Ein Einblick in das Leben Otto Blumenthals – Eine Lebensgeschichte rekonstruiert durch Briefe

Entlassungsschreiben Blumenthals (Signatur: 508)

Entlassungsschreiben Blumenthals (Signatur: 508)

Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (auch unter ihrem Akronym SUB Göttingen bekannt) stellte am 03. April diesen Jahres eine besondere Sammlung Briefe auf ihrer Webseite zur Verfügung. Die 61 Briefe von Otto Blumenthal, einem bekannten Mathematiker, Wahlaachener und ehemaligen Mitglied der RWTH, an seinen Lehrer und Förderer David Hilbert sind wichtige Quellen und zeugen von dem engen Verhältnis beider zueinander. Datiert sind die Briefe von 1906 bis 1939. Die Brieffreundschaft der beiden endete erst mit Hilberts Tod. Die Digitalisate sind aus dem Nachlass David Hilberts.

Wir vom Hochschularchiv haben auch einen Brief, welcher einen Einblick in das Leben Blumenthals liefert. Doch dieser ist von einer anderen Natur als das freundliche Hin und Her der Brieffreunde. Jener Brief vom 22. September 1933 ist das Entlassungsschreiben Blumenthals aus seinem Dienst an der RWTH. Der Grund für die Entlassung? Paragraph 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Blumenthal, der sich selbst zum Protestantismus hatte taufen lassen, war von Geburt her jüdisch. Dies reichte aus um ihn von seinem Lehrstuhl in der Mathematik, welchen er zu diesem Zeitpunkt fast 28 Jahre an der RWTH bekleidet hatte, zu entlassen.

Der damalige Rektor Paul Röntgens versuchte noch mit einem Bittschreiben dagegen vorzugehen, blieb aber leider erfolglos. Aufgrund der Judenverfolgung wurde Blumenthal zusammen mit seiner Frau im April 1943 in das KZ Herzogenbusch verschleppt. Danach wurden sie ins Durchgangslager Westerbork gebracht, wo seine Frau starb. Blumenthal selbst kam im Januar 1944 in das Ghetto Theresienstadt und verstarb dort im selben Jahr an einer Lungenentzündung.

Um an den Leidensweg der Koryphäe Blumenthal zu erinnern, gibt es im Hauptgebäude der RWTH eine Gedenktafel, sowie eine im Boden eingelassene Tafel von der Vereinigung „Wege gegen das Vergessen“, die vor seinem letzten Wohnsitz in der Limburger Straße 22 eingelassen wurde.

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