Kalenderbild Februar 2022: Oche Alaaf! – Karnevalsfeier der Studentenverbindung Pomerania , Anfang der 1930er Jahre

Karnevalsfeier der Studentenverbindung Pomerania, Anfang der 1930er Jahre (Quelle: Fotosammlung 7.1.20.a)

Das zweite Kalenderbild dieses Jahres ist ein Foto der Karnevalsfeier der Pomerania-Studentenverbindung. Das Foto stammt aus den 1930ern. Auf dem Foto sind mehrere verkleidete Männer, vermutlich die Mitglieder der reinen Männerverbindung, und Frauen zu sehen, sowie Instrumente und Luftschlangen. Die Stimmung der Pommern, wie sie sich selbst nennen, und ihres Besuchs wirkt ausgelassen.

Die „Landsmannschaft im CC [Coburger Convent] Pomerania Halle-Aachen“ ist eine Studentenverbindung im Coburger Convent. Der Coburger Convent ist ein Korporationsverband, also ein Verband diverser Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften. Die Pomerania wurde am 09. November 1792 gegründet und ist daher eine der ältesten deutschen Verbindungen. Ursprünglich stammt die Verbindung aus Halle in Sachsen-Anhalt, Gründungsort war die Martin-Luther-Universität. Aufgrund der napoleonischen Zeit und Kriegen kam es zu einer Umsiedlung nach Frankfurt, sowie der Abwanderung von Mitgliedern. Am 11.09.1865 wurde die „Landsmannschaft Pomerania“ erneut gegründet. 1936 kam es aufgrund eines Verbotes der Nationalsozialisten zur Auflösung der Studentenverbindung in Halle. Allerdings bestand in Wismar ein jüngerer Pomerania-Verband, der 1922 nach Aachen übersiedelte. 1952 schlossen sich die beiden Bünde zu Pomerania Halle-Aachen zusammen. Der Sitz der Verbindung lag hier in Aachen, da sich die Hallenser Pomerania aufgrund der Teilung Deutschlands nicht in Halle neu formieren konnte, ebenfalls gab es Bedenken, dass ein Erhalt der Verbindung an beiden Standorten nicht möglich wäre. Aufgrund der Geschichte der beiden Verbindungen lässt sich schließen, dass es sich bei den Männern auf dem Foto um Mitglieder des ehemals in Wismar ansässigen, jüngeren Pomerania-Verbunds handeln muss.

Die Pomerania ist seit jeher ein pflichtschlagender und farbentragender Studentenverbund. Pflichtschlagend bezeichnet hierbei die Pflicht innerhalb des Pomerania-Verbundes, dass jeder Verbundsbruder während seiner Studienzeit mindestens drei Mensuren gefochten haben muss. Doch was ist eine Mensur? Eine Mensur ist ein streng reglementiertes Fechtduell zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Verbindungen. Die Teilnehmer sind dabei bis auf Teile ihres Gesichtes vor Schnittwunden und Verletzungen geschützt. Der Schwerpunkt lag nicht auf Sieg oder Niederlage, der Verteidigung der eigenen Ehre oder dem Ansehen der Verbindung, sondern darauf, persönliches Wachstum zu fördern und Tapferkeit zu erlangen. So gilt beispielsweise eine Verletzung, ein sogenannter „Schmiss“ nicht als Niederlage. Der Schmiss zählte in den 30er Jahren sogar zum stereotypischen Erkennungsmerkmal für Studenten. Es scheint, als würden einige der auf dem Foto abgelichteten Männer solche Narben erahnen lassen. Der Schmiss war ebenfalls ein Zeichen für Sorgfalt und Disziplin, um die Angst vor der bedrohlichen Situation des „Paukens“, wie das Fechtduell auch genannt wird, zu überwinden.

Farbentragend bezeichnet die diversen Farbkombinationen, die die Studentenverbindung repräsentieren sollen, auch als „Coleur“ bekannt. Die Pomerania tragen himmelblau-weiß-schwarz, wobei die Farbe schwarz die Freundschaft und ewige Treue der Mitglieder zueinander ausdrücken soll.

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