Praktikumsbericht – mit vier Jahren Verspätung

Vier Jahre lang habe ich das Geheimnis mit mir herumgetragen, zum Ende meiner Tätigkeit hier im Hochschularchiv ist der geeignete Moment gekommen, ein Geständnis abzulegen: Ich habe die letzte Aufgabe eines jeden Praktikanten, einen Praktikumsbericht im Weblog hochzuladen, nie erledigt!

Zur Erklärung: Im August/September 2011 absolvierte ich mein Pflichtpraktikum für den Bachelor im Archiv. In meiner letzten Woche saß ich an einem der beiden PCs und wollte anfangen, den obligatorischen Bericht zu schreiben. Während ich mich um die ersten gelungenen Formulierungen bemühte, telefonierte die damalige Mitarbeiterin Erika Haase mit dem Geschäftsführer des Archivs, Dr. Klaus Graf. Eigentlich sollte ich mich ja auf meinen Bericht konzentrieren, kam aber nicht umhin, dem Gespräch der Beiden zu lauschen. Es ging um ein Projekt mit der Fakultät für Bauingenieurwesen. Deren Geschäftsführung „hatte allem zugestimmt“, berichtete Frau Haase. Und dann kamen die entscheidenden Sätze: Sie meinte dann: „Jetzt brauchen wir nur noch jemanden, der die Stelle übernimmt.“ Kurze Stille. „Ja, ich kann ihn mal fragen.“ Sie drehte sich zu mir um: „Lars, möchtest du eine Hiwi-Stelle übernehmen?“ Ich musste nicht lange überlegen: Da mir das Praktikum sehr gut gefallen hatte, die Atmosphäre im Team sehr angenehm und ich schon etwas traurig war, dass meine Praktikumszeit zuende ging, sagte ich ohne weiteres sofort zu. Ein Termin mit der Geschäftsführung der Fakultät für Bauingenieurwesen wurde vereinbart – mein Praktikumsbericht wurde still und heimlich ad acta gelegt…

Die ersten beiden Jahre wurde ich von Herrn Graf liebevoll – und mit einem Augenzwinkern – als „Fremdkörper“ bezeichnet, da ich im Zuge des Projekts in den Archivräumlichkeiten arbeiten konnte, ohne studentische Hilfskraft des Archivs zu sein. In dieser Zeit „spionierte“ ich so oft und gut es ging und lernte durch die (räumliche) Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Herrn Graf unter anderem, wie man eine Ausstellung zu „Architektur und Architekten an der RWTH“ konzipiert/umsetzt, Soziale Medien zur Öffentlichkeitsarbeit nutzt, Kalender erstellt und wie der Arbeitsalltag im Archiv über ein Jahr verteilt aussieht.

Als Annica Ströbel Ende 2013 ihren Master machte und ihre Tätigkeit als studentische Hilfskraft damit endete, bekam ich die Möglichkeit, ihre Stunden zusätzlich zu meinen Stunden für die Bauingenieure zu übernehmen. Ich war kein Fremdkörper mehr! Von da an war ich als Nachfolger von Annica Ströbel für die Pflege/Ordnung der Findbücher und für die Registratur und Ablage zuständig. Zudem erhielt ich den Titel „Bewertungsbeauftragter“: Um Herrn Graf die Bewertung größerer Abgaben (also mindestens 20 Kartons) zu erleichtern, versuchte ich vorab ein System in die meist unstrukturierten und nicht nach Themen sortierten Kartons zu bekommen, damit Herr Graf bei der Entscheidung „archivwürdig/kassiert“ (er nannte es auch immer gerne „Blamieren oder kassieren“) nicht jede einzelne Akte, sondern bestenfalls nur noch jeden Karton bewerten musste. Diese Aufgabe hatte mir in der gesamten Zeit immer am meisten Spaß gemacht: jede Abgabe war eine neue Herausforderung, ich wusste nie, was mich erwartet und es war immer sehr schön zu sehen, wenn eine stundenlange Vorarbeit dazu führte, dass Herr Graf eine Abgabe mit über 30 Kartons in weniger als einer Stunde bewerten konnte.

Was lässt sich abschließend zu meiner zwei- beziehungsweise vierjährigen Tätigkeit sagen? Hier nur ein paar kurze Anmerkungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

– „Highlights“ neben der alltäglichen Arbeit waren zum einen zwei Videos: Das Interview mit Herrn Graf zu seinem zehnjährigen Dienstjubiläum und die Produktion des Imagefilms. Die Konzeptionen im Team zu erstellen, „Darsteller“ vor der Kamera zu sein und dann später das Ergebnis zu sehen gefielen mir sehr gut. Zum anderen gehörte das „Langzeitprojekt Magazinumgestaltung“ zu meinen persönlichen Highlights: Es ist einfach schön zu sehen, dass durch langes und intensives Arbeiten eine deutlich übersichtlichere und damit auch bessere Struktur in den Magazinen des Archivs „für die Zukunft“ eingekehrt ist.

– Wie eigentlich aus allen Praktikumsberichten ersichtlich wird: Die Atmosphäre im Team war über die gesamte Zeit gesehen immer sehr gut. Natürlich gab es auch vereinzelte Momente, in denen es etwas hektischer oder stressiger zuging, aber ich denke, dass das eben auch dazu gehört, wenn man gemeinsam versucht, das Beste herauszuholen. Ich bin immer sehr gerne zur Arbeit gekommen und hoffe, dass ich auch über meine Tätigkeit hinaus Kontakt zum Archiv halten werde.

– Die Tätigkeit im Hochschularchiv der RWTH Aachen bietet die Möglichkeit, sich in Bereiche über das eigentliche Archivwesen hinaus einzuarbeiten: Videos, Präsentationen erstellen, Social Media Kanäle pflegen, Blogbeiträge verfassen, Führungen mitgestalten etc. Die abwechslungsreiche Tätigkeit hier hat mir immer sehr gut gefallen.

– Vor meinem Praktikum 2011 wusste ich zwar, dass es die Hunderasse „Chihuahua“ gibt. Wirklich wahrgenommen hatte ich sie allerdings nie. Dies sollte sich ab August 2011 ändern. Die beiden Hunde von Herrn Graf, Sissi und Franz, haben mir durch ihre doch sehr „eigenwillige“ Art gezeigt, dass sich kleine Hunde unabhängig von ihrer Größe nicht unbedingt unterordnen, einen starken Charakter besitzen und Meister darin sind, Aufmerksamkeit zu bekommen – sei es durch Fiepen beim Essen oder den berühmten „Hundeblick“, bei dem es schwer fällt, nicht weich zu werden… Sissis Tod im Dezember des letzten Jahres war für mich definitiv der traurigste Moment im Archiv und zeigte mir, wie stark meine Bindung zu den beiden in den vier Jahren geworden ist.

Abschließend bleibt nur noch „Danke“ zu sagen an meine Kolleginnen Maja Dachtera, Erika Haase, Maria Horn, Claudia Krütgen, Maike Schwaffertz, Annica Ströbel und an Klaus Graf für vier lehrreiche und interessante Jahre im Hochschularchiv!

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