Geschichte des Hochschularchivs der RWTH - ein Überblick

Im Vorfeld der Hundertjahr-Feier der RWTH im Jahr 1970 stellte man fest, "daß die Hochschule selbst noch wichtige Akten aus der Gründerzeit des alten Polytechnikums und aus dem letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts besaß." (Düwell, AMA 1973/74). Prof. Dr. Klinkenberg vom Historischen Institut der RWTH erwirkte am 9. März 1967, als maßgeblicher Initiator, den Gründungsbeschluss des Senats zur Einrichtung eines Hochschularchivs.

Die personelle und räumliche Situation des Archivs war zu Beginn prekär. Der erste Archivleiter, Dr. Kurt Düwell, musste mit lediglich zwei Schreibkräften auskommen. Zudem konnte er die archivwürdigen Aktenbestände größtenteils nicht in einem dafür geeigneten Archivmagazin unterbringen, sondern beließ sie in der Hochschulverwaltung (Hauptgebäude Templergraben). Bei seinem Fortgang im Herbst 1974 fürchtete Düwell um das Fortbestehen des Archivs, was sich allerdings mit der Berufung von Prof. Dr. Rainer Hildebrandt als wissenschaftlichem Leiter im Nebenamt 1978 als unbegründet erwies. Jedoch mussten nun zunächst die verstreuten Archivbestände räumlich wieder zusammengeführt werden.

Der Umzug des Archivs aus den beengten Räumlichkeiten in der Vinzenzstraße 11 zum Templergraben 57 im Jahr 1985 bot erstmals ausreichende Magazinflächen für die vorhandenen Archivbestände. Das neue Domizil, eigentlich nur ein Provisorium aus Barackenbau und Ruine, bot jedoch keinen ausreichenden Schutz vor Witterungseinflüssen, unter denen auch die Archivmitarbeiter zu leiden hatten. Eimer und Schirme gehörten bald zum Arbeitsalltag...

Trotz dieser Widrigkeiten entfaltete das Hochschularchiv eine rege Erschließungstätigkeit. Umfassten die Archivbestände zu Beginn noch im wesentlichen die Matrikelbücher und deren Auswertungen auf Karteikarten, so stieg die Zahl der Aktenbände von 800 im Jahr 1985 in zehn Jahren auf 3000 Bände. Die Erschließung des Materials hielt damit durchaus Schritt, so dass 1991 bereits 70% der Bestände als erschlossen gelten konnten. Dies geschah durch eine detaillierte Erfassung nach Personen und Schlagworten auf Karteikarten, die heute noch genutzt werden. Inzwischen sind auch Online-Findbücher (MidosaXML) verfügbar, die kontinuierlich ergänzt werden.

Etwa zeitgleich stieg die Zahl der Anfragen und der Benutzungen des Archivgutes an. Ergänzende Sammlungen in den Bereichen Photo, Nachlässe und museale Objekte wurden angelegt. Sie werden bis heute fortgeführt.

Im Jahr 1992 gestaltete das Hochschularchiv erstmals eine kleinere Ausstellung zur Geschichte und Entwicklung der RWTH im Rahmen eines Dies Academicus. Beteiligungen an verschiedenen Veröffentlichungen zur RWTH-Geschichte folgten. Mit der Interpräsentation "RWTH-rückblicke-einblicke-ausblicke" 2003 zur Hochschulgeschichte betrat das Hochschularchiv technisches Neuland, das sich in den darauffolgenden Jahren als zukunftsfähig erweisen sollte und als Teil der Öffentlichkeitsarbeit einen der Entwicklungsschwerpunkte des Hochschularchivs darstellt.

Ende 1998 konnte das Archiv schließlich die neuen Räumlichkeiten in der Kopernikusstr. 16 beziehen, die wenngleich nicht optimale, so doch deutlich bessere Klimabedingungen bieten.

Heute steht nicht nur das Hochschularchiv vor der Herausforderung die zukünftige (Stichwort: elektronische Akten) und die vorhandene Überlieferung (Stichwort: Papierzerfall) zu sichern und zugänglich zu machen.

"Eine [...] Bildungseinrichtung wie die RWTH ist sich wohl bewußt, daß ihre Jungerhaltung zum Teil auch davon abhängt, wie sehr sie sich im Spiegel einer kritisch aufgearbeiteten Überlieferung Rechenschaft über ihre Vergangenheit und Entwicklung zu geben vermag, um ihren Standort in der Gegenwart richtig zu bestimmen." (Düwell, 1991).

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