Mitarbeiter des Hochschularchivs Aachen helfen dem Stadtarchiv Köln

Acht Mitarbeiter des Hochschularchivs Aachen haben sich am Dienstag nach Köln aufgemacht, um im Erstversorgungszentrum bei der Versorgung des aus der Unglücksstelle des Stadtarchivs in der Severinstraße geborgenen Archivguts zu helfen. Dank des Entgegenkommens des Fahrdienstes der RWTH Aachen kamen die meisten Teilnehmer des Hilfseinsatzes kurz vor 13 Uhr bequem mit einem Kleinbus in dem rechtsrheinischen Vortort Kölns an, wo in einer großen Halle auf drei Etagen das Erstversorgungszentrum untergebracht ist.

Nach einer kurzen Einweisung durch einen Archivar des Stadtarchivs, bei der der Arbeitsschutz und die Verschwiegenheitspflicht im Vordergrund standen, ging es zum Umziehen. In weißer Schutzkleidung mit Mundschutz und Handschuhen arbeiteten wir an einem großen Tisch in zwei Vierergruppen. Das von der Unglücksstelle angelieferte Fundgut befindet sich in weißen Kartons auf Paletten. Bis zum Ende unserer Schicht um 19 Uhr hatten wir zwei Paletten geschafft. Zwischendurch gab es Mittagessen: Schnitzel mit Kartoffelsalat.

Jedes Öffnen eines Kartons war wie das Öffnen einer Wundertüte. Wie bereits oft in der Presse beschrieben, war der Erhaltungszustand der Archivalien ganz unterschiedlich. Es gab auch zerfetzte oder sehr stark beschädigte Unterlagen, doch die meisten Archivalien waren in gutem Zustand – und vor allem trocken! Nur in einem Fall mussten mit Schimmel befallene Akten in Folie verpackt werden.

Wir entnahmen die Unterlagen den Kartons und entfernten mit einem Handfeger anhaftende Schuttreste. Wenn Stehordner einen intakten Schließmechanismus aufwiesen, wurde der Inhalt entnommen und das Rückenschild entweder abgezogen und beigelegt oder wir beschrifteten ein Blatt mit dem Text der Aufschrift. Dann kam der Ordner in den Müll. Beschriebenes wurde nie weggeworfen, auch keine kleinen Fetzen, lediglich unbeschriebene Kartonagen. Der Inhalt der Ordner und andere Einheiten, die keinen Zusammenhalt mehr hatten, wurden in ein dünnes blaues Papier eingewickelt. Manchmal waren die Akteneinheiten durcheinandergeraten und ein falscher Aktentitel lag bei den Unterlagen. Die einzelnen Stücke wurden auf handschriftlichen Listen mit der Signatur, so noch vorhanden, oder einer Kurzbezeichnung (notfalls z.B.: „Akten 18. Jahrhundert“) festgehalten. Die Archivalien kamen dann in große blaue Wannen, die zur Weiterbehandlung – z.B. Trocknung und EDV-Erfassung – eine Etage höher befördert wurden.

„Ich packe meinen Koffer“ – an dieses Spiel erinnert der Versuch, die vielen verschiedenen Unterlagen aufzuschreiben, auf die wir stießen. Natürlich hat es uns besonders berührt, dass das älteste Stück, das wir in den Händen hatten, ausgerechnet ein einwandfrei erhaltenes Aachener Zinsregister aus dem 14. Jahrhundert war (Auswärtiges Nr. 1). Daneben gab es auch einige wenige Akten aus dem 15. Jahrhundert, viele frühneuzeitliche Akten, z.B. zum Reichskammergericht, teilweise auch Rechnungen, viele Archivalien des Bestands Französische Verwaltung. Aus dem 19. Jahrhundert begegneten wir Unterlagen aus dem Nachlass von Leonhard Ennen, seit 1857 Kölner Stadtarchivar. Für das 20. Jahrhundert sind zu nennen: Schriftgut der Ratsausschüsse nach 1945, Nachlassteile (darunter auch eine Schachtel mit belletristischen Allerweltsbüchern, unter anderem ein Taschenbuch mit erotischen Krimis), Unterlagen zu den „Rheinischen Lebensbildern“. Die jüngsten Akten waren Ordner zum Kölner Filmfest aus den 1990ern.

Durch das ständige Stehen war die Arbeit anstrengend, aber danach hatte jede/r das Gefühl, etwas Sinnvolles zu einer wichtigen Gemeinschaftsanstrengung beigetragen zu haben.

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