Kalenderbild August: Marxistischer Studentenbund Spartakus

Kalenderbild August: Marxistischer Studentenbund Spartakus

Akte 12913

Zum heutigen Bilderfreitag stellen wir unser Kalenderbild für den Monat August vor. Es handelt sich dabei um ein Flugblatt des Marxistischen Studentenbundes Spartakus Aachen von 1973 (Sign.: 12913). Der Marxistische Studentenbund Spartakus (kurz: MSB) bestand von 1971-1990 als bundesweiter Studentenverband in der Bundesrepublik Deutschland und galt als nahestehende Jugendorganisation der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP).

Die Anfänge des Marxistischen Studentenbundes gehen auf die politische Bewegung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) zurück. Anfang 1969 kam es allerdings zu Auseinandersetzungen innerhalb der SDS. Schließlich trennte sich die traditionalistische Strömung von der SDS und schuf die Assoziation Marxistischer Studenten (AMS), bei der sich zunächst nur um einen lockerer Zusammenschluss einzelner Gruppierungen handelte.

Diese Gruppierungen schlossen sich am 21. Mai 1971 an der Uni Bonn zusammen und gründeten den Marxistischen Studentenbund Spartakus (MSB). Von da an gehörte der MSB zu den einflussreichsten Studentenverbänden in der BRD mit bundesweit zeitweise bis zu 6500 Mitgliedern. Ideologisch orientierte sie sich stark an die DKP. Bemerkenswert war zudem, dass ungefähr 60% der MSB-Mitglieder zugleich Mitglied der DKP waren. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zog jedoch auch der MSB die Konsequenz und löste sich 1990 als bundesweiter Studentenverbund auf.

Bekannt war der MSB vor allem durch seine offene Feindschaft zum Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), des Studentenverbandes der CDU/CSU. In diesem Kontext muss auch die Karikatur gedeutet werden. Dargestellt sind vier Hunde, die in einer Hundehütte eingepfercht sind. Die Hunde stehen jeweils für die Bundesparteien CDU und CSU, sowie für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die traditionell eng mit den Wirtschaftsinteressen der CDU/CSU verknüpft ist. In der Bildebene vor der Hundehütte ist ein weiterer Hund zu erkennen mit dem Zettel „wählt RCDS“ und an der Hundehütte angekettet ist.

„Wenn wir an die Macht kommen, wird an den Hochschulen kurzer Prozeß gemacht!“ Mit diesem provokativen Ausspruch von Christian Schwarz-Schilling bezieht er sich thematisch auf den Radikalenerlass von 1972, der unter der Regierung von Willy Brandt verabschiedet wurde und den die CDU entschieden befürwortet hatte. In diesem Erlass wurde beschlossen, dass Menschen mit kommunistischen Überzeugungen nicht im öffentlichen Dienst tätig werden konnten und ihnen speziell die Verbeamtung verwehrt wurde. Betroffen davon waren nicht nur DKP-Mitglieder, sondern auch Mitglieder der Marxistischen Studentenbundes Spartakus und andere sozialistische Parteien, Studentenverbände und Gruppierungen.

Durch die Ankettung an die Hundehütte kann gedeutet werden, dass die RCDS als Studentenverband nicht selbstständig denkt und abhängig von der CDU/CSU ist. Mit der Sprechblase: “Was denn?” Wird der RCDS zudem eine gewisse Naivität in Bezug auf den Radikalenerlass nachgesagt. Insgesamt möchte die MSB also vermutlich aufzeigen, dass die RCDS durch die politische Bevormundung der CDU/CSU den Radikalenerlass befürwortet und mit diesem unselbstständigen Verhalten kein geeigneter Kandidat für das Studentenparlament der RWTH Aachen ist.

An der RWTH Aachen findet der Studentenbund erstmals Erwähnung in einem Aufruf zu einer öffentlichen Diskussion zum 16.12.1970 über die Freiheit der Wissenschaft an den deutschen Hochschulen (vgl. Sign.: N 0320). Erstmals trat der MSB dann zur Wahl des Studentenparlaments am 02.-05. Februar 1971 an. Am 09. Mai 1972 erreichte die MSB 2,9%. 1973 fanden Studentenparlamentswahlen sowohl zum Sommersemester als auch im Wintersemester statt. Dort erreichte die MSB am 29. Juni 1973 1,7% und verlor damit -1,2% der Stimmen im Vergleich zum Vorjahr. Trotz der Wahlniederlage der MSB konnte sich dennoch eine Mehrheit für eine sozialistische AStA-Bildung in einer Koalition aus den Basisgruppen und dem Sozialistischen Hochschulbund (SHB) finden. Zur Wahl am 07.12. 1973 konnten sie wiederum auf 3,16% erhöhen. Mit dieser Wahl verlor der sozialistische Flügel aber seine Mehrheit und konnte keine weitere AStA mehr stellen.

Weiterführende Links: Artikel vom Gründungsmitglied der AMS und MSB Michael Merks  von 2011 Artikel vom Spiegel von 1971, Mao Projekt

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