Die Plattform Transkribus: Entschlüsselung der Vergangenheit mithilfe künstlicher Intelligenz?

Die Fähigkeit, scheinbar unleserliche Texte zu entschlüsseln, ist eine wichtige Kompetenz für Historiker*innen, Archivar*innen und eigentlich alle, die sich mit diesen Quellen auseinandersetzen wollen oder müssen. Dieses Handwerk muss oft über Jahre hinweg erlernt werden. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung wurde jedoch auch versucht, dieses Problem durch den Einsatz von Datensätzen und algorithmischen Systemen zu lösen.

Handschriftliche Mitteilung auf einer Postkarte (Sig.: 9.3.r).

Unter der Leitung der Universität Innsbruck wurde im Rahmen des Horizon 2020 EU-Projekts „READ“ die Plattform Transkribus entwickelt. Auf dieser Plattform wird mittels OCR („optical character recognition“, dt.: Texterkennung) und Algorithmen für maschinelles Lernen aus einem Quelltext ein digitaler Text generiert. Die Website selbst ist einfach zu bedienen. Das zu transkribierende Objekt kann als Fotografie (JPEG oder PNG) hochgeladen werden und wird dann innerhalb kurzer Zeit von dem Programm transkribiert.

Nach eigenen Angaben wurden bereits über 40 Millionen Textseiten über die Plattform erschlossen. Auf Anregung unseres Archivars und Geschäftsführers, Herrn Dr. Klaus Graf, haben auch wir die Plattform probeweise genutzt und sind zu einem gemischten Ergebnis gekommen.

Testobjekte waren drei Quelltexte aus unserem Bestand, die bereits von uns Mitarbeiter*innen oder durch Herrn Graf erschlossen wurden. Der erste Text, der von einer Postkarte stammt, wurde fast vollständig korrekt erfasst (40 von 47 Wörtern). Bei den aufgetretenen Fehlern handelt es sich zumeist um das falsche Erkennen einzelner Buchstaben. Nur einmal kam es zu einem Verrutschen in der zu lesenden Zeile, was zu drei falschen Worttranskriptionen führte.

Der zweite Text, ebenfalls ein Postkartentext mit inhaltlich vergleichbarem Schwierigkeitsgrad, wurde nur noch zu weniger als der Hälfte richtig erkannt. Einzelne Buchstaben wurden sowohl falsch erkannt als auch teilweise ganz ausgelassen.

Als drittes Testobjekt diente ein Schreiben an den Rektor. Transkribus erkannte dabei ca. 70 % der Worte korrekt. Ausgeklammert sind dabei jedoch die Fehler, die durch Worttrennungen entstanden sind. Außerdem traten Schwierigkeiten bei Wörtern auf, die nicht mit Tinte, sondern mit Bleistift geschrieben und daher heller als der Rest des Textes waren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Transkribus wie jede Plattform Vor- und Nachteile hat. Mit dem Programm können kostenlos und benutzerfreundlich Texte durch eine KI transkribiert werden, wodurch alte Texte einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Dabei ist zu beachten, dass die Ergebnisse nie vollständig korrekt sind; die Fehlerquote ist je nach Text sehr unterschiedlich. Eine Überprüfung und Korrektur der Ergebnisse durch eine paläographisch geschulte Person bleibt daher unerlässlich.

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Kalenderbild Mai 2023: EUROAVIA – Studierende für die Luftfahrt 

Das Kalenderbild des Monats Mai zeigt ein Dokument des Vereins Euroavia aus dem Jahre 1959. Das Schreiben war das Ergebnis der im März desselben Jahres abgehaltenen ersten Versammlung des Vereins Euroavia, bei der dieser auch gegründet wurde.

Schreiben der EUROAVIA (Sig.: 1541)

Das Ziel der Gründer, welche eine Gruppe Studenten der Universität Aachen war, bestand darin, eine europaweite Vereinigung aller Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik zu erschaffen. Dadurch sollten zukünftige Probleme im Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik bezüglich fehlender Kommunikation und mangelnder Ressourcen vermieden werden.An der verfassungsgebenden Veranstaltung vom 9. bis zum 17. März 1959 nahmen dazu Studenten aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden teil, um gemeinsam den Verein Euroavia zu gründen und Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik europaweit zu vernetzen. Ebenfalls sollte auch eine Verbindung zum industriellen Sektor geschaffen werden. 

Den Vorsitz des Vereins übernahm der Aachener Student Jean Roeder. Aus diesem Treffen ging auch das vorliegende Dokument hervor, welches an den Minister für Wirtschaft und Verkehr, Dr. Franz Meyers gerichtet war. Mit diesem wollten die Vereinsmitglieder auch auf politischer Ebene im Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik mehr europäische Zusammenarbeit anregen.Der heutige Hauptsitz der Euroavia ist in der niederländischen Stadt Delft angesiedelt. Aktuell sind 37 Hochschulen aus über 18 europäischen Ländern Mitglieder der Euroavia. Dazu werden auch regelmäßige Kongresse, Workshops und auch Austauschprogramme veranstaltet. 

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Kalenderbild April 2023: Ein Rektor und seine Kunst

Der Ursprung dieses Aquarells entspringt dem kreativen Schaffen Otto Grubers. Es stellt eine realistische Landschaft dar, bei dem der Fokus auf ein Gebäude gelenkt wird, das von Bäumen umringt ist und mit diesen leicht verschmilzt. Der See im Vordergrund des Aquarells spiegelt die Natur wider und lässt durch ein Farbspiel das Gesamtkonzept etwas düster erscheinen. Diese Stimmung ist ebenfalls im grau angehauchten Himmel wider zu erkennen. Die in dem Aquarell erkennbare Kälte ist auch im Leben des Malers wiederzufinden.

Landschaftsaquarell (Signatur G43)

Nachdem Otto Gruber zunächst eine Professur für Baukonstruktionslehre an der RWTH innehatte, wurde er im Jahr 1934 zum Rektor der Hochschule ernannt. Schon in seiner Antrittsrede offenbarte Otto Gruber seine Sympathie für das nationalsozialistische Regime und während seiner Amtszeit als Rektor trieb er aktiv die Gleichschaltung der Hochschule mit den Zielen und Vorstellungen des NS-Staates voran. Darüber hinaus trat er auch in mehrere nationalsozialistische Vereinigungen, darunter der NS-Dozentenbund, bei.

Unter ihm wurden ausgewiesene Nationalsozialisten in Leitungspositionen der Lehrstühle eingesetzt, wie beispielsweise Alfred Buntru und Herwart Opitz. Ebenfalls war er mitverantwortlich für die Verfolgung von jüdischen oder politisch andersdenkenden Professoren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte er seine Biografie insofern ab, dass er selbst auf die Liste Röntgens gelangte, auf der Professoren eingetragen waren, welche durch Nationalsozialisten verfolgt wurden. Am 25. Januar 1957 verstarb Otto Gruber in Aachen und hinterließ eine Vielzahl an Werken. Diese wurden, kurz vor seinem Tod im Jahre 1953, in der Ausstellung der Fachabteilung Architektur im Reiff-Museum, unter dem Namen „Lebenswerk Grubers“ präsentiert. Darunter waren neben Baufotos, weitere Aquarelle, Zeichnungen sowie Skizzenbücher. Beiträge über die Aquarelle Otto Grubers wurde auf unser Internetseite u. A. in den Monaten Juni 2020 und Juni 2022 veröffentlicht.

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Kalenderbild März 2023: Aachen, Barbarossa und ein Radleuchter

Vor einiger Zeit erhielt unser Archiv eine Replik einer Bodenplatte des „Barbarossaleuchters“ vom Domkapitel vom Hohen Dom zu Aachen. Von diesen Repliken wurden insgesamt 300 Stück angefertigt von denen wir Nummer 158 erhielten. Wir haben uns gefragt: Wie hängt dieser Leuchter mit der Geschichte Aachens zusammen und was ist auf der Bodenplatte zu sehen?

Replik der Bodenplatte (S 5183)

Der Barbarossaleuchter des Aachener Doms erhielt seinen Namen durch den Beinamen des Kaisers Friedrich I. Dieser Zuname, welcher als „Rotbart“ übersetzt werden kann, entwickelte sich jedoch erst nach seinem Tod während des 13. Jahrhunderts. Der heute bekannte Mythos um „Friedrich Barbarossa“ entstand erst im 19. Jahrhundert im Verlauf der deutschen Nationalbewegung.

Die historische Person des Friedrich I. ließ zusammen mit seiner Gemahlin Beatrix von Burgund den Radleuchter zwischen 1165 und 1170 auf Antrag anfertigen. Vermutlich wurde der Kronleuchter vom Aachener Goldschmied Wilbert hergestellt.

Bei einem „Radleuchter“ handelt es sich um ein Beleuchtungselement, welches der Form eines Speichenrades nachempfunden ist. Der Barbarossaleuchter setzt sich aus acht Kreissegmenten zusammen und enthält insgesamt 48 Kerzen. Der Kronleuchter soll in seiner Gestaltung die Stadtmauern und Stadttore Jerusalems darstellen.

Die abgebildete Bodenplatte ist eine Replik der sechzehnten Bodenplatte. Dargestellt ist die 8. Seligpreisung der Bergpredigt mit dazugehörigen lateinischen Text:

BEATI QUI PERSECUTIONE PACIUNTUR P[RO]PT[ER] IUSTICIAM Q[UONIAM] E[ST] R[EGNUM] C[OELOUM]

Übersetzt heißt dies: Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, den ihnen gehört das Himmelreich.

Mit der Stiftung des Leuchters sollte Maria, die Mutter Jesu Christi, als Schutzpatronin der Kirche, als auch Karl der Große, der Gründer der Kirche, geehrt werden.

Noch heute ziert er das Kuppeldach des Aachener Doms. An diesem Ort begann am 9. März 1152 die wendungsreiche Lebens- und Herrschaftsgeschichte des Friedrich des I. mit seiner Krönung zum römisch-deutschen König. Die Herrschaft des Friedrich Barbarossa endete 3.000 Kilometer von Aachen entfernt im Fluss Saleph bei Silifke in der Süd-Türkei. In diesem ertrank Barbarossa am 10. Juni 1190, während er sich auf einem Kreuzzug befand.

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Kalenderbild Februar 2023: „Die Karriere von Dr. Friedrich Graf Stenbock-Fermor“

Unser Kalenderbild des Monats Februar zeigt den ehemaligen Kanzler der RWTH, Dr. Friedrich Graf Stenbock-Fermor (1908-2002), zusammen mit seiner Frau, Leonore Gräfin Stenbock-Fermor, auf einem Ball im Jahre 1962. 

Die RWTH Aachen ist eine der führenden technischen Universitäten in Deutschland und hat sich im Bereich technologischer Innovationen und akademischer Exzellenz einen Namen gemacht. Im Laufe der Jahre hat die Universität mehrere Kanzler gehabt, die eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung ihrer Richtung und der Leitung ihrer akademischen Forschungsprogramme gespielt haben. 

Einer dieser Kanzler war Dr. Friedrich Graf Stenbock-Fermor. Im Jahre 1954 übernahm er die Leitung der Hochschulverwaltung und wurde in dieser Funktion 1961 zum Kanzler ernannt. Während seiner Amtszeit spielte er eine entscheidende Rolle bei der Ausweitung der akademischen Programme der Universität und half dabei die RWTH Aachen als Zentrum für innovative Forschung in den Bereichen Wissenschaft und Technologie zu etablieren.
 
Einer der wichtigsten Beiträge von Graf Stenbock-Fermor war die Ausweitung der internationalen Reichweite der Universität. Er schuf Partnerschaften und Zusammenarbeiten mit Universitäten und Forschungsinstitutionen auf der ganzen Welt. Außerdem lag sein Fokus auf der interdisziplinären Forschung. Er ermutigte die Zusammenarbeit zwischen Forschern aus verschiedenen Bereichen und half, eine unterstützende Umgebung für innovative und bahnbrechende Forschung zu schaffen. Dieser Schwerpunkt auf interdisziplinärer Forschung ist seitdem zu einem Markenzeichen der RWTH geworden.
Graf Stenbock-Fermors Bemühungen führten zu großen Erfolgen. Während seiner Amtszeit verdoppelten sich die Studentenzahlen. Die Anzahl der Ordinarien (ordentlicher Professor, Inhaber eines Lehrstuhls) verdreifachte sich sogar, was zu einem enormen Anstieg an Hochschulbediensteten insgesamt führte. Während seiner Kanzlerschaft begleitete er außerdem die Gründung der Philosophischen Fakultät (1965) und der Medizinischen Fakultät (1966).
                                                        
Neben seiner Tätigkeit als Kanzler war Graf Stenbock-Fermor auch in der Lehre tätig. Als Honorarprofessor hielt er regelmäßig Vorlesungen in Straf-, Arbeits- und Staatsrecht. Er war außerdem Mitarbeiter der Zeitschrift „Wissenschaftsrecht, Wissenschaftsverwaltung, Wissenschaftsförderung“ und veröffentlichte zahlreiche Publikationen aus der praktischen Berufsarbeit.
19 Jahre lang, bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 30.06.1973, leitete Graf Stenbock-Fermor die Hochschulverwaltung. Im Jahre 1973 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die RWTH ehrte ihn mit der Verleihung der Würde eines Ehrensenators.

(Quellen: HArch Aachen, Sig. 160c, Sig. 242, Sig. 6078)
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Kalenderbild Januar 2023: Die Erfolgsgeschichte der „LZ 127 Graf Zeppelin“

Die „LZ 127 Graf Zeppelin“ war ein von der deutschen Zeppelingesellschaft (Luftschiffbau Zeppelin GmbH) betriebenes Luftschiff, das von 1928 bis 1937 in Betrieb war. Sie trug den Namen des deutschen Grafen und Firmengründers Ferdinand von Zeppelin, der die Entwicklung von steifen Luftschiffen im frühen 20. Jahrhundert vorangetrieben hatte.

Die Graf Zeppelin wurde in den Zeppelinwerken in Friedrichshafen gebaut und absolvierte ihren Jungfernflug am 18. September 1928. Sie war 236 Meter lang und hatte einen maximalen Durchmesser von 12,6 Metern. Das Luftschiff wurde von fünf Maybach VL-2 12-Zylindermotoren angetrieben und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 129 km/h.

Das Luftschiff wurde hauptsächlich für den kommerziellen Personenverkehr eingesetzt und absolvierte mehrere Überfahrten über den Atlantik während seiner Betriebszeit. 1929 unternahm es seinen ersten kommerziellen Flug von Deutschland in die USA, und im selben Jahr absolvierte es die erste Weltumrundung eines Luftschiffs. Dabei wurden innerhalb von 35 Tagen in 6 Etappen insgesamt 49.618 km zurückgelegt. Unter Hugo Eckener, dem Nachfolger Zeppelins, wurde mit dem LZ 127 ein regelmäßiger Luftschiffverkehr zwischen Deutschland und Brasilien, mit Zwischenstopps in Sevilla, eingerichtet. Bis zum Ende des Jahres 1935 wurden durch diese Verbindung insgesamt 12.000 Passagiere und eine große Anzahl an Zeppelinpost unfallfrei transportiert.

Das Luftschiff wurde auch für wissenschaftliche und militärische Zwecke eingesetzt. Es absolvierte mehrere Flüge zur meteorologischen Forschung und wurde zur Erprobung neuer Navigations- und Kommunikationsausrüstung verwendet. 1933 wurde die Graf Zeppelin von der deutschen Marine zu Ausbildungs- und Aufklärungsmissionen verwendet. Auch die Politik machte sich das Luftschiff zu eigen. Die Graf Zeppelin flog unter anderem eine Propagandafahrt über den Reichsparteitag der NSDAP am 02. September 1933.

Trotz ihrer Erfolge wurde die Graf Zeppelin 1937 aus dem Dienst genommen, nachdem das Luftschiff Hindenburg explodiert war. Die Graf Zeppelin befand sich gerade über dem Atlantik, als das Unglück bekannt wurde. Den Passagieren wurde die Nachricht allerdings bis zur Landung in Friedrichshafen am 08. Mai 1937 vorenthalten. Der Untergang der Hindenburg markierte das Ende der Ära des Luftschiffverkehrs. Das Luftschiff wurde außer Dienst gestellt und verschrottet.

Heute gilt die Graf Zeppelin neben der „Graf Zeppelin II“ und der Hindenburg als eines der erfolgreichsten und bekanntesten Luftschiffe des 20. Jahrhunderts. Sie hat mehrere Rekorde während ihrer Betriebszeit aufgestellt und hatte eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Luftschifftechnologie und des Luftverkehrs.

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Jahresbericht 2022 des Hochschularchivs der RWTH Aachen

Nach zwei Jahren Pandemie kehrt im Hochschularchiv langsam wieder der „normale“ Arbeitsalltag zurück. Die Mitarbeiter*innen arbeiten wieder vor Ort; es können wieder Nutzer ohne Einschränkungen vorbei kommen. Doch die Zeit des Homeoffice hat uns gezeigt, dass ein systematischer Erneuerungsprozess im digitalen Bereich erforderlich ist. Daher beschäftigen wir uns im Jahr 2022 mit der digitalen Reorganisation des Archivs; ein Vorgang, der nach mehr als zehn Jahren überfällig ist. Die Anschaffung des Servers, die eigentlich in diesem Jahr vorgenommen werden sollte, konnte aus organisatorischen Gründen leider nicht umgesetzt werden. Langfristig ist dieser aber weiterhin geplant. Um trotzdem Fortschritte machen zu können, haben wir uns zwei neue Festplatten zugelegt und planen im Verlauf des kommenden Jahres die Anschaffung eines neuen Mitarbeiter-PCs.

Unser Augenmerk liegt dabei auf der Digitalisierung von Archivalien. So können Informationen, beispielsweise durch das Verbleichen von Papier, nicht mehr verloren gehen. Außerdem können in digitaler Form Metadaten wie das Alter, den Verfasser oder die Provenienz abgespeichert und so der Zugriff auf auf insgesamt mehr Informationen erleichtert werden.

Außerdem erreichte uns in Form einer privaten Spende ein neuer Scanner. Da wir uns bisher für Scans stets die historische Bibliothek aufsuchen mussten, ist der neue Scanner eine große Entlastung für das gesamte Team des Hochschularchivs und erleichtert den Arbeitsalltag enorm.

Nachdem wir in den letzten eineinhalb Jahren fast durchgängig jeweils zwei Praktikant*innen zur selben Zeit betreut haben, befinden wir uns gerade in einer Phase des Leerlaufs. Nicht nur deswegen, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass uns in den letzten Monaten besonders wenige Anfragen erreichen, können wir unser Augenmerk auf andere Dinge, wie zum Beispiel die Digitalisierung oder intensiver Social-Media-Arbeit richten.

Im Herbst letzten Jahres hat eine Mitarbeiterin das Hochschularchiv verlassen. Zum Wintersemester wird eine weitere Mitarbeiterin gehen, wofür im Gegenzug seit April eine ehemalige Praktikantin unser Team verstärkt. Den ehemaligen Mitarbeiterinnen des Hochschularchivs wünschen wir auf diesem Wege noch einmal alles Gute für ihren  zukünftigen Weg.

Insgesamt verläuft das Jahr 2022 für das Hochschularchiv bis dato sehr produktiv. Im weiteren Verlauf ist geplant, den Digitalisierungs- bzw. Reorganisierungsprozess weiter vorantreiben. Wir hoffen, dass dieser Anfang 2023 ein Ende finden wird und freuen uns schon darauf, unsere Ideen für Folgeprojekte angehen zu können.

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Mein Praktikum im Hochschularchiv der RWTH Aachen

Als ich mein Studium an der RWTH im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften begonnen habe, wurde mir häufig diese eine Frage gestellt: Was kann man denn mit diesem Studium überhaupt anfangen? Was möchtest du später werden? Da das Studium allerdings eine Vielzahl von unterschiedlichen Berufsschwerpunkten vermittelt und somit einem viele verschiedene Zukunftsaussichten ermöglicht, ist eine Berufswahl schwieriger als man sich vorstellt. Viele Berufe im geisteswissenschaftlichen Bereich richten den Fokus auf einen Alltag hinter einem Schreibtisch. Aus diesem Grund war es für mich umso spannenden einen Eindruck über den Alltag eines Archivars zu erhalten und das Praktikum beim Hochschularchiv der RWTH bietet eine beträchtliche Anzahl an Möglichkeiten in diese Arbeitswelt einzutauchen.
Natürlich verbringt man bei dem Praktikum eine gewisse Zeit hinter dem Schreibtisch, um Fotos zu digitalisieren, Videos anzufertigen oder Anfragen zu beantworten. Aber im Archiv geht es nicht nur darum Akten, welche seit mehreren Jahrzehnten dort lagern aufzubewahren. Vielmehr geht es um die Geschichte dahinter, um das Leben und die Leidenschaft, welche in den Akten schlummern. Aus diesem Grund war es besonders spannend zu erfahren, dass das Hochschularchiv viele Anfragen erhält, welche nicht nur für Veranstaltungen gedacht sind, sondern dass es viele Leute auf dieser Welt gibt, welche mehr über ihre Familiengeschichte und den Werdegang beispielsweise über ihre Großeltern in Erfahrung bringen wollten.

Es gibt darüber hinaus immer Aufgaben, welche im Archiv selbst erledigt werden müssen. Jedes Jahr kommen Akten, Abschlussarbeiten, Bücher, Fotosammlungen und Nachlässe von ehemaligen Professoren hinzu, welche dem Archiv einen Teil ihrer Forschung/Arbeit oder aber auch einiger besonderer Gegenstände vermachen. Daher verändert sich das Archiv ständig und es muss viel aufgearbeitet werden, um Platz für neues Material zu schaffen. Hierzu zählt beispielsweise das Umbetten von Akten, das Entfernen von Tacker Nadeln oder das erneute Zusammenkleben gerissener Dokumente, um diese besser zu erhalten. Die Arbeit in einem Archiv ist also eine Wiederholung bereits mehrmals ausgeführter Schritte, um bereits vergessenes für die Nachwelt festzuhalten. Die Arbeit im Archiv kann somit mit einem lebendigen Organismus verglichen werden, welcher ständig Veränderungen ausgesetzt ist und ununterbrochen expandiert.

Deshalb bietet das Praktikum auf eine besondere Art und Weise die Möglichkeit, sich mit Vergangenem, aber auch mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Das Archiv versucht über die verschiedensten Social-Media-Plattformen sich an den Geist der Zeit anzupassen. Zudem werden viele Fotos digital gespeichert und es wird versucht Bücher und andere Digitalisate für Bürger zur Verfügung zu stellen.
Das Praktikum im Hochschularchiv ist daher eine besondere Erfahrung, welche mir besondere Einblicke gewähren, welche für meinen weiteren Werdegang von großer Wichtigkeit sein werden.

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Kalenderbild Dezember 2022: Schnee-Landschaft

„Der Winter ist ein rechter Mann,

kernfest und auf die Dauer;

sein Fleisch sich fühlt wie Eisen an

und scheut nicht süß noch sauer.

War je ein Mann gesund, ist er´s

Er krankt und kränkelt nimmer…“

Der Winter, Matthias Claudius

Aha, Winter. Stimmt, es ist ja schon Dezember! Die Jahreszeit ist auf unserem aktuellen Kalenderblatt deutlich zu erkennen an der schneebedeckten Landschaft; wobei „Landschaft“ ein etwas großes Wort für diese Szenerie ist.

Trotzdem: Jemandem aus der Studentenverbindung Pomerania Aachen waren diese schneebedeckten Bäume und Sträucher, der verschneite Weg, der nach dem Zaun (oder ist es eine Mauer?) vielleicht in einen Park führt, es wert, abgelichtet zu werden. Die Fotografie war seinerzeit noch aufwendiger und teurer, deshalb mögen die Motive immer sorgfältig und weniger spontan ausgewählt worden sein.

So wurde der Prototyp der ersten Kleinbildkamera erst im Jahre 1925 vorgestellt; im Gegensatz zu den zuvor üblichen Boxkameras stellte die kompakte Leica-Kamera eine hochmoderne Neuerung dar. In Zeiten digitaler Fotografie, die heutzutage täglich millionenfach beispielsweise über unsere Mobiltelefone geschieht, kann man sich das kaum noch vorstellen. Erst im Jahr 1936 kam übrigens die Erfindung des Farbfilms hinzu. Insofern gehörte man seinerzeit eher zu den „happy few“, wenn man  eine Kamera sein Eigen nennen durften. Zum Glück auch für das Hochschularchiv der RWTH Aachen, denn solche Bilder stellen eine interessante und im wahrsten Sinne des Wortes anschauliche Archivalie dar.

Vielleicht hat der Fotograf den immer wiederkehrenden Zauber des (ersten) Schnees einfangen und festhalten wollen, der mit seiner weißen Decke alles hell, neu und sauber erscheinen lässt. Wie bereits einige der an dieser Stelle gezeigten Fotos stammte auch dieses aus dem auf einem Flohmarkt erworbenen Album, dessen Besitzer Kurt Grün hieß und der an der RWTH Aachen ab 1929 studierte.

Zum Monat Dezember jedenfalls passt das Foto ganz wunderbar; das Fest der Feste naht mit großen Schritten und die Hoffnung auf eine weiße Weihnacht gibt es alle Jahre wieder. Vielleicht, vielleicht, dürfen wir uns dieses Jahr darüber freuen.

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Kalenderbild November 2022: Pro honore – die Springorum-Münze der RWTH Aachen

„MENS AGITAT MULEM“ – oder auf Deutsch „der Geist bewegt die Materie“ mit dieser Inschrift des Revers offenbart die Springorm-Münze ihre wissenschaftliche Zugehörigkeit. Ausgezeichnet werden mit der Ehrung die besten Studierenden der verschiedenen Studiengänge. Dazu zählen alle, die ihre Abschlussprüfung zum Beispiel in Form einer Bachelor- oder Masterarbeit mit Auszeichnung abschließen könnten. Fernen werden auch die besten 10 Prozent des Studiengangs nach fakultätsinternen Verfahren geehrt.

Revers der Springorum-Münze

Vergeben wird die Ehrung, wie die Legende verrät, von „Freunden der Aachener Hochschule“. Der Förderverein der RWTH Aachen, welcher damit gemeint ist, zeichnet seit 1925 Studierende durch die Springorum-Münze aus. Seit 2006 wird die Auszeichnung in Form einer Ehrennadel vergeben.

Benannt ist die Münze nach Friedrich Springorum (1858-1938), welcher auf dem Avers in Form eines Porträts, in welchem er nach links blickt, verewigt ist. Springorum war deutscher Ingenieur, Unternehmer und Mitbegründer des Fördervereins proRWTH. Die RWTH verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft.

Avers der Springorum-Münze

Entworfen wurde die Münze selbst durch Friedrich Bagdons (1878-1937) seines Zeichens Bildhauer. In den 20er-Jahren gestaltete er neben der Münze hauptsächlich Kriegerdenkmäler. Später widmet sich der Künstler deutschnationaler Gesinnung der nationalsozialistischen Staatskunst und schuf eine Büste Hitlers oder arbeitete am Tannenberg-Denkmal mit durch sein Hindenburg-Standbild.

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