Kalenderbild Januar: Eine kurze Geschichte des Audimax – Von Karl (Schlüter) zu C.A.R.L.

Das Kalenderbild dieses Monats zeigt das Audimax der RWTH bei Nacht und erreichte uns mit der Datierung „1953/54“. Ein Blick in die Geschichte des Audimax verrät, dass das Gebäude erst 1954 errichtet wurde; da man außerdem schneebedeckte Autos erkennen kann, liegt der Schluss nahe, dass das Foto zum Ende des Jahres 1954 entstanden sein muss.

Schwarz-Weiß-Foto vom Audimax bei Nacht

Das Audimax bei Nacht, vermutlich im Winter 1954 (Sig.: 2.1.2.a)

Das Audimax wurde im Zuge des Wiederaufbaus und der Vergrößerung der Hochschule nach dem Zweiten Weltkrieg unter Leitung des Architekten Karl Schlüter errichtet. Schlüter, der an der RWTH Architektur studierte und später beim Staatshochbauamt Aachen den Bauvorhaben für die RWTH vorstand, war eine prägende Figur im Bild der Hochschule und zeichnet für mindestens 20 Neubauten und 12 Um- und Erweiterungsbauten verantwortlich, wobei das Audimax naturgemäß eines der größten Projekte darstellte. Erste Planungen für ein neues großes Hörsaalgebäude begannen bereits im Jahr 1950 und unterliefen zahlreichen Veränderungen bis das Audimax 1954 in seiner heutigen Form fertiggestellt wurde. Das Gebäude beherbergt drei Hörsäle: den für ca. 1000 Studierende ausgelegten „großen“ Hörsaal und die, nach der Farbe ihrer Bestuhlung benannten, „roten“ und „grünen“ Hörsäle mit je knapp 500 Sitzplätzen. Zusätzlich gibt es Garderoben, zahlreiche weitere kleinere Räume mit wechselnder Funktion, Lernplätze für Studierende und mehr. Der damals 4,5 Millionen DM teure Neubau erforderte Innovationen in der verwendeten Klima-, Beleuchtungs- und Projektionstechnik und resultierte in einem architektonisch einzigartigen Gebäude, das heute als ortsfestes Denkmal gemäß §3 DSchG NRW geschützt ist. Der große Hörsaal des Audimax bleibt bis heute der größte Hörsaal der RWTH und wird neben seiner unabdinglichen Rolle als Ort der meistbesuchten Vorlesungen regelmäßig für Vorträge, Lesungen, Kabarett, Theater und weitere Veranstaltungen genutzt. Nichtsdestotrotz haben der Zahn der Zeit und unzählige Nutzer_innen ihre Spuren hinterlassen und das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Pläne für eine Sanierung bekundet der BLB schon seit 2010, aufgrund des akuten Hörsaalmangels müssen diese allerdings ruhen bis durch die Eröffnung des neuen Hörsaalzentrums „C.A.R.L.“ Ersatz für das Audimax geschaffen wird (Pressemitteilung der RWTH, Wikipedia-Artikel zum CARL). Der neue Hörsaalkomplex wird die zentrale Rolle des Audimax übernehmen und soll, nach mehrfacher Verschiebung des Termins, zum Sommersemester 2017 in Betrieb genommen werden (der Probebetrieb läuft bereits). Das Audimax wird damit entlastet und in seiner Rolle als größtes Hörsaalgebäude abgelöst – seinen Platz in der Geschichte der RWTH hat es aber jetzt schon sicher.

Mehr Informationen:

  • Zu Bau und Architektur des Audimax: Jahrbuch der RWTH Aachen (1955-56), S. 143-146, 161-163.
  • Zu Karl Schlüter: Alma Mater Aquensis (Band II 1964), S. 71-74.
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