Nicht nur staubige alte Bücher

Praktikumsbericht BildSchon vor einem Jahr hatte ich mich dazu entschlossen, im Hochschularchiv ein Praktikum machen zu wollen. Abgesehen davon, dass ich für meinen Masterstudiengang ein Praktikum absolvieren muss, wollte ich unbedingt eins machen, um Erfahrungen dazu zu gewinnen und Abwechslung zum Studieren zu haben. Unter anderem durch meinen Vater kam ich dann zum Archiv der RWTH, der Uni meiner Heimatstadt. Das Bewerbungsgespräch führte ich noch mit Filis Vorgängerin Claudia und es verlief reibungslos – ich hatte meinen Praktikumsplatz.

Ein Jahr später sitze ich hier und mache mein spannendes Praktikum, das mindestens so gut ist, wie erwartet. Durch die obligatorischen Aufgaben, die jeder Praktikant erledigen soll und durch die ständig unerwartet aufkommenden Aufgaben, wird einem hier bestimmt nicht langweilig. Das Team ist sehr nett und man wird nicht unter Druck gesetzt. Die Atmosphäre ist stets angenehm und fröhlich. Und hier kann ich ein wenig meine Leidenschaft für alte Bücher ausleben. In den Magazinen stapeln sich Akten, Baupläne, Plakate und Bücher und manchmal findet man sogar etwas, das man hier nicht erwartet hat, z.B. eine Krawatte vom RWTH Merchandise.

Neben einfacheren Aufgaben wie umräumen, Akten umbetten oder ähnlichem, begegnen einem auch immer wieder Herausforderungen. Für eine Anfrage mussten wir z.B. einen Text transkribieren, der in alter Sütterlin-Handschrift geschrieben war – und das nicht gerade leserlich. Nach mehreren Stunden, die wir immer mal wieder zusammen über dem Text brüteten, haben wir schließlich alle Wörter entziffern können, was ein Erfolgserlebnis nach mehrmaliger Verzweiflung war! Die Teamarbeit und die Abwechslung, die man erfährt, wenn man hier arbeitet, sind einfach großartig.

Beeindruckend fand ich auch das Umbetten von alten Akten. Dabei wird Seite für Seite aus dem alten Umschlag genommen und in eine neue Mappe gebettet, die aus besonderer, papierfreundlicher Pappe besteht. Außerdem wird spezielles Plastik zum Einheften benutzt, das das Papier nicht auf Dauer angreift und zerstört. Dann müssen Tackernadeln, Klebestreifen oder ähnliches, also alles, was Spuren auf dem Papier hinterlassen könnte, entfernt werden, um die Akte für die Ewigkeit zu konservieren. Ist ein Papier gerissen, kann es mit einer besonderen Folie geklebt werden. Manchmal müssen auch Rückstände vom Papier mit einer Art Radiergummi entfernt werden. Je älter die Akte, desto vorsichtiger muss man mit den Seiten umgehen und sie umbetten. Dabei liest man nebenbei immer wieder interessante Dinge oder kann sich fesche Fotos aus alten Personalakten ansehen.

Zu den obligatorischen Aufgaben gehört aber auch Digitalisierung und Videoerstellung. Jeder Praktikant muss mindestens ein Dokument einscannen, damit es auch online einsehbar und die Benutzung noch einfacher ist. Damit geht die Digitalisierung zwar langsam voran, aber besser langsam als gar nicht. Das Video hingegen soll etwas aus dem Archiv näher erklären und für die Masse zugänglich sein. Dabei darf man sich selbst etwas überlegen, dass man filmen und erläutern will. Ich habe dafür mit zwei anderen Praktikanten den Weg zum Archiv gefilmt, denn das Gebäude ist ein wenig wie das verrückte Labyrinth und der Mitarbeiterraum des Archivs nicht ganz so einfach zu finden. Mithilfe des Videos aber jetzt hoffentlich einfacher!

Alles in allem wird man immer komplett mit eingebunden und hat nahezu dieselben Aufgaben wie die Mitarbeiter, bzw. man nimmt ihnen Aufgaben ab. Man fühlt sich gut aufgehoben und Langeweile gibt es quasi nicht. Trotzdem wird man nicht erschlagen mit Aufgaben. Das Praktikum war ausgeglichen und wirklich toll und abwechslungsreich.

Danke an alle!

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