Fotoalbum für einen Toten – Praktikant Alexander Lohr berichtet

Während meines fünfwöchigen Praktikums im Hochschularchiv der RWTH Aachen habe ich einen tieferen Einblick in die Arbeit eines Archivs gewinnen können. Ich hatte schon vorher nicht das Bild des weltfremden Archivaren vor mir, der eher widerwillig seine wohl gehüteten und angestaubten Archivgeheimnisse preisgibt, trotzdem hat mich die Arbeit im Archiv überrascht.

Zwar sind die Akten teilweise durchaus staubig, aber trotzdem ist es immer wieder spannend, Anfragen zu bearbeiten, bei denen man oft mit geradezu detektivischem Spürsinn vorgehen muss, um die gewünschte Information aus einem Aktenberg herauszufiltern. Erstaunlich interessant und amüsant sind oft auch die kleinen Informationshappen, die man bei der Recherche gewissermaßen im Vorbeigehen aufnimmt. So haben wir im Zuge einer Anfrage zu einer so genannten Erckens-Medaille erfahren, dass es sich die TH nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr leisten konnte, die silberne Medaille weiter zu prägen und deswegen viele Berechtigte nie eine Medaille erhalten haben.

Habe ich deshalb während meines Praktikums stets versucht, bei möglichst vielen Anfragen zu helfen, lag mein Arbeitsschwerpunkt gerade in den letzten zwei Wochen aber klar auf der Ergänzung des digitalen Bilderverzeichnisses. Dabei ging es hauptsächlich um die Fotos der diversen Ehrenpromotionen vom Ende der 50er Jahre bis zum Beginn der 70er Jahre.

Um die Bilder sinnvoll beschreiben zu können, braucht man neben Wissen über den eigentlichen Verlauf des Festjahres natürlich möglichst viele Namen, die man den Personen auf den Bildern zuordnen kann.
Der Name des Geehrten und das Datum der Ehrenpromotion waren einem dabei in der Regel bekannt, zusätzliche Informationen, besonders Namen von unbekannten Personen, waren dagegen nur selten auf der Rückseite verzeichnet. Hier konnte einem oft nur ein „Den hast du doch schon mal gesehen“-Effekt weiterhelfen oder – zumindest bei den feierlichen Abendessen im Anschluss an die Ehrenpromotionen – die oft in den Akten noch vorhandenen Sitzordnung.

Erheblich mühseliger war das Abtippen der Teilnehmerliste an den Ehrenpromotionen, aber immerhin könnte ich nun bei „Wetten dass…?!“ mit einer „Ich wette, dass ich zu jedem Monat der Jahre 1953 bis 1971 den vollständigen Senat, inklusive Ehrendoktorwürden, der RWTH Aachen aufzählen kann“-Wette auftreten.

Besonders herausfordernd war die Verzeichnung von zwei Fotoalben. Dem „Album Talbot“ und dem Album „Verschiedenes“.Das „Album Talbot“ entbehrte nahezu jeder Information über die abgebildeten Personen, man weiß nur, dass es wohl 1960 in Athen anlässlich einer Luftfahrt-Konferenz aufgenommen wurde. Kurios wurde das ganze dadurch, dass die am meisten abgebildete Person scheinbar nicht der namensgebende Herr Talbot war, der bereits 1948 gestorben war, sondern das Album als Geschenk an seine Frau gedacht war, da ihr Mann in der Luftfahrt sehr aktiv war.

Im Album „Verschiedenes“ sind Fotos aus über zwei Jahrzehnten und mehr als einem Dutzend Ereignissen und eingeklebt, bei denen oft nur ein Datum daneben steht. Auch hier musste man wieder mittels Akten die eigentlichen Anlässe und Personennamen recherchieren. Zum Abschluss möchte ich mich noch beim netten Archivteam bedanken, das sich sichtlich (und erfolgreich) bemüht hat, uns Praktikanten sinnvoll in den Arbeitsalltag einzubinden.

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