Januar 2009

Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 begann sehr bald die Vertreibung aller aus „rassischen“ oder politischen Gründen dem NS-Regime nicht genehmen Professoren aus ihren Ämtern. An der TH Aachen ging dabei ein wesentlicher Impuls vom AStA der TH Aachen aus, in dem zwar der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) nicht über die absolute Mehrheit verfügte, dessen Vorstand aber dennoch die Entlassung von marxistischen Assistenten und Professoren forderte. Neben politisch Verfolgten wurden auch jüdische Professoren genannt.

Mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 schufen die Nationalsozialisten die notwendige Rechtsgrundlage, um u. a. auch alle „Kommunisten“ und „Juden“ aus dem Hochschuldienst zu entlassen. Eine Ausnahme galt nur für jüdische Beamte, wenn sie im Ersten Weltkrieg für Deutschland bzw. seine Verbündeten gekämpft hatten oder bereits vor 1918 verbeamtet waren.

An der TH Aachen wurden insgesamt zwölf Professoren entlassen (fast zehn Prozent des Lehrkörpers). Entlassen kann in diesem Zusammenhang auch zwangsweise Versetzung in den Ruhestand oder (genötigtes) Ausscheiden aus dem Dienst bedeuten. Bei den im Telegramm des Reichskommissars für das Ministerium  für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Bernhard Rust, genannten Professoren und Privatdozenten, die beurlaubt werden sollten, handelt es sich um:

Ludwig Hopf (1884 – 1939, Ordentlicher Professor für Höhere Mathematik, 01.05.1934 Versetzung in den Ruhestand)

Walter Fuchs (1891 – 1957, Ordentlicher Professor für Technische Chemie, 30.09.1933 ausgeschieden)

Alfred Meusel (1896 – 1960, Privatdozent für Sozialökonomie und Soziologie, 01.10.1933 entlassen)

Karl Walter Mautner (1881 – 1949, Privatdozent für Eisenbetonbau, 31.12.1935 entlassen)

Paul Levy (1875 – 1956, Außerordentlicher Professor für Chemie der Fette, Öle, Wachse und Harze, 30.09.1933 ausgeschieden)

Ludwig Strauss (1892 – 1953, Privatdozent für Literaturwissenschaft, 31.03.1935 entlassen)

Leopold Pick (1875 – 1938, Privatdozent für Gestaltungslehre, 31.07.1933 entlassen)

Nicht genannt sind die folgenden Professoren:

Otto Blumenthal (1876 – 1944, Ordentlicher Professor für Mathematik, 30.09.1933 entlassen)

Theodore von Kármán (1881 – 1963, Ordentlicher Professor für Mechanik und Aerodynamik, 31.03.1934 entlassen)

Arthur Guttmann (1881 – 1948, Honorarprofessor für Baustoffe der Hochofenschlacke, 16.09.1933 ausgeschieden)

Rudolf Ruer (1865 – 1938, Ordentlicher Professor für Theoretische Hüttenkunde und physikalische Chemie, 30.09.1933 entlassen)

Hermann Salmang (1890 – 1961, Außerordentlicher Professor für Eisenhütten- und Materialkunde, 31.12.1935 entlassen)

Ausführlichere Biographien der Professoren finden sich in „Wissenschaft zwischen technischer und gesellschaftlicher Herausforderung. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen 1970 bis 1995, hrsg. von Klaus Habetha, Aachen 1995“ und in der Online-Ausstellung „rückblicke – einblicke – ausblicke„. In der Professorendatenbank des Hochschularchivs finden sich ebenfalls Kurzbiographien der Professoren.

Quelle: Hochschularchiv Akte 508

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