vorjahren. Einen kleinen Vorgeschmack bietet euch dieses Bild.

Ersteller des Videos sind Julie Vandegaar und Jennifer Heck-Neuser. Das ganze Video findet ihr auf unserem YouTube-Kanal

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Kalenderbild April: Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkriegs

Fotosammlung 1.1 Cou

Das Kalenderbild April zeigt den Studenten Willi Coutellier. Willi ist ein gefallener Kölner des 1. Weltkrieges. Sein Name ist heute noch in der RWTH Aachen präsent. Er ist mit etwa 170 Gefallenen, aus dem Zeitraum 1914-1918, auf der Gedenktafel im Eingang zur Aula verewigt. Coutellier ist am 12.12.1914 bei Langemark verstorben. Sein Studium nahm er im Wintersemester 1913/14 auf. Genaue Informationen zur Studienrichtung liegen uns leider nicht vor. Was sich jedoch sagen lässt, ist dass er sich noch am Anfang seines Studiums befand, bevor er sich als Kriegsfreiwilliger meldete.

Am 2. Juli 1925 wurde die Gedenktafel in der Aula enthüllt. Am folgenden Tag druckte das „Politische Tagesblatt“ die Ansprache zur Einweihung des damaligen Rektors Bonin ab. In dieser gedachte er der Toten, „die starben für Deutschlands Glück“. Die Tafel steht in Verbindung mit der Erinnerungskultur der RWTH. Der Rektor bat schon 1918 die Familien der gefallenen Studenten, Bilder ihrer verstorbenen Söhne an die RWTH zuschicken, da man ein Album der im Krieg gestorbenen Studenten anlegen wolle.
Der Spruch „Als es galt fürs Vaterland, treu die Klinge war zur Hand, doch es war zum letzten Gang“ ist in goldenen Buchstaben über den Kriegsgefallenen vorzufinden.

Willi ist ein Sinnbild für die gefallenen Studierenden des 1. Weltkrieges. Das Hochschularchiv der RWTH Aachen hält ihn und die anderen Gefallenen in Ihrem Gedächtnis (sprich den Beständen) in Ehren. Falls ihr mehr über diese Thematik erfahren wollt, sei es auf privatem oder wissenschaftlichem Interesse, könnt ihr uns gerne per Mail oder Telefon kontaktieren.

Gerne könnt ihr euch auch online unseren Ausstellungskatalog zum 1. Weltkrieg anschauen. In diesem haben die Mitarbeiter des Hochschularchivs in der Vergangenheit eine repräsentative Auswahl an Dokumenten aus unseren Beständen zum 1. Weltkriegs zusammengestellt.

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Architektur und Aachen – Eine Universität und ihre Fakultät

Seit dem Jahre 1878 werden in Aachen Architektinnen ausgebildet. 1908 wurde das Reiff-Museum eröffnet, welches seitdem zukünftigen Architekt*innen als Ausbildungsort dient.

Das nach Franz Reiff benannte und durch sein Testament zum Bau veranlasste Gebäude funktioniert zudem als Museum und bildet seither einen festen Bestandteil der Gebäude der RWTH Aachen.

Exkurs: Franz Reiff
(* 12. Januar 1835 in Aachen; † 11. April 1902 ebenda)

Reiff wurde 1870 als Professor nach Aachen berufen. Zu seinem Fachgebiet zählt das Figuren- und Landschaftszeichnen. Bekannt ist er unter anderem für das von ihm in Auftrag gegebene Sammlung von Kopien alter Meister. Zweck dieser Sammlung war es, die Werke seinen Schüler*innen greifbarer zu machen. Als Bedingung diese Kopien und eigener Werke der RWTH (damals: Königliche Technischen Hochschule Aachen) zu hinterlassen war der Bau eines eigenen Gebäudes für ebendiese Sammlung. Den Namen dieses Gebäudes als “Reiff-Museum” setzte er ebenfalls in diesem Testament fest.

Seit diesen frühen Anfängen hat sich im Gebiet der Architektur als auch in der Ausbildung von Architekt*innen in Aachen einiges getan. Über den Gewinn der Stadtplanerausbildung im Jahre 1968, wachsende Studierendenzahlen, die zum Anbau an das Reiff-Gebäude führten bis zur Bologna-Reform im Jahre 2006/7 machte das Fach an der RWTH einige Entwicklungen durch.

Der im Jahre 1998 emeritierte Universitätsprofessor Gerhard Curdes widmet sich in seiner kürzlich erschienenen Monographie: “Architektur und Städtebau: 130 Jahre Lehre und Forschung an der RWTH Aachen. Eine Annäherung und Materialverdichtung in drei Bänden” dieser Fakultätsgeschichte. Curdes selbst trägt seit seiner Einberufung seinen Beitrag zur Geschichte der zweiten Fakultät bei.

1971 wurde er von der RWTH eingestellt und hielt dort verschiedenste Positionen inne. Dazu zählten beispielsweise seine Tätigkeit als Professor oder Mitglied des Fachbereichsrates. Von 1992 bis 1994 war er zudem Dekan der Fakultät Architektur.

Seine Monographie mit Beiträgen verschiedenster Autoren unterteilt sich in drei Bände: Band I: 1870 bis 1945, Band II: 1945 bis 2000 und Band III: Rückblicke – Biographien – Daten. Alle drei Bände entstanden im engen Zusammenspiel mit verschiedenstem Quellenmaterial und behandeln nicht nur die Historie der Fakultät Architektur, sondern auch ihre heutige Gestalt.

Das Hochschularchiv durfte Teil des Entstehungsprozesses der Monographie sein und konnte mehrere seiner Archivalien Herr Curdes zur Verfügung stellen.

Als Dank wird unser Archiv im Vorwort unter “Dank” erwähnt und uns wurde ein Exemplar der dreiteiligen Monographie freundlicherweise geschenkt. Das Werk ist nun Bestandteil unsere Bibliothek und kann unter der Signaturen Gd Arc 1-3 bei Interesse eingesehen werden.

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Die Vergangenheit hautnah erleben

Fotos von Julie Vandegaar (Bibliothek, Hauptgebäude, Audimax und C.A.R.L.)

Ein Praktikum sollte der Studierende nicht als lästige Pflicht ansehen, denn es kann so viel mehr bewirken und deutlich lehrreicher sein als vielleicht das Studium an sich. Im Rahmen der Ausbildung sollen ebenfalls praktische Erfahrungen gesammelt werden, um im zukünftigen Beruf einfacher Fuß zu fassen. Was schließlich in der Praktikumsphase erlernt wird, hängt allerdings alleinig vom Praktikumsgeber ab.

Ich habe mich neben meinem Pflichtpraktikum entschieden, ein weiteres Praktikum zu machen und meine Wahl fiel bewusst auf das Hochschularchiv. Ein Praktikum beim Archiv der RWTH Aachen ist alles andere als langweilig oder veraltet, wie manche dies vielleicht denken könnten. Ein Archiv ist nicht nur eine Sammlung von historisch bedeutenden Schriftstücken, sondern auch eine Anlaufstelle für unterschiedliche Fragen zur Vergangenheit. Neben der Erhaltung und Betreuung von unterschiedlichsten Dokumenten ist die Recherche ein wichtiger Teil der Arbeit im Archiv. Hier reicht es meistens nicht einfach nach einem Begriff zu suchen und die entsprechenden Akten zu holen. Manchmal bedarf es etwas Reflexion und eine längere Suche in den Akten, um an die Informationen zu gelangen, die man vergeblich sucht. Zudem ist auch das Verfassen von Texten, sei es für die Webseite des Hochschularchivs oder die Social-Media-Kanäle, ein fester Bestandteil. Mein Wunschberuf sollte sich im Bereich Journalismus befinden und da ist die Verarbeitung von unterschiedlichen Quellen relativ bedeutend. Mir war klar, dass ich im Hochschularchiv den Umgang mit Quellen und die umfangreiche Recherche erlernen würde. Dass ich jedoch die Möglichkeit bekomme, so viele Texte anzufertigen, war für mich eine große Überraschung.

Das Praktikum ist beim Hochschularchiv gut strukturiert. Es gibt eine Liste an Modulen und Aufgaben, die der Praktikant*in abarbeiten soll. Dies sind Module wie Archivrecht, Recherche oder Paläografie. Außerdem wurde intensiv auch mit Sciebo gearbeitet. Eine Cloud, die das gemeinsame Arbeiten und Teilen von Dokumenten ermöglicht und somit auch das Homeoffice. Ohne diese Plattform wäre das Praktikum wahrscheinlich gar nicht erst möglich gewesen, da Mitte Dezember 2020 erneut ein sogenannter Lockdown beschlossen wurde. Einige Module konnten dann zum Beispiel per Videokonferenz stattfinden, wie unter anderem auch das Modul Paläografie. Was auf den ersten Blick erstaunlich oder gar unmöglich scheint, konnte durch technologische Mittel durchaus gut gemeistert werden. Zu Beginn war ich natürlich auch skeptisch und es war mir ein Rätsel, wie ich so eine ältere Schreibweise überhaupt ansatzweise verstehen könnte. Doch durch eine stets gute Vorbereitung seitens der Archiv-Mitarbeiter*innen und mit ein bisschen Eigenwillen war auch dies möglich.

Zudem habe ich gelernt, welche Sortierungsmöglichkeiten es gibt und wie das Hochschularchiv seine Dokumente aufbewahrt. Des Weiteren habe ich ein Fotoalbum digitalisiert, womit jetzt schneller gearbeitet werden kann. In direkten Kontakt mit einer Akte kommt man auch beim Umbetten. Hier werden Archivalien in neue Mappen umsortiert, Metallgegenstände von den Blättern entfernt und Schäden restauriert. So können zukünftige Rostflecken vermieden und der allgemeine bessere Erhalt garantiert werden, damit auch in 50 Jahren der Inhalt noch lesbar und nachvollziehbar ist. Durch die Beantwortung von Anfragen, die täglich im E-Mail-Postfach des Archivs eintreffen, konnte ich die unterschiedlichen Anliegen wahrnehmen, eine intensive Recherche betreiben und diese beantworten. Durch diese Tätigkeit wurde mir klar, was ein Archiv alles für Aufgaben erfüllt und wie vielfältig diese sein können. Obwohl ich teilweise ins Homeoffice musste, konnte ich erstaunlich viel von zu Hause machen, wie Promotionskarten in einer Excel-Tabelle digitalisieren oder aus einer Matrikelliste transkribieren. Für kreative Ideen gab es sehr viel Freiraum und auch Social Media-Beiträge kann es nie genug geben. Dementsprechend gibt es beim Hochschularchiv immer etwas zu tun und dies bleibt sicherlich auch in Zukunft so. Schließlich kann ich ein Praktikum beim Hochschularchiv nur empfehlen, denn hier erhält man einen einmaligen Einblick in Dokumente und Bilder, die man vermutlich so noch nie gesehen hat und erfährt Dinge, die man sich so nie erträumen hätte können.

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Kalenderbild März 2021: Eine Anfrage wie sie im Buche steht

Anfrage der Mayerschen Buchhandlung an das Sekretariat der Technischen Hochschule, gestempelt zum 06.03.1956 ———————–Quelle: Akte 145

Das Dokument

Der heutige Beitrag bezieht sich auf das oben zu sehende Dokument aus der Akte mit der Signatur 145. Hierbei handelt es sich um eine Anfrage von der Buchhandlung Mayersche, welche an das Sekretariat der Technischen Hochschule gerichtet wurde.

Die Mayersche wurde 1817 von Jacob Anton Mayer in Aachen gegründet und war 2019 das viertgrößte Buchhandelsunternehmen in Deutschland. In dem Dokument vom 02. März 1956 benötigt die Buchhandlung eine Anschrift eines Herrn Kurt Postal (Hostal?) wegen einer Forderung. Unter seiner von ihm angegebenen Adresse war er nicht mehr zu erreichen. Am 06. März 1956 ist das Schreiben bei der Universität eingegangen, was der Stempel belegt.

Auf dem Brief findet man zudem handschriftliche Notizen, was häufig so praktiziert wurde. Ein handschriftlicher Nachtrag vom 07. März 1956 hält fest, dass die gesuchte Person nie an der Universität gewesen ist und die Mayersche dahingehend kontaktiert wurde. Damit wurde das Vorgehen abgeschlossen. Das Dokument ist also nun schon mehr als 65 Jahre alt.

Im oberen Abschnitt findet man außerdem Werbung zu der vierbändigen Bücherreihe des Bertelsmann-Lexikons. Darunter ein Hinweis zu dieser und die Kosten zum Ersteigern. Unter den handschriftlichen Nachträge findet man zudem noch die damaligen Bankdaten der Buchhandlung.

Anfragen

Anfragen ähnlichen Inhalts haben uns auch schon im Archiv erreicht. Des Öfteren wurden wir auch schon wegen Kontaktdaten angefragt, aber noch häufiger, ob eine bestimmte Person an der RWTH war.

Die uns vorliegende Anfrage musste negativ beantwortet werden, was bei unserer Tätigkeit auch vorkommt. In solchen Fällen versuchen wir den Anfragenstellern neue Anlaufstellen zu bieten, wo sie eventuell fündig werden könnten. Da unser Hochschularchiv erst seit 1967 existiert, wurde nämlich zum Beispiel auch das Stadtarchiv mit Materialien zur RWTH versorgt.

Die briefliche Anfrage, wie sie uns hier vorliegt, wird allerdings immer seltener. Die meisten Anfragen erreichen uns heute per Mail oder telefonisch. Vor Corona kam es auch ab und an vor, dass spontan Besucher bei uns vorbeikamen mit Anfragen im Gepäck.

Akte 145 – Anfragen von 1945 bis 1957

Die Akte 145, der diese Archivalie entstammt, ist eine Sammlung von Anfragen aus der Zeit von 1945 bis 1957. Diese sind unterschiedlichen Typs, sowohl äußerlich als auch inhaltlich, aber chronologisch sortiert. Optisch sind die Dokumente sowohl klein als auch groß, handschriftlich als auch mit Schreibmaschine geschrieben sowie es auch bei dem uns vorliegenden Dokument ist. Die Anfragen kommen dabei sowohl von ehemaligen Studenten, aber auch anderen Instituten, Universitäten, Arbeitgebern, Firmen und so weiter.

Darunter ist zum Beispiel eine Anfrage, wo sich nach einem Studenten und seinem Abschluss erkundigt wurde. Der nachfolgende Schriftverkehr hält fest, dass dieser Student sein Zeugnis gefälscht und angegeben hatte, seine Urkunde wurde durch Brandbomben schwer beschädigt und sei deswegen nicht mehr leserlich. Und dieser scheint nicht der Einzige zu sein, der die damaligen Umstände ausgenutzt hatte. Die Akte bietet darüber hinaus viele weitere spannende Inhalte und ist ein Abbild der damaligen Zeit.

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Kalenderbild Februar 2021: Die fünfte Jahreszeit und die lange Tradition dahinter

Foto vom Kostümfest an der RWTH Aachen, 1967 Quelle: Fotosammlung 3.2.8_cf

Wenn überall verkleidete Menschen unterwegs sind und zu lauter Musik tanzen, dann ist wieder Karneval. Auch am 28. Januar 1967 wurde anscheinend schön gefeiert, wie uns das Bild anhand der abgebildeten Personen zeigt. Am Sonntagabend ab 20 Uhr konnten sich RWTH-Angehörige in der Mensa unter dem Motto „Was Ihr (sein) wollt…“ gut amüsieren. Im Hochschularchiv werden zahlreiche weitere Aufnahmen aufbewahrt. Beispielsweise von den Kostümfesten und Winterfesten aus den Jahren 1961 oder 1966.

Karneval oder auch Fasching ist ein Brauch, der die Zeit vor der vierzigtägigen Fastenzeit feiert. In vielen Ländern der Welt wird Karneval gerne und gut zelebriert. Jedoch hat jedes Land seine Besonderheiten. In Deutschland beginnt die „fünfte Jahreszeit“ traditionell am 11. November um 11:11 Uhr und endet mit dem Aschermittwoch. Eine kleine Unterbrechung gibt es zur Weihnachtszeit vom 1. Advent bis zur Ankunft der „Heiligen Drei Könige“ am 6. Januar.

Wer denkt, Karneval wäre eine Erfindung der Neuzeit, der irrt sich. Die Kulturgeschichte des Karnevals begann bereits vor 5.000 Jahren im damaligen Mesopotamien. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. bestätigt, dass ein siebentägiges Fest gefeiert wurde, und dies wurde nach Beginn des neuen Jahres als symbolische Hochzeit eines Gottes zelebriert. Die Inschrift vermittelte schon damals die Idee des Gleichheitsprinzips bei Feierlichkeiten, wo der Versklavte seinem über ihn herrschenden Herren gleichgestellt wurde. Dieses Prinzip begleitet den Karneval bis heute noch. Im alten Rom feierte die ganze Stadt die Saturnalien. Drei Tage lang im Dezember befand sich Rom im Ausnahmezustand. Die Festtage wurden zu Ehren von Saturn gefeiert und um den Abschluss der Winteraussaat zu würdigen. Im Mittelalter, etwa vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, gab es um den 6. Januar sogenannte Narrenfeste, wo viel parodiert wurde. Ab dem 17. Jahrhundert tauchte der Karneval in vielerlei Quellen auf und ähnelte immer mehr dem Brauch, den wir heute kennen. Eins ist allerdings bis heute noch nicht ganz klar, woher der Begriff Karneval überhaupt stammt. Die Brauchtumsforscher vermuten eine Ableitung aus dem Lateinischen „carne vale”, was übersetzt so viel bedeutet wie “Fleisch, lebe wohl”. Der lateinische Begriff soll sich dann im Mittelalter zu „carnelevarium“ beziehungsweise ‎„Vorfastenzeit“ entwickelt haben und im 17. Jahrhundert wurde dieser zu einem italienischen Substantiv „carnevale“. An Karneval nehmen die Menschen allerdings nicht nur vom Fleisch Abschied, sondern lassen in der Fastenzeit auch oft Süßigkeiten oder Alkohol weg (Quelle 1 & Quelle 2).

Bis heute begeistern die farbenprächtigen und kreativen Kostüme, stimmungsvolle Musik sowie Prunksitzungen mit lustigen, aber auch politischen Büttenreden alljährlich die kleinen und großen Karnevalsliebhaber. Viele Menschen lieben es, sich in der „fünften Jahreszeit“ zu verkleiden, denn es ist die Gelegenheit schlechthin, der eigenen Rolle zu entfliehen und in eine ganz Neue zu schlüpfen. Mit einem Kostüm können andere Verhaltensweisen aufgezeigt werden, die in den eigentlichen Alltagsrollen nicht gezeigt werden können oder wollen. Besonders an Karneval ist, dass in dieser Zeit sich ganz neue Möglichkeiten des Kontakts und der Kommunikation eröffnen. Die Menschen können für eine Weile ihre Alltagssorgen vergessen, um Spaß zu haben und die Vorfastenzeit gemeinsam zu feiern.

In diesem Jahr ist allerdings vieles ganz anders. Die Corona-Pandemie hat nicht nur das soziale Leben stark eingeschränkt, sondern auch das kulturelle und somit auch den Karneval. Bereits der Beginn der „fünften Jahreszeit“, der 11. November 2020, konnte nicht wie gewohnt mit Menschenmassen und Feiern eingeläutet werden. Zu gefährlich seien Menschenansammlungen derzeit und zu hoch das Risiko, das Virus weiterzuverbreiten. Schon im September 2020 war klar, dass der Karneval in der Saison 2020/21 weitgehend ausfallen muss. Die Narrenzeit, wie wir sie sonst kennen wird es dieses Jahr also nicht geben, aber dies ist nicht der erste Ausfall. In der Geschichte des Kölner Karnevals gab es ab 1823 sogar mehrfache Absagen. Oftmals waren Kriege oder schwere Konflikte die Ursache. 1871 konnte der Rosenmontagszug wegen dem Deutsch-Französischen Krieg nicht stattfinden. Zwischen 1915 und 1926 war der Erste Weltkrieg sowie die anschließende Besatzung des Rheinlandes die Ursache. Auch während des Zweiten Weltkriegs war ans Feiern kaum zu denken, doch auch Konflikte innerhalb des Festkomitees oder die Weltwirtschaftskrise 1931 und 1932 sorgten dafür, dass der Zug abgeblasen werden musste. Obwohl die Jecken in Köln als wetterfest gelten und nichts sie eigentlich aus der Ruhe bringen kann, musste der Zug 1968 wegen des schlechten Wetters entfallen. Anlässig des zweiten Golfkrieges 1991 wurde der Rosenmontagszug aus Anteilnahme nicht veranstaltet. Stattdessen zogen einige Kölner spontan unter dem Motto „Kamelle statt Bomben“ los. Mit dieser Aktion wurde übrigens auch der „Geisterzug“ wieder eingeführt.

Nun steigt die Hoffnung nach dem Ausfall für die Saison 2020/21, dass 2021/22 wieder die ganze Welt gemeinsam feiern, schuckeln und fröhlich lachen kann.

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