Kalenderbild Januar: Echo der Vergangenheit – 150 Jahre RWTH Aachen

Quelle: Hochschularchivbibliothek. Gq 1970/1, S. 13.

Quelle: Hochschularchivbibliothek. Gq 1970/1, S. 13.

Der Kalender für dieses Jahr steht ganz im Zeichen des 150-jährigen Jubiläums der RWTH Aachen. Das Ziel war es, möglichst verschiedene Bilder auszuwählen, die unterschiedliche Facetten der RWTH widerspiegeln. Für den Anfang bot es sich an, ein Bezug zur Gründung der RWTH herzustellen. Aus diesem Grund zeigt das Kalenderbild für Januar die Titelseite der Montagsausgabe der Zeitung „Echo der Gegenwart“ vom 15. Mai 1865, dem Tag der Grundsteinlegung der RWTH.

Das Titelbild besteht neben der Kopfzeile mit allgemeinen Informationen zur Tagesausgabe der Zeitung aus zwei markanten Bestandteilen. Im oberen Bereich ist ein Porträt von Wilhelm I abgebildet, der von 1861 bis 1880 König von Preußen und von 1871 bis 1880 der erste Kaiser des Deutschen Reiches war. Im unteren Teil der Titelseite ist ein Gedicht anlässlich der Gründung der „Polytechnischen Anstalt“ zu lesen:

Heut‘, Rheinland, braus‘ dein Jubelsang, Zu Salven und zu Glockenklang, Und Rhein und Mosel rauschet drein: „Wir wollen treu dem König sein.“ Zum Himmel klar, Trag‘ Zollerns Aar Von Rheinlands Bergen frei und hehr, Den Schwur der Treu‘ „vom Fels zum Meer.“

So huldigt Rheinland allzumal Zu Aachen bei dem Kaisersaal: „ In Treue soll am deutschen Rhein Des starken Preußens Reichswacht sein.“ Zum Himmel klar Trag‘ Zollerns Aar Von Rheinlands Bergen frei und hehr, Den Schwur der Treu‘ „vom Fels zum Meer.“

„Mit Gott für König, Vaterland!“ O Wort, das jeden Hader bannt Mit dem das Volk den Feind zerhau’n, Die Kön‘ge unsre Dome bau’n. Zum Himmel klar Trag‘ Zollerns Aar Von Rheinlands Bergen frei und hehr, Denn Preußens Ruhm „vom Fels zum Meer.“

Die Kirche und die Wissenschaft Erstarken in der Freiheit Kraft, Und Dom und Polytechnikum, Sie künden beid‘ des Königs Ruhm. Zum Himmel klar Trag‘ Zollerns Aar Von Rheinlands Bergen frei und hehr, Des Volkes Dank „vom Fels zum Meer.“

Von Kaiser Karols Heldengruft Wie Weihrauch und wie Maienduft Steig‘ für des Königs Majestät Zum Himmel unter Dankgebet: Zum Himmel klar Dem Herrscherpaar Die Huldung, die Ihm Rheinland zollt, So warm, wie feiner Reben Gold!

So, Rheinland, braus‘ dein Jubelsang, Zu Salven und zu Becherklang, Und Rhein und Mosel rauschet drein: „Wir wollen treu dem König sein.“ Wie Gold so wahr, Wie Sonnen klar, Wie es seit fünfzig Jahren war, So heute, und so immerdar!

– Ric.Schüren

Dieses Gedicht spiegelt den Zeitgeist jener Epoche anschaulich wider: Die Verehrung und Lobpreisung des Kaisers sowie des Deutschen Reichs, welches 1845 durch Wilhelm I repräsentiert wird, stehen im Mittelpunkt. Es finden sich noch weitere Verweise zur deutschen Geschichte und Kultur (z. B. die Stärke des Kaiserreiches bzw. die des Volkes). Dabei ist es bemerkenswert, dass die RWTH lediglich einmal in der vierten Strophe namentlich genannt wird („Polytechnikum“), und ansonsten nur räumlich verortet wird (Aachen bzw. das Rheinland). Daraus wird ersichtlich, dass die Bedeutung der Grundsteinlegung der RWTH in akademischer Hinsicht damals noch nicht absehbar war und dieser Akt vom Besuch des Kaisers in Aachen überschattet wurde. Jetzt, 155 Jahre später, nimmt die RWTH eine bedeutende Rolle ein: nicht nur in Aachen, sondern auch in Deutschland und der ganzen Welt. Für die Stadt Aachen stellt sie den mit Abstand größten Arbeitgeber dar, während die Hochschule im restlichen Land und auch international einen exzellenten Ruf im Bereich der Naturwissenschaften genießt.

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