Als ich auf der Suche nach einer Praktikumsstelle im Rahmen des Pflichtpraktikums meines Studienganges Gesellschaftswissenschaften war, stieß ich auf die Seite des Hochschularchivs der RWTH Aachen. Wegen der durchweg sehr positiven Praktikumsberichte auf der Homepage und meinem Studienschwerpunkt in dem Fach Geschichte, entschloss ich mich, Kontakt zum Hochschularchiv aufzunehmen und mich auf eine freie Praktikumsstelle zu bewerben, welche ich schließlich auch bekam.
Ab dem ersten Tag im Hochschularchiv machte mir das Praktikum sehr viel Spaß. Dies lag zum einen an dem top organisierten Ablauf des Praktikums. Dieser zeigt sich daran, dass jeder Praktikant eine Reihe von Modulen belegen muss, welche alle Seiten der Archivarbeit beleuchten. Diese reichen vom Modul Paläographie (das Lesen alter Schriften) – bei welchem ich regelrecht verzweifelte, am Ende aber doch ein Erfolgserlebnis hatte, als ich zumindest bruchstückhaft einen in alter deutscher Handschrift verfassten Text entziffern konnte -, über das Modul Umbetten und Bestandserhaltung von alten Akten – bei dem ich Dokumente aus der NS-Zeit umbettete und auch beim 100sten Mal Heil-Hitler-Lesen zusammenzuckte – bis hin zum Modul Websitegestaltung und Online-Präsentation, da die Onlinepräsenz für ein modernes Archiv unerlässlich ist. Durch die verschiedenen Module wurden die vielfältigen und abwechslungsreichen Bereiche der Archivarbeit erst richtig deutlich.
Doch nicht nur das Ableisten der Module gehörte zu meinen Praktikumstätigkeiten. Auch das Erledigen alltäglicher Archivarbeit, wie das Beantworten von Anfragen, das Einscannen von Fotos, das Verfassen von Artikeln zum Bilderfreitag und zum Kalenderblatt des Monats, spielte eine große Rolle. Dass ich während dieser alltäglichen Arbeiten so viel in so kurzer Zeit lernte, lag vor allem in dem Vertrauensvorschuss der mir gegeben wurde. Ab dem ersten Tag durfte ich Aufgaben selbstständig erledigen, wuchs mit meinen Aufgaben und der Bestätigung, die ich für diese bekam und fühlte mich sofort als Teil des Archivmitarbeiterteams. Bei Fragen war jederzeit gerne jemand zur Stelle, um sie wenn nötig auch noch ein drittes Mal zu erklären. Ein angenehmeres, besseres und konstruktiveres Arbeitsklima kann man sich eigentlich nicht wünschen.
Meine Freunde, welche sich größtenteils nicht für Geschichte interessieren, waren am Anfang skeptisch und konnten sich nicht vorstellen, was ich überhaupt den ganzen Tag in so einem Archiv machte. Nachdem ich aber immer mehr von den vielfältigen Aufgaben meiner Praktikumsstelle und spannenden Funden in den Akten erzählte, wurden sie immer begeisterter und betonten vor allem, dass es wohl keine Praktikumsstelle gäbe, die durch die verschiedenen Module so gut strukturiert und organisiert sei. Ich kann ein Praktikum im Archiv also nicht nur geschichtsbegeisterten Studenten empfehlen, da es wirklich so viele verschiedene Aufgaben gibt, dass jeder etwas für sich entdecken kann.
Mittlerweile bin ich echt traurig, dass die Praktikumszeit so schnell vorbeiging und werde mit Sicherheit in Zukunft ab und zu mal vorbeischauen. Ein großes Dankeschön an alle Mitarbeiter für eine ganz tolle Praktikumszeit, die Hilfe in allen Bereichen, die persönlichen Gespräche und vor allem auch die Süßigkeitenkiste 🙂