Geschichte des Hochschulsports an der RWTH von 1945 - Heute

Beitrag in: Alma Mater Aquensis, 1949.

Mit dem WS 1949/50 lud das Institut für Leibesübungen, erstmals nach dem Krieg, wieder zu freiwilligen Übungen  wie Gymnastik, Schwimmen, Ballspiele, Boxen, Leichtathletik und Skilaufen in der Eifel ein.

Neuer Direktor wurde Gerhard Nacke-Erich, der dieses Amt bis 1957 inne hatte.In der Nachkriegszeit musste das IfL seine Aufgabe allerdings erst selbst wieder finden. Die Ausbildung der Sportlehrer war noch nicht wieder aufgenommen worden und die organisatorische Stellung des Instituts innerhalb der Hochschule war unklar.

Als eine erste Maßnahme erschien da die Gründung des Hochschulausschusses für Leibesübungen 1952.

Der Hochschulausschuß ist eine ständige Einrichtung, in dem Mitglieder des Lehrkörpers aus allen Fakultäten, Vertreter der Studenten mit dem Direktor des Instituts für Leibesübungen gemeinsam beraten, wie man die Idee der Leibesübungen an der Hochschule pflegen und weiter ausbauen kann. Es soll also das Institut in seinen Belangen gegenüber der Hochschule und dem Ministerium unterstützt werden, wie auch Rektor und Senat gewisse Aufgaben gegenüber dem Institut und dem laufenden Sportbetrieb angenommen werden sollen.“

Gründung des Hochschulausschusses für Leibesübungen 1952 (Akte N 0137 A)

1953 kam es in diesem Gremium und an der Hochschule insgesamt zu einer Diskussion über die Bezeichnung des IfL. Eine mögliche Umbenennung des „Instituts für Leibesübungen“ in „Institut für Leibeserziehung“ wurde vorgeschlagen. Der Ausschuss für Leibesübungen konnte sich aber mit der ursprünglichen Bezeichnung durchsetzen, da Erziehung nur bei den Universitäten im Rahmen der Lehramtsausbildung zutreffen würde und das „[…] Wort Erziehung […] keine besonders werbende Wirkung auf die Studierenden [haben]“ würde.

Vorschlag auf Umbenennung des IfL (Akte N 0137 A)

Im gleichen Jahr wurde die organisatorische Stellung des Instituts innerhalb der Hochschule kritisch erörtert. Dabei wurde die unmittelbare Angliederung an die Hochschule ohne Fakultätszugehörigkeit als problematisch angesehen.

Die Anbindung an eine Fakultät wurde dagegen allgemein befürwortet. Die zukünftige Einführung eines Lehrfaches Leibesübungen wurde mit der endgültigen Klärung dieser Frage eng verknüpft.

Die Einrichtung eines Instituts für Leibesübungen an einer modernen Hochschule muß das Ziel haben, möglichst viele junge Akademiker praktisch Leibesübungen treiben zu lassen, und sie so zu gewinnen, dass auch später im Beruf der Sport, je nach Neigung und Veranlagung Einfluß auf eine gesunde Lebensführung behält und so die Zivilisationsschäden mildert.

Im März 1957 ging ein entsprechender Antrag des Instituts für Leibesübungen an den NRW-Kultusminister auf Zulassung des Faches „Leibeserziehung“ für Lehramtskandidaten ab dem Sommersemester 1957.

Zulassungsgesuch (Akte N 0137 A)

Die vom Institut angeführten Gründe für die Einrichtung eines derartigen Studienganges lauteten: allgemeiner Mangel an Sportlehrern, eine bestehende langjährige Zusammenarbeit mit Aachener Schulen beim Schulsport und die bereits an der Hochschule in den 1930er Jahren bestandene Ausbildung. Im Antrag wurde auch explizit auf die Erfordernisse einer technischen Hochschule eingegangen: „Für einen Pädagogen des Lehramts an höheren Schulen ist zweifellos eine rein naturwissenschaftliche Lehrbefähigung ungünstig, zumindest besteht die Gefahr der Einseitigkeit, worunter leicht die erzieherische Persönlichkeit leidet.

Im Juni 1957 wechselte der bisherige Direktor des IfL, Nacke-Erich, an die Universität Münster. In dieser Situation wurde mit der Ernennung des neuen Direktors Friedrich Müller 1958 (bis 1978) auch die gewünschte Lehramtsausbildung für Sportler an Schulen eingeführt.

Einführung der Lehramtsausbildung (Akte N 0137 A)

Ab dem WS 1958/59 war das Institut für Leibesübungen der Abteilung für Wirtschafts- und Kulturwissenschaften (Fakultät für Allgemeine Wissenschaften) angegliedert und so auch endlich einer Fakultät zugeordnet. Die Veranstaltungen des 8-semstrigen Studienganges umfassten Themen wie „Geschichte der Leibesübungen in der Neuzeit“, „Biologie der Leibesübungen, Sportschäden und Sportverletzungen“ oder „Hygiene der Körperübungen“.

Mit der Gründung der Philosophischen Fakultät an der RWTH 1965 nahmen die Studierendenzahlen für den Lehramtsstudiengang Leibeserziehung erheblich zu. So stieg die Studentenzahl von 50 (1965) auf 350 (1971) an. Ein weiterer Anstieg wurde erwartet. Das Institut nahm in dieser Zeit drei wesentliche Aufgaben wahr: die Ausbildung der Studierenden der Leibeserziehung, Betreuung des Wettkampfsportes und Förderung des freiwilligen Sportbetriebes. Zu Beginn der 1970er Jahre versuchte man, diese Aufgaben institutionell zu trennen. Der Freizeitsport sollte dabei von einer zentralen Einrichtung durchgeführt werden, während die Lehraufgaben weiterhin vom Institut wahrgenommen werden sollten. Das bisherige IfL sollte durch die allmähliche Umwandlung in ein Sportwissenschaftliches Institut mit einem Lehrstuhl für Sportpädagogik aufgewertet werden.

Aachener Nachrichten, 31.10.1973 (Akte N 0137 D)

Von Prof. Burkhardt Röper (Wirtschaftskunde und Unternehmungslehre) wurden 1976 Bedenken geäußert, dass die geplante Zweiteilung des IfL das Ende der Sportlehrerausbildung bedeuten könnte. Dagegen wurde angeführt, dass den Studierenden fünf Jahre Ausbildung mit Beginn des Studiums zugesichert werden müsste und der momentane Bedarf an Sportlehrern einen Ausbildungsstopp in Aachen nicht zulassen würde. Die Situation gewann noch an Brisanz, da der bisherige Direktor Müller zum 31.03.1978 in den Ruhestand versetzt werden sollte.

Ankündigung über die Einstellung des Lehramtsstudienganges Sport zum WS 1982/83 (VV WS 1982/83)

Nach langwierigen Verhandlungen konnte Prof. Dr. Günther Lüschen den Lehrstuhl für Sportwissenschaft und das IfL ab dem WS 1982/83 übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings bereits klar, dass der Studiengang Sport für das Lehramt in Aachen durch das Wissenschaftsministerium NRW zum WS 1982/83 eingestellt werden würde (neben weiteren Lehramtsstudiengänge wie Geographie und Sozialwissenschaften).

Übrig blieb lediglich das heutige Hochschulsportzentrum, während das IfL nur noch ein Auslaufmodell für die eingeschriebenen Studenten war. Die letzten Lehrveranstaltungen wurden im Wintersemester 1990/91 abgehalten