Als ich mein Studium an der RWTH im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften begonnen habe, wurde mir häufig diese eine Frage gestellt: Was kann man denn mit diesem Studium überhaupt anfangen? Was möchtest du später werden? Da das Studium allerdings eine Vielzahl von unterschiedlichen Berufsschwerpunkten vermittelt und somit einem viele verschiedene Zukunftsaussichten ermöglicht, ist eine Berufswahl schwieriger als man sich vorstellt. Viele Berufe im geisteswissenschaftlichen Bereich richten den Fokus auf einen Alltag hinter einem Schreibtisch. Aus diesem Grund war es für mich umso spannenden einen Eindruck über den Alltag eines Archivars zu erhalten und das Praktikum beim Hochschularchiv der RWTH bietet eine beträchtliche Anzahl an Möglichkeiten in diese Arbeitswelt einzutauchen.
Natürlich verbringt man bei dem Praktikum eine gewisse Zeit hinter dem Schreibtisch, um Fotos zu digitalisieren, Videos anzufertigen oder Anfragen zu beantworten. Aber im Archiv geht es nicht nur darum Akten, welche seit mehreren Jahrzehnten dort lagern aufzubewahren. Vielmehr geht es um die Geschichte dahinter, um das Leben und die Leidenschaft, welche in den Akten schlummern. Aus diesem Grund war es besonders spannend zu erfahren, dass das Hochschularchiv viele Anfragen erhält, welche nicht nur für Veranstaltungen gedacht sind, sondern dass es viele Leute auf dieser Welt gibt, welche mehr über ihre Familiengeschichte und den Werdegang beispielsweise über ihre Großeltern in Erfahrung bringen wollten.
Es gibt darüber hinaus immer Aufgaben, welche im Archiv selbst erledigt werden müssen. Jedes Jahr kommen Akten, Abschlussarbeiten, Bücher, Fotosammlungen und Nachlässe von ehemaligen Professoren hinzu, welche dem Archiv einen Teil ihrer Forschung/Arbeit oder aber auch einiger besonderer Gegenstände vermachen. Daher verändert sich das Archiv ständig und es muss viel aufgearbeitet werden, um Platz für neues Material zu schaffen. Hierzu zählt beispielsweise das Umbetten von Akten, das Entfernen von Tacker Nadeln oder das erneute Zusammenkleben gerissener Dokumente, um diese besser zu erhalten. Die Arbeit in einem Archiv ist also eine Wiederholung bereits mehrmals ausgeführter Schritte, um bereits vergessenes für die Nachwelt festzuhalten. Die Arbeit im Archiv kann somit mit einem lebendigen Organismus verglichen werden, welcher ständig Veränderungen ausgesetzt ist und ununterbrochen expandiert.
Deshalb bietet das Praktikum auf eine besondere Art und Weise die Möglichkeit, sich mit Vergangenem, aber auch mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Das Archiv versucht über die verschiedensten Social-Media-Plattformen sich an den Geist der Zeit anzupassen. Zudem werden viele Fotos digital gespeichert und es wird versucht Bücher und andere Digitalisate für Bürger zur Verfügung zu stellen.
Das Praktikum im Hochschularchiv ist daher eine besondere Erfahrung, welche mir besondere Einblicke gewähren, welche für meinen weiteren Werdegang von großer Wichtigkeit sein werden.