Für mein Studium der Gesellschaftswissenschaften war ich auf der Suche nach einem Platz für ein Pflichtpraktikum. Durch eine Empfehlung von außen wurde ich dann auf das Hochschularchiv der RWTH als Praktikumsgeber aufmerksam gemacht. Nach eifriger Recherche auf ihrer Internetseite habe ich mich schließlich beworben und hatte von Anfang August bis Ende Oktober 2016 die Möglichkeit, mein Praktikum im Archiv zu absolvieren. Ich wurde herzlich ins Team aufgenommen, und aus dieser schönen Zeit kann ich eine Menge für die Zukunft mitnehmen.
Der erste Tag begann mit einer Einführung, wo alle Räumlichkeiten gezeigt und ein Überblick über das Arbeitsfeld gegeben wurde. Das Archiv verfügt über zwei Büros und einen Benutzerraum mit Bibliothek. Den wichtigsten Teil aber machen die Magazine aus, das sind die Räume, in denen die Archivalien gelagert werden. Am nächsten Tag ging es dann schon mit der eigentlichen Arbeit los. Ich durfte mit einer Anfrage, die per E-mail gekommen war, beginnen. Dazu habe ich dann recherchiert und die mir erklärten Methoden angewandt. Die Beantwortung von Anfragen gehört mitunter zu einer der Hauptaufgaben im Archiv, da sie auch immer zeitnah erledigt werden sollten. Die Anfragen unterscheiden sich in ihrem Arbeitsumfang, von kleinen bis großen Anfragen ist alles dabei. Aber trotzdem stellt diese Aufgabe nur eine neben vielen dar.
Für jeden Praktikanten gibt es eine Liste an Modulen und obligatorischen Aufgaben. Diese dienen dazu, einen in alle Bereiche einzuarbeiten und das Arbeitsfeld im Archiv näherzubringen. Eines der Module beschäftigt sich beispielsweise mit der Paläographie, der Lehre von alten Schriften. Da gibt Herr Graf, gelernter Archivar und Geschäftsführer, einem das Handwerk, alte Handschriften lesen zu können, mit auf den Weg. Natürlich unterscheiden sich die Schriften mit der Zeit immer wieder, aber das Aneignen neuer Buchstaben fällt durch diese Grundlage wesentlich leichter. Durch dieses Mittel kann man den Schätzen des Hochschularchivs viel mehr entnehmen. Am Anfang scheint es schwer und unübersichtlich, hat man sich aber einmal eingearbeitet, fällt es immer leichter. Genau wie beim Umbetten von Akten zu der Bestandserhaltung: Bei diesem Modul geht es darum, die Akten in einen Zustand zu versetzen, der sie für die Zukunft verwahren soll. Das heißt, es werden alle Mittel aus den Akten, die den in der Akte enthaltenen Dokumenten schaden können, entfernt. Dazu gehören das Befreien von Metallklammern und Plastik mit Weichmachern, die Wiederherstellung des Papiers, die Entfernung von Dreck, Falten und Eselsohren. Die Archivalien werden schließlich bis zum „Ende des Universums“ aufbewahrt, wie Herr Graf es so schön formuliert hat.
Auch kann man aus dem Praktikum viel für das Studium mitnehmen. Das Modul Recherchemöglichkeiten bietet neben anderen Modulen überraschende Möglichkeiten, die einem beispielsweise bei der Bearbeitung einer Hausarbeit weiterhelfen können. Auch die Öffentlichkeitsarbeit für das Archiv kommt nicht zu kurz. Ob Facebook, Google+, YouTube oder die Homepage des Archivs – es gibt viele Seiten zu pflegen. Einmal im Monat gibt es dazu ein neues Kalenderbild, und jeden Freitag wird ein Bild auf Grundlage eines Fotos oder Dokuments aus den Beständen, der sogenannte „Bilderfreitag“, veröffentlicht. Dabei kann man gut die gelernten Tricks vom Recherchieren anwenden, seine Ausdrucksweise verbessern und lernt stets durch die Rückmeldung der Kollegen was dazu. Die Arbeit im Archiv besteht also nicht nur darin, Dokumente für die Nachwelt zu verwahren, sondern sie auch zu teilen.
Bei Recherchen kann einem ein Bild oder ein interessantes Dokument ins Auge fallen, was man später noch einmal verwenden könnte. So ist es möglich, sich kreativ einzubringen, und das Archiv ist immer offen und freut sich über neue Anregungen. Durch diese Praxis erfährt man selbstständiges Arbeiten und bekommt so mit der Zeit eine Routine rein, wobei man trotzdem immer was Neues entdeckt und es nie langweilig wird. Mein Wissen aus einem Excel-Kurs, den ich im Rahmen der Uni absolviert hatte, konnte ich für das Erstellen von Übersichten anwenden und so vieles wiederentdecken und neu erfahren.
Beim Tag des offenen Denkmals war ich ebenfalls dabei. Da konnten sich die Besucher das ehemalige Regierungsgebäude ansehen und etwas über seine Geschichte erfahren, sowie einen Blick in die Räume und die Arbeit des Archivs bekommen. Ich war als Fotografin tätig. Das Aufgabenrepertoire ist also sehr groß und man bekommt einen breiten Überblick in die Arbeit eines Archivs. Erst durch praktische Möglichkeiten kann man sich verbessern. Die Zeit im Archiv hat mir sehr gut gefallen, und ich kann nur jedem raten, der auf der Suche nach einem Praktikumsplatz ist und Erfahrungen in einer spannenden Tätigkeit sammeln möchte, sich hier zu bewerben. Die Arbeit im Archiv hat nicht den verstaubten Charakter, der ihr nachgesagt wird, sondern bietet eine breites und interessantes Arbeitsfeld.
Die Unsicherheit vom Anfang ist schnell verflogen, da die Mitarbeiter sehr nett und hilfsbereit sind, man kann immer fragen, wenn man mal nicht weiter weiß. Der Austausch mit den Kollegen war immer hilfreich. Schnell übernimmt man Verantwortung und wird Teil des Teams. Ich werde die Zeit sehr vermissen, auch den süßen Chihuahua Franz, der stets gute Laune mitbringt und mit seinem süßen Hundeblick jeden um den Finger wickelt. Ich bedanke mich herzlichst für die schöne Zeit und wünsche dem Hochschularchiv und all seinen Mitarbeitern alles Glück und Gute für die Zukunft.