Das Bild des Monats November zeigt einen festlichen Fackelzug an der RWTH Aachen, der vermutlich in den 1960er Jahren zu einer St. Martins Veranstaltung stattfand. Eine Gruppe von Menschen, sowohl Männer als auch Frauen, steht in ordentlicher Reihe und hält kleine Papierlaternen in der Hand. Diese nächtliche Szene zeigt eine festliche Atmosphäre, in der das Licht der Laternen symbolisch die Dunkelheit durchbricht. Solche Fackelzüge waren in dieser Zeit an vielen Universitäten ein beliebtes Ritual, das sowohl feierliche als auch symbolische Zwecke erfüllte. Fackelzüge haben eine lange Tradition an deutschen Universitäten. Bereits im 19. Jahrhundert waren sie ein wichtiger Bestandteil akademischer Rituale. Ursprünglich wurden sie bei bedeutenden universitären Anlässen wie Jubiläen, Ehrungen oder der Amtseinführung neuer Rektoren abgehalten. Die Fackeln symbolisierten Licht und Erleuchtung, wobei der Umzug durch die Dunkelheit oft als Metapher für den Übergang in eine neue Ära oder Phase gesehen wurde. Wie auch hier, sind die Fackelzüge ein Ausdruck des Gemeinschaftsgeistes und der Zusammengehörigkeit innerhalb der Universitätsgemeinschaft.
In den 1950er und 1960er Jahren dienten solche Veranstaltungen auch als Symbol des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Die RWTH Aachen, wie viele andere Universitäten, spielte eine Schlüsselrolle im technologischen und gesellschaftlichen Wiederaufstieg Deutschlands. Fackelzüge wie dieser drückten nicht nur Tradition, sondern auch den Optimismus und die Hoffnung der Nachkriegszeit aus, während sie gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt förderten.
Solche Fackelzüge waren oft auch mit anderen traditionellen Festen verbunden und boten den Studierenden sowie den Lehrkräften eine Gelegenheit, ihre Zugehörigkeit zur akademischen Gemeinschaft zu feiern. Die Laternen, die hier verwendet wurden, sind eine Abwandlung der traditionellen Fackeln und zeigen den Wandel der Zeit hin zu weniger martialischen, aber dennoch symbolisch aufgeladenen Ritualen. Die Teilnehmer, gekleidet in der Mode der Zeit, zeigen durch ihre Anwesenheit und die Teilnahme an diesem Ritual ihre Verbundenheit mit der RWTH Aachen und deren Traditionen.
Insgesamt spiegelt dieses Bild nicht nur ein bedeutendes Ritual wider, sondern auch die Rolle, die solche akademischen Veranstaltungen dabei spielten, eine neue Identität und Gemeinschaft in der Nachkriegszeit zu formen. Es zeigt, wie tief verwurzelt diese Traditionen in der akademischen Kultur waren und wie sie in Zeiten des Wandels wiederbelebt wurden, um den Zusammenhalt und die Kontinuität zu wahren.